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plus-iconDr. med. Joel Warsh

ADHS: Wie bestimmte Lebensmittel Symptome verstärken können und 5 Tipps, dies zu vermeiden

Ein ausgeglichener Darm steht in Zusammenhang mit emotionaler und kognitiver Ausgeglichenheit.

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Von Chaos zu Konzentration: Wie Änderungen der Ernährung und des Lebensstils einem ADHS-Kind halfen.

Foto: BeritK/ iStock

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Lesedauer: 10 Min.

Marcus (Name geändert) war neun Jahre alt und wurde mit ADHS diagnostiziert. Seine Eltern zögerten, sich auf eine lebenslange Medikamenteneinnahme zu verlassen, und wollten wissen, welche anderen „Hebel“ – also Lebensstil- und Umweltfaktoren – sie anpassen könnten, um die Gesundheit seines Gehirns zu unterstützen. Marcus ernährte sich wie ein typisches Kind: einige verarbeitete Snacks, gelegentlich zuckerhaltige Getränke und bunte Cerealien.
Im Laufe des nächsten Monats konzentrierten sich seine Eltern darauf, mehrere dieser „Hebel“ in Bewegung zu setzen, darunter den Verzicht auf künstliche Farbstoffe und zugesetzten Zucker, die Verbesserung der Qualität seiner Mahlzeiten durch den Zusatz von mehr Eiweiß und Ballaststoffen sowie die Unterstützung seiner Darmgesundheit.
Innerhalb weniger Wochen bemerkten seine Eltern dramatische Veränderungen – weniger Wutausbrüche, bessere Konzentration bei den Hausaufgaben und eine insgesamt ruhigere Stimmung. Unter ärztlicher Aufsicht wurde seine Dosis der verschriebenen Medikamente schrittweise reduziert. Seine ADHS war nicht geheilt, aber sein Körper reagierte besser auf geringere Medikamentendosen, und die Nebenwirkungen nahmen dadurch ab.
Marcus‘ Geschichte ist kein Einzelfall. Viele Kinder reagieren empfindlich auf bestimmte Auslöser in der Ernährung oder der Umgebung.

Warum Lebensmittel die Konzentration beeinflussen können

Lebensmittel beeinflussen weit mehr als nur die körperliche Gesundheit – sie prägen die Stimmung, die Aufmerksamkeit und sogar die Art und Weise, wie das Gehirn eines Kindes Informationen verarbeitet. Die Ernährung wirkt sich über mehrere miteinander verbundene Wege auf das Gehirn aus, von der Stabilität des Blutzuckerspiegels über die Verfügbarkeit von Nährstoffen bis hin zur Darmgesundheit. Das Verständnis dieser Systeme hilft zu erklären, warum sich die Aufmerksamkeit und das Verhalten einiger Kinder durch gezielte Änderungen der Ernährung und des Lebensstils dramatisch verbessern können.

Blutzucker und Neurotransmitter

Das Gehirn benötigt eine konstante Zufuhr von Glukose, und wenn das Gleichgewicht zu stark schwankt, kommt es häufig zu Verhaltensänderungen. Schnelle Anstiege und Abfälle des Blutzuckerspiegels können Reizbarkeit, Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen auslösen – Symptome, die leicht ADHS imitieren oder verschlimmern können.
Eine Ernährung mit hohem Anteil an raffinierten Kohlenhydraten und zuckerhaltigen Getränken kann die Dopaminausschüttung überstimulieren, was zu kurzen Phasen der Wachsamkeit führt, auf die eine Erschöpfung folgt – ähnlich wie bei einer inneren Achterbahnfahrt –, die das Gehirn erschöpft.

Nährstoffmangel

Bestimmte Nährstoffe sind eng mit der Chemie des Gehirns verflochten:
  • Zink und Magnesium dienen als Cofaktoren in den Stoffwechselwegen der Neurotransmitter und beeinflussen die Produktion und Regulierung von Dopamin und Serotonin.
  • Eisen unterstützt insbesondere im Gehirn die dopaminerge Aktivität und die neuronale Entwicklung.
  • Die Vitamine B9 (Folsäure) und B12 sind für die gesunde Entwicklung und Funktion des Nervensystems unerlässlich.
  • Omega-3-Fettsäuren tragen zur Stabilisierung der neuronalen Membranen und zur Verringerung von Neuroinflammation im Gehirn bei.
Eine Übersichtsarbeit in „Metabolites“ hebt hervor, dass das Darmmikrobiom und Entzündungsreaktionen die Signalübertragung und das Verhalten des Gehirns beeinflussen. Die Forscher fanden heraus, dass moderne Ernährungsweisen – reich an verarbeiteten Lebensmitteln und arm an Mikronährstoffen – mit einem geringeren Hippocampusvolumen und einer höheren Schwere der ADHS-Symptome zusammenhängen können.
Im Gegensatz dazu scheinen nährstoffreiche, entzündungshemmende Ernährungsweisen eine gesündere Neurotransmission und ein ausgeglicheneres Verhalten zu unterstützen.
Kurz gesagt: Was ein Kind isst, kann direkt beeinflussen, wie sein Gehirn Aufmerksamkeit, Stimmung und Impulskontrolle reguliert.

Darmmikrobiom und Entzündungen

Die Darm-Hirn-Achse ist zu einem der meist beachteten und sich schnell entwickelnden Bereich der ADHS-Forschung geworden. Die mikrobielle Gemeinschaft im Darm beeinflusst alles, von der Neurotransmitterproduktion bis zur Immunsignalisierung, und wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, spürt das Gehirn dies oft. Eine veränderte Darmflora kann Neuroinflammation fördern, die Regulierung wichtiger Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin stören und damit die Aufmerksamkeit, die Stimmung und das Verhalten beeinflussen.
Ein Umweltfaktor, der diesen Zusammenhang noch verstärken kann, ist der Kontakt mit künstlichen Lebensmittelfarbstoffen. Eine in „Environmental Health“ veröffentlichte Übersichtsarbeit ergab, dass mehr als die Hälfte der bewerteten klinischen Studien Hinweise auf Verhaltensänderungen im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber synthetischen Farbstoffen fanden.

Wie Ernährung und Lebensstil bei ADHS helfen können

Bei leichter bis mittelschwerer Ausprägung einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), deren Symptomatik keine schwerwiegenden funktionellen Einschränkungen verursacht, verfolgt ein integrativer Ansatz primär das Ziel, das neurobiologische und metabolische Milieu so zu optimieren, dass entweder keine medikamentöse Langzeitbehandlung erforderlich ist oder die Medikamentendosen in Absprache mit dem behandelten Arzt schrittweise gesenkt werden können.
Eine gezielte Förderung der Gehirngesundheit durch Ernährung, Mikronährstoffversorgung, Darmgesundheit, Bewegung, Schlaf und Stressregulation kann die neurochemische Balance (insbesondere Dopamin- und Noradrenalin-Haushalt) verbessern und umfasst folgende Strategien:

Künstliche Farbstoffe und Zusatzstoffe meiden

Bei Kindern, deren Verhalten sich nach dem Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln oder synthetischen Farbstoffen – wie Rot Nr. 40 und Gelb Nr. 5 oder 6 – zu verschlechtern scheint, sollten Sie versuchen, diese Inhaltsstoffe für mehrere Wochen wegzulassen und das Verhalten sorgfältig zu beobachten. Eltern können auf Anzeichen wie weniger emotionale Ausbrüche, besseren Schlaf, verbesserte Konzentration oder weniger Unruhe achten.

Stabilisieren Sie den Blutzuckerspiegel

Die Aufrechterhaltung eines ausgeglichenen Blutzuckerspiegels über den Tag hinweg unterstützt eine gleichmäßigere Energieversorgung und Konzentration. Mahlzeiten sollten eine ausgewogene Mischung aus Proteinen, Ballaststoffen und gesunden Fetten enthalten, die die Glukoseaufnahme verlangsamen und Energieeinbrüche verhindern, welche ADHS-Symptome imitieren können.
Zuckerhaltige Getränke, gesüßte Snacks und raffinierte Kohlenhydrate, die zu starken Schwankungen des Blutzuckerspiegels führen können, sollten eingeschränkt werden. Bei manchen Kindern kann es hilfreich sein, alle paar Stunden kleine „Mini-Mahlzeiten“ oder proteinreiche Snacks anzubieten, um die Stimmung und Konzentration zwischen den Mahlzeiten stabil zu halten.

Optimieren Sie die Nährstoffzufuhr

Die Optimierung der Nährstoffzufuhr ist einer der am besten belegten Ansätze zur Förderung der Konzentration und emotionalen Regulierung bei Kindern mit ADHS.
Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 zeigte, dass die Supplementierung mit Eisen, Zink, Magnesium oder Omega-3-Fettsäuren die ADHS-Symptome moderat verbessern können, insbesondere wenn ein Mangel an diesen Nährstoffen nachgewiesen ist. Unter ärztlicher Aufsicht kann eine gezielte Supplementierung dazu beitragen, das Stoffwechselgleichgewicht wiederherzustellen, die Neurotransmitterproduktion zu unterstützen und möglicherweise das Ansprechen auf die verschriebenen Medikamente zu verbessern.

Unterstützung der Darmgesundheit

Untersuchungen unterstreichen die Rolle der Darm-Hirn-Achse bei der Regulierung der Aufmerksamkeit und des emotionalen Gleichgewichts. Das Darmmikrobiom beeinflusst Entzündungen, die Nährstoffaufnahme und sogar die Neurotransmitterproduktion. Um die Darmgesundheit zu unterstützen, können Familien sich darauf konzentrieren, präbiotikareiche Lebensmittel, die reich an Ballaststoffen sind, wie Zwiebeln, Knoblauch, Hafer, Bananen oder Äpfel zu sich zu nehmen, die nützlichen Darmbakterien als Nahrungsquelle dienen.
Auch Probiotika können insbesondere bei Kindern mit Verdauungsproblemen nützlich sein. Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Stämme wie Lactobacillus rhamnosus und Bifidobacterium longum im Darmmikrobiom dazu beitragen können, Hyperaktivität zu reduzieren und die emotionale Regulierung zu verbessern.
Gleichzeitig trägt die Minimierung von verarbeiteten Lebensmitteln, künstlichen Zusatzstoffen und überschüssigem Zucker dazu bei, Störungen des Mikrobioms zu reduzieren. Die Verbesserung der mikrobiellen Vielfalt durch Ernährung und Probiotika könnte messbare Vorteile für Kinder mit ADHS haben, obwohl die Ergebnisse individuell variieren.
Die wichtigste Erkenntnis: Das Gleichgewicht im Darm geht oft mit einem emotionalen und kognitiven Gleichgewicht einher.

Bewegung, Schlaf und Stressregulation

Körperliche Bewegung, erholsamer Schlaf und Stressbewältigung bilden die Verhaltensgrundlage der ADHS-Behandlung.
Regelmäßige aerobe Bewegung – wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen – verbessert laut mehreren Studien die exekutiven Funktionen, das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeitsspanne, indem sie die Durchblutung und die Dopamin-Signalübertragung im Gehirn fördert.
Gesunder Schlaf ist ebenso entscheidend. Selbst leichter Schlafmangel kann Unaufmerksamkeit und emotionale Dysregulation verschlimmern. Die Förderung regelmäßiger Schlafenszeiten, die Einschränkung der Bildschirmnutzung vor dem Schlafengehen und die Unterstützung des Tagesrhythmus können einen großen Unterschied machen.
Zudem gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Achtsamkeit und Atemübungen Hyperaktivität reduzieren und die Selbstregulierung verbessern können. Praktiken, die das Nervensystem beruhigen – tiefes Atmen, Yoga, ruhiges Spielen, Zeit im Freien – können helfen, die Überreizung abzufedern, derer die sich entwickelnden Köpfe in der heutigen schnelllebigen, bildschirmlastigen Welt oft ausgesetzt sind.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Certain Foods May Fuel ADHD Symptoms, and 5 Ways to Help“. (deutsche Bearbeitung kr)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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