Tödliche Klüngel: So sind Chinas Führer in die Tianjin-Explosion verstrickt

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Geschätzte 400 Todesopfer allein bei Feuerwehr und Polizei, dazu eine noch größere, unbekannte Zahl an Zivilisten, das ist die Bilanz der Tianjin Explosion vom 12. August.Foto: Getty Images
Von und 22. August 2015

Eigentlich müsste Präsident Xi jetzt den drittmächtigsten Mann im Staate verhaften:

Zhang Gaoli, Chinas Vizepremier hat die tausenden Toten von Tianjin mitzuverantworten. Als Bürgermeister von Tianjin ließ er die riesigen Chemie-Lager direkt neben den Wohnblöcken genehmigen.

„Wie konnte man das nur erlauben?“, empören sich Chinas Medien. „Der Verantwortliche muss streng bestraft werden!“

Zhangs Name fiel zwar noch nicht, doch der mediale Aufschrei deutet an, dass er bald für den tödlichen Klüngel büßen dürfte.

Sein „politisches Vermächtnis“

Das Binhai New Area im Hafen von Tianjin war einerseits Zukunftsbaustelle und Prestige-Objekt (hier sollte Chinas künftige Wallstreet enstehen) – und andererseits das reinste Chaos. Unorganisiert und unökonomisch war die gesamte Planung und Verwaltung, wie die Pekinger Zeitung Xingjinbao am 19. August beleuchtete.

Zhang Gaoli war von 2007 bis Ende 2012 Bürgermeister von Tianjin. Das Binhai New Area war sein Stolz und „politisches Vermächtnis“.

Ein Dejávu: Dass im Juni 2012 schon einmal ein verheerendes Feuer in Tianjin wütete (in einer Shopping-Mall), schadete Zhang nicht im geringsten. Damals starben wegen Sicherheitsmängeln mindestens 378 Menschen, vor allem Frauen und Kinder. Zhang verhängte eine Informationssperre und sprach von zehn Toten. Jedem anderen Bürgermeister hätte der Vorfall das Genick gebrochen. Wegen seiner ausgezeichneten Beziehung zu Chinas Ex-Staatschef Jiang Zemin stolperte er jedoch die Karriereleiter weiter nach oben. Aktuell ist er einer der drei Jiang-Männer im Ständigen Ausschuss des Politbüros, dem Gremium der sieben Mächtigsten.

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Vetternwirtschaft

Netzbürger enthüllten, dass es eine Familienbeziehung zwischen Zhang und Ruhai Logistics gab: Der Gefahrgut-Lieferant gehört dem Schwiegervater von Zhangs Tochter. Kein Wunder, dass Ruhai die Genehmigung für das Chemie-Lager bekam, obwohl 600 Meter weiter die Wohnblocks standen. (Zehn Manager von Ruhai wurden übrigens schon verhaftet!)

Die Netzbürger sagen, für Xi wäre jetzt der beste Zeitpunkt, Zhang Gaoli zu entmachten. Dass er überhaupt ins Politbüro kam, war ein Zugeständnis an den damals noch mächtigen Jiang-Flügel der KP. Laut Insider-Gerüchten steht Zhang längst auf Xis persönlicher Abschussliste.

Bizarrer Treue-Beweis

Wie treu Zhang Gaoli dem greisen Diktator Jiang Zemin ist, zeigt folgende Anekdote: Im Jahr 2006, als er Parteichef von Shandong war, ließ er den berühmten Taishan Berg für Touristen sperren und ließ Jiang (damals schon fast 80) von acht Mann in einer Sänfte hinauf tragen. Er selbst schritt hinter dem „großartigen Führer“ drein.

Was wird nun passieren? Wird Xi als erstes gegen Zhang oder gegen Jiang Zemin vorgehen?

Alles ist möglich. Wie ein Pekinger Regierungsinsider EPOCH TIMES exklusiv mitteilte, soll der alte Diktator und seine Söhne bereits am 15. August „festgesetzt“ worden sein. Jiang war der eigentliche Drahtzieher hinter der Tianjin-Explosion, so der Insider. Sie war ein inszenierter Terrorakt und als Anschlag auf Präsident Xi gedacht.

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Beobachter erwarten nun, dass Jiangs Getreue versuchen werden, ihren Boss freizupressen.

Ein ominöser „Staatskommentar“, der am 19. August auf der Website des Fernsehsenders CCTV erschien, deutet in diese Richtung. Hier kündigt Xi an, dass der Machtkampf der verfeindeten Lager in eine heiße Phase getreten ist:

In diesem Prozess der Vertiefung der Reform werden wir auf verschiedene Probleme stoßen. Sie befinden sich auf tieferen Ebenen in den Bereichen Wirtschaft, Militär, Politik, Gesellschaft und Außenpolitik.

Wie groß die Schwierigkeiten und Hindernisse sein könnten, wie verrückt die Anti-Reform-Kräfte spielen könnten – wie zäh und verschlagen sie sein könnten, das übersteigt unsere Vorstellungskraft.“

Zwei Botschaften stecken in diesen Zeilen: 1. Jiang und Co. werden als „Anti-Reformkräfte“ bezeichnet, die es auf Leben und Tod zu bekämpfen gilt, wie einst Mao die „Konterrevolutionäre“ bekämpfte. 2. Die Xi-Regierung sagt durch die Blume, es könnten noch weitere Terrorakte kommen. Schließlich überstieg auch die Tianjin-Explosion alle Vorstellungskraft.

Der alte Diktator

Jiang Zemin regierte von 1989 bis 2004. Durch ein Netzwerk von Gefolgsleuten bestimmte er nach seinem Amtsausscheiden Chinas Politik aus dem Hintergrund. Wegen ihm führte Hu Jintao ein Marionetten-Dasein. Erst Xi Jinping gelang es, seit 2013 aus Jiangs Schatten zu treten und massiv gegen dessen Seilschaften vorzugehen. Seine „Anti-Korruptions-Kampagne“ dient ausschließlich dem Zweck, Jiangs Einfluss über Militär, Wirtschaft und Finanzen zu beseitigen.

Auch das Sprachrohr Peoples Daily äußerte sich dieser Tage über die Drahtzieher von Tianjin in einer Weise, die klar macht, dass eine Verurteilung Jiangs geplant ist: Der Fall des einst allmächtigen Stasi-Chefs Zhou Yongkang habe gezeigt, dass man alles „bis zum Ende ermitteln“ könne. (Zhou wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt.) Also werde man „auch diese Sache bis zum Ende durchziehen“.

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