Unterwegs in Costa Rica

Titelbild
Nachtaktiver Kletterfrosch „red eyed tree frog”. (Foto: Hans Christian Schikore)
Von 27. Februar 2006

Die nicaraguanischen Behörden hatten uns schnell abgefertigt, und im Niemandsland noch vor dem Schlagbaum von Costa Rica erbat der Fahrer ein paar zusätzliche US-Dollar von uns: dank dieses besonderen „Sonntagszuschlags“ wurden dann die Übertrittsformalitäten auch sehr schnell erledigt.

Mit seinen 51.100 Quadratkilometern ist Costa Rica etwas größer als die Schweiz, und in mancher Tourismusbroschüre rühmt es sich auch ganz offiziell als die „Schweiz Lateinamerikas“. Wie in der Schweiz gibt es hohe Berge, der höchste Gipfel erreicht immerhin 3.819 Meter.

Dass das Land ohne Militär auskommt, ist großartig; man belässt es bei einer gut ausgebildeten Polizei. Bemerkenswert ist auch, dass – je nach Quellenangabe – 20 bis 25 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz stehen. Das ist auch nötig, denn noch im Jahr 1950 war über die Hälfte des Landes bewaldet – 50 Jahre später waren es nur noch etwa 20 Prozent.

Im Gegensatz zu Guatemala oder Nicaragua stellen die Weißen zusammen mit Mulatten 98 Prozent der Bevölkerung, die von 1990 (3,5 Millionen) bis heute (4,2 Millionen) stark angewachsen ist. Die Anzahl der reinblütigen Indianer soll mittlerweile auf weniger als 5.000 Personen gesunken sein. Costa Rica heißt „die reiche Küste“, doch reich an Bodenschätzen ist das Land nicht.

Seit Mitte der 90er Jahre hat der Tourismus als führender Wirtschaftzweig den Export von Kaffee und Bananen abgelöst. Der Lebensstandard ist merklich höher als in Guatemala oder Nicaragua. Gesundheitsvorsorge, kostenlose staatliche Grundschulen, in der Regel sauberes Trinkwasser und anderes mehr sind – manchmal zwar mehr auf dem Papier als in Wirklichkeit – oft schon fast Selbstverständlichkeiten. Offenbar ist es lohnend, kein Geld für Militär auszugeben. Leider ist die Korruption noch nicht besiegt, und die wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA (Bananen-Export samt Kaffee und Ananas und anderen Südfrüchten = United Fruit Company bzw. deren umbenannte Nachfolger) besteht nicht zuletzt auch infolge der hohen Verschuldung weiterhin.

Nächtliche Vulkanausbrüche

Frühmorgens nach der ersten Übernachtung im zentral gelegenen La Fortuna zeigt sich der aktive Vulkan Areal frei von Wolken. Seine nächtlichen Ausbrüche wirken im Kontrast zu der Dunkelheit der tropischen Nacht dramatisch.

Bei einer Tagestour in die nördlichen Waldgebiete am Grenzfluss Rio San Juan kann man bei ein bisschen Glück viel „wildlife“ mit der Kamera einfangen:

So zeigte sich uns ein paarungsbereit verfärbter männlicher Leguan, ein grüner Stirnlappenbasilisk, auch „Jesus-Echse“ genannt, (da diese mit Hilfe extrem schneller Schwanzbewegungen kurze Strecken über Wasser „gehen“ können).

Die winzigen Pfeilgiftrösche sind schwer zu entdecken; denn sie sind zwar fluoreszierend, aber gleichzeitig auch sehr lichtscheu. Ihr giftiges Hautsekret kann bei nur oberflächlicher Berührung arge Schmerzen verursachen. Die als sehr scheu bekannten Wald- und Sumpfbewohner Tapir und Jaguar zeigten sich uns leider nicht.

Schulen

Im flacheren Osten Costa Ricas, mitten im riesigen Ananas-Anbaugebiet der amerikanischen Firma Dole (früher United Fruit Company), besuchen wir die Grundschule Escuela Llano Grande, La Virgen, in Sarapiquí und unterhalten uns mit der resoluten Direktorin, die uns fragt: „Kennen Sie den Unterschied zu den costaricanischen Gesetzen?“ Der Besucher verneint und wird belehrt: „Die Regierung ist per Gesetz verpflichtet, unserer Schule rechtzeitig und regelmäßig einen festgesetzten monatlichen Betrag zum Schulunterhalt und für die Lehrergehälter zu überweisen, was aber immer wieder mal einfach nicht geschieht – und kein Mensch sagt uns warum, niemand weiß angeblich, wo das für uns bestimmte Geld geblieben ist.“ Um guten Willen zu zeigen, spendet der Besucher einen kleineren Betrag und wird dadurch „Aktionär“ der Bildungsstätte.

Alle Schüler sind Kinder aus illegal im Lande lebenden Flüchtlingsfamilien aus den Zeiten des Bürgerkriegs im benachbarten Nicaragua. Ihre zumeist des Lesens und Schreibens kaum kundigen Eltern arbeiten, wie man uns auf Befragen erklärte, auf den Dole-Plantagen für einen Brutto-Stundenlohn von einem US-Dollar in täglichen Achtstundenschichten. Zum Schulunterhalt trägt der Konzern angeblich nichts bei.

Bei Del Monte – auch ehemals United Fruit Company – noch weiter östlich in Richtung Karibik-Küste darf die zentrale Verladestation der ausgedehnten Bananen-Plantagen nicht besichtigt werden und Gespräche mit den dort Beschäftigten sind untersagt. In der Vergangenheit habe es allzu viele unzutreffende Berichte in den Medien über das Unternehmen gegeben, wird als Begründung für das Abschotten erklärt. Aber auch beim flüchtigen Vorbeifahren sieht man die blauen Plastiksäcke, die fest über die Fruchtstände gezogen sind, um Insektizide, Antifäulnismittel und andere Chemikalien bis zur Ernte ganz nahe bei der Frucht zu halten. Vom firmeneigenen Flugplatz – so sagen die Leute vor dem Tor – würden die so genannten „Chemie-Bomber“ jetzt allerdings nur noch dann aufsteigen, wenn sich tatsächlich keine Arbeiter auf den zu besprühenden Flächen aufhielten. Zuvor soll es angeblich in erhöhtem Maße zu Missbildungen bei Neugeborenen und auch zu allzu frühen Todesfällen gekommen sein.

Das Land dieser Plantagen sei noch vor einigen Jahren ursprünglicher Wald gewesen, den die Firma widerrechtlich gerodet haben soll, so wird uns hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt. Man sei mit einer Geldstrafe davongekommen, weil man den Behörden angeblich damit gedroht haben soll, alle 60.000 Arbeitsplätze in Costa Rica aufzukündigen und nach Panama zu verlegen. Ob‘s stimmt?

Nationalpark

Das vorletzte Ziel in Costa Rica ist die nur auf dem Luft- oder Wasserweg erreichbare „Mawamba- Lodge“ im 19.000 Hektar großen Tortuguero-Nationalpark an der Karibik-Küste im Norden des Landes.

Der Name des Nationalparks steht für „Schildkröte“, denn dieses Gebiet und sein Strand ist der wichtigste Brutplatz der Grünen Meeresschildkröte in der ganzen Karibik. Hundert und mehr golfballgroße Eier werden etwa einen Meter tief in den Sand des Strands gelegt, und nach zwei Monaten schlüpfen dann die Babys (meist in der Dunkelheit zu Beginn der Nacht), kämpfen sich an die Oberfläche hoch und streben mit schlafwandlerischer Sicherheit auf direktem Wege dem Wasser zu. Da sie von Anfang an sehr viele Feinde haben, überleben nur ein bis drei Prozent und haben – erst nach 50 Jahren geschlechtsreif – die Chance dann ihrerseits Eier mehr oder weniger genau dort in den Sand zu legen, wo sie selbst auf die Welt gekommen waren. Man braucht ziemlich viel Glück, um das Schlüpfen der kleinen Schildkröten am Strand erleben zu dürfen.

Über den fast 2.000 Meter hohen Pass im Nationalpark „Braulio-Carrillo“ streben wir der 1.200 Meter hoch gelegenen Hauptstadt San Jose entgegen. Dieser relativ große Park ist noch nicht gänzlich erforscht, von Vulkanen durchsetzt und fast vollkommen mit dichtem Regenwald bedeckt. Hier lebt auch der nachtaktive und putzige Kletterfrosch „red eyed tree frog“.

Für eine Fahrt mit der „Rainforest Aerial Tram“, 35 Meter hoch über dem Erdboden und 1.300 Meter an den Baumkronen entlang, hätten wir uns allerdings frühzeitiger anmelden müssen – vielleicht beim nächsten Besuch im Lande der freundlichen und hilfsbereiten „Ticos“, wie sich die Bürger Costa Ricas selbst nennen.

Zwei Schweizer, zwei Österreicher und vier Deutsche, die sich während der ganzen Reise gut verstanden haben, schließen einen weiteren Besuch dort überhaupt nicht aus; denn zu sehen und zu erleben würde es in diesem vielgestaltigen Land noch genug geben!

(DNE)

Mehr Reiseberichte aus aller Welt.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion