Einschüchterung der Pressefreiheit
Journalisten als neuer gesellschaftlicher Feind? Angriffe im Jahr 2024 verdoppelt
Schläge, Tritte, Flaschenwürfe: Die Zahl der Angriffe auf Journalisten sowie Medienhäuser ist nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen vergangenes Jahr stark angestiegen.

Die Gesellschaft zu informieren, hat für manche Reporter einen hohen Preis.
Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
„Viele Bürgerinnen und Bürger betrachten Medienschaffende mittlerweile als Feinde“, beklagte Katharina Viktoria Weiß, Referentin von Reporter ohne Grenzen für Deutschland. Ihrer Auffassung nach müsse die neue Regierung „wichtige medienpolitische Vorhaben so schnell wie möglich umsetzen“ um Journalisten besser vor Angriffen zu schützen und sich möglichen Desinformationen und Propaganda entgegenzustemmen.
Die Zahl der Angriffe auf Journalisten sowie Medienhäuser ist nach Angaben der Organisation vergangenes Jahr wieder stark angestiegen. Dokumentiert wurden insgesamt 89 Attacken, darunter 75 körperliche Gewalttaten. Im Vorjahr waren es 41 – somit hat sich die Zahl seither mehr als verdoppelt. 2023 waren die Zahlen im Jahresvergleich stark zurückgegangen.
Allein 45 der dokumentierten Angriffe ereigneten sich demnach im „Brennpunkt Berlin“. Hier sind vor allem Nahost-Demonstrationen ein Thema. Dieses belaste auch die Arbeit in den Redaktionen, heißt es von Reporter ohne Grenzen. Insgesamt geht sie von einer hohen Dunkelziffer bei den Angriffen aus.
Grundsätzlich sieht die Organisation das Thema Medienvielfalt in Deutschland auf einem international hohen Niveau. Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit rangiert Deutschland auf Platz zehn von 180 Staaten. Der „Trend zur Monopolisierung und wirtschaftlicher Druck“ gefährdeten die Medienvielfalt jedoch zunehmend, warnte die Organisation und verwies vor allem auf die stark abnehmende Zahl unabhängiger Lokalzeitungen.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) zeigte sich besorgt und sprach außerdem von einer „neuen Qualität“ der Gewalt gegen Medienschaffende. „Für Journalisten wird es leider immer gefährlicher, diesen wichtigen Beruf auszuüben“, erklärte der DJV-Vorsitzende Mika Beuster. „Wir müssen diese Angriffe daher klar benennen und müssen uns entschieden entgegenstellen.“ Angriffe dieser Art seien auch immer ein Angriff auf die Demokratie – so Beuster.
Die zur Gewerkschaft Verdi gehörende Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union forderte Medienhäuser, Polizei und Politik auf, „unverzüglich wirksame Maßnahmen zum Schutz von Medienschaffenden als Teil des Koalitionsvertrages zu erarbeiten“. Diese Angriffe seien „eine direkte Attacke auf die Pressefreiheit“. (afp/red)
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