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Meinung

Paul Prezzia

Tapfer wie ein Jedi: Mit „Star Wars“-Weisheiten zu einem besseren Menschen werden

Gleich mehrere Filme und Serien beschäftigen sich mit der ursprünglichen Star-Wars-Trilogie. Die Fangemeinde der Star-Wars-Galaxy ist gewaltig. Nicht ohne Grund. Hier beschäftigen wir uns mit dem dritten Teil der Originaltrilogie – „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ – und untersuchen die verschiedenen Aspekte einer immer seltener werdenden Tugend: der Tapferkeit. „Möge die Macht mit dir sein.“

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28. August 2007, Oakland International Airport – Akteure in Kostümen der „Star Wars“-Charaktere übergeben das Lichtschwert von Luke Skywalker an die NASA für eine Weltraumrunde mit dem Space Shuttle. Obwohl die „Star Wars“-Filme reine Fiktion sind, vermitteln sie wichtige moralische Lehren.

Foto: Bonnie Burton/Official Star Wars Blog/CC BY 2.0/via Wikimedia Commons

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Lesedauer: 15 Min.

Oft verstecken sich tiefgründige Ideen in dem, was als bloße Unterhaltung abgetan wird. Eine solche Idee findet sich in der zweiten Hälfte des „Star Wars“-Films „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“.
Die Kunst des Kinos – die Kombination aus Action, Spezialeffekten und Musik – ermöglicht es dem Zuschauer, über die Tugend der Tapferkeit (Fortitude) und die Bereitschaft, sein Leben für eine gute Sache zu riskieren, nachzudenken. Der Film bietet drei Perspektiven auf die Tapferkeit und darauf, wie man sie entwickeln kann. Diese Perspektiven sind auch für diejenigen gültig, die nicht ihre Lichtschwerter durch bloße Konzentration herbeirufen können.
Obwohl der gesamte Film spannend ist, dient seine erste Hälfte eher als Auftakt zum eigentlichen Abenteuer. Sie zeigt das Zusammentreffen der Charaktere für den Versuch der Rebellenallianz, die gewaltige Kampfstation des Galaktischen Imperiums anzugreifen – und zu zerstören.
Der Angriff erfolgt auf zwei Ebenen: Zum einen zielt eine geheime Initiative darauf ab, das Schutzschild der neuen, aber noch nicht komplett fertiggestellten Kampfstation „Todesstern II“ auszuschalten. Dazu müssen die Schildgeneratoren auf einem nahegelegenen Waldmond des unbewohnbaren Gasriesen Endor zerstört werden. Allgemein und hier im Weiteren wird dieser Waldmond auch als Endor bezeichnet.
Diese Mission wird von den weitläufig bekannten „Star Wars“-Charakteren Luke Skywalker, Prinzessin Leia, Han Solo, Chewbacca und R2-D2 übernommen. Die Sternenflotte der Rebellen hofft, dadurch die Verteidigungsanlagen der Kampfstation zu durchdringen und an den noch nicht fertiggestellten Stellen tief in das Innere der Kampfstation einzudringen und den Hauptreaktor anzugreifen und zu sprengen. Dies würde den gesamten Todesstern von innen heraus zerstören.

Das Dilemma des Luke Skywalker

Gleich zu Beginn der Mission auf dem Waldmond Endor, erkennt Luke, dass seine Anwesenheit ein Risiko für das gesamte Unternehmen darstellt. Denn sein Vater ist der böse Darth Vader, die rechte Hand des Imperators – und dieser kann Lukes Anwesenheit durch „die Macht“ spüren. Luke hegt zudem die Hoffnung, seinen Vater zum Guten bekehren zu können. Daher leiten ihn zu diesem Zeitpunkt zwei Motive: die Rettung der Rebellen und die Rettung seines Vaters. Luke wählt einen unerwarteten Zug: Er ergibt sich dem Feind auf Endor, noch bevor die Mission beginnt. Die Meldung geht an Darth Vader auf dem Todesstern, der ihn persönlich von Endor abholt.
Dieses Opfer ist ein Paradebeispiel für Tapferkeit. Es umfasst alle Merkmale der Tapferkeit, wie sie beispielsweise Aristoteles im dritten Buch der „Nikomachischen Ethik“ beschreibt. Tapferkeit ist nicht bloße Tollkühnheit. Es bedeutet vielmehr, zugunsten eines ehrwürdigen Ziels sich seiner Angst zu stellen, letztendlich mit dem Risiko, auch sein Leben für das Gute zu opfern.
Luke erhofft, den Gerüchten zufolge, den Imperator selbst – als Verkörperung des Bösen – auf dem Todesstern anzutreffen und zu bekämpfen. Während sich Lukes Vater, Darth Vader, für seine Appelle völlig taub zeigt, enthüllt ihm der Imperator, dass er den Rebellen eine Falle gestellt hat. Die Mission auf Endor scheint komplett zum Scheitern verurteilt, was den Todesstern des Imperators unangreifbar machen würde. Statt ausfallender Schutzschilde erwartet die Rebellenarmee zudem eine hinter dem Waldmond versteckte gewaltige Kampfflotte des Imperiums.
Doch es gibt noch eine weitere tödliche Überraschung: Der Superlaser der Kampfstation ist entgegen den vom Imperium insgeheim gestreuten Informationen bereits einsatzbereit – mit einer Kampfkraft, einen ganzen Sternenkreuzer der Rebellenarmee mit einem einzigen Treffer vernichten zu können. In diesem Moment wird Luke vom Imperator psychologisch völlig überrumpelt und mit völliger Verzweiflung konfrontiert. Für Luke steht nun nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel, sondern auch das seiner Freunde und Gefährten. Es droht sogar die gesamte Sache der Rebellenbewegung zu scheitern und all das, was ihm als Sinn seines Lebens erscheint.
Und eine noch größere Gefahr wartet auf Luke: Der Imperator versucht, ihn zum Einsatz der universellen Macht unter dem Antrieb von Wut und Hass zu verlocken – sich damit der „dunklen Seite der Macht“ zuzuwenden und ihr zu verfallen.
Jeder Mensch kann auf solche Momente im Leben stoßen, insbesondere jene mit großer Tapferkeit und außergewöhnlichem Mut. Heldenhafte Soldaten könnten durch die Gräueltaten ihrer Feinde so erzürnt werden, dass sie in Versuchung geraten, selbst durch Gräueltaten Vergeltung zu üben. Talentierte Fußballer könnten angesichts einer unfairen Schiedsrichterentscheidung emotionsgesteuert in Versuchung geraten, ein Foul im Strafraum zu begehen – was die Gewinnchancen ihres Teams durch einen Elfmeter ruinieren könnte. Viele andere Konstellationen sind möglich.
Luke Skywalker steht vor einer komplexen Situation. Die Verzweiflung könnte ihn kampflos zur dunklen Seite der Macht führen. Wenn er jedoch kämpft, könnte er der Wut nachgeben, was ihn ebenfalls zur dunklen Seite treiben würde. Ihm droht damit nicht nur der Verlust seiner Jedi-Tugend (Kodex), sondern auch seiner Seele …

Die Star-Wars-Figur Luke Skywalker als Wachsfigur bei Madame Tussauds in London (2015).

Foto: Justin Tallis/AFP via Getty Images

Tapferkeit in Form von Kühnheit

In genau diesem Moment, in dem Luke seiner großen Herausforderung gegenübersteht, stehen seine Freunde ebenso hohen Einsätzen gegenüber, wenn auch weniger moralisch gefährlichen. Denn diese müssen auf Endor ihre Tapferkeit in Form von Ausdauer beweisen, während die Sternenflotte ohne Zögern, aber mit Bedacht den Todesstern angreifen muss.
Mit zahlreichen Sternenjägern startet die Rebellenflotte ihren Angriff, muss jedoch feststellen, dass der Schutzschild immer noch aktiv ist, was ihre Pläne von einem schnellen Durchbruch ins Innere des Todessterns durchkreuzt. Ein Admiral der Rebellenallianz schlägt den Abbruch des Angriffs und Rückzug vor, aber der Anführer der Sternenjäger, Lando Calrissian, argumentiert dagegen. Er vertraut darauf, dass ihre Verbündeten den Schild bald deaktivieren werden.
Tapferkeit, auch bekannt als Mut oder Courage, muss sich in die Hände der Klugheit begeben. Klugheit bedeutet, in praktischen Angelegenheiten eine weise Entscheidung zu treffen – was in der gegenwärtigen Situation im Kampf gegen das Imperium besonders wichtig erscheint. Wenn die Rebellenflotte Zeit gewinnen will, muss sie den ungleichen Kampf fortsetzen und dabei den richtigen Weg wählen, um erfolgreich zu sein. Die Heldentaten der Sternenjägerpiloten offenbaren einen der kritischsten Aspekte der Tapferkeit: nicht die Angst wegzuschieben, sondern sie durch Vernunft zu mäßigen.
Lando erkennt, dass sie die in der Nähe stationierte imperiale Flotte angreifen und in einen Nahkampf verwickeln müssen. Obwohl sie dieser Option zahlenmäßig weit unterlegen sind, können sie so zumindest der Superwaffe der Kampfstation ausweichen – und damit dringend benötigte Zeit herausschlagen.

Tapferkeit in Form von Standhaftigkeit

Die Deaktivierung der Schilde des Todessterns ist vor allem und trotz zahlreicher Rückschläge dem Durchhaltevermögen der Rebellen auf Endor zu verdanken. Es ist eine Frage der Beharrlichkeit, der Bereitschaft, Leid zu ertragen. Der Hinterhalt des Imperators auf Endor scheint zunächst zu funktionieren. Die Handvoll Rebellen erkennen, dass ein Überraschungsangriff nicht mehr möglich ist. Sie ergeben sich der aufmarschierten Übermacht, anstatt sich unüberlegt in einem aussichtslosen Kampf niedermetzeln zu lassen.
Diese Strategie der Vernunft wird schließlich belohnt, indem die einheimischen Ewoks, eine Art pelziger Wesen, unerwartet die Sturmtruppen des Imperiums angreifen und Han Solo, der Prinzessin, dem Wookie Chewbacca und dem Droiden den benötigten Freiraum verschaffen, ihre Mission, die Zerstörung des Schildgenerators, doch noch erfolgreich umzusetzen. Doch genau damit wird die galaktische Falle des Imperators für die Rebellenflotte im Orbit um Endor an entscheidender Stelle aufgebrochen. Der Schutzschild des Todessterns fällt.
Obwohl Geduld nur selten als Teil der Tapferkeit betrachtet wird, ist sie nach Ansicht einiger Philosophen tatsächlich ihr wesentlichstes Merkmal. Der mittelalterliche Philosoph und Theologe Thomas von Aquin entgegnete dem Argument, dass solche Passivität nicht zu einer aktiven Tugend wie der Tapferkeit gehören könne, dass es sich dabei um eine „starke Aktivität der Seele“ und nicht des Körpers handle. Geduld mag zwar nicht wie harte Arbeit erscheinen, ist aber in Wirklichkeit ein mühsames „Festhalten am Guten“.
Die Stärke einer Person, die sich in einer scheinbar völlig passiven Situation befindet und nur mit ihrem Willen handeln kann, lässt sich am folgenden Beispiel verdeutlichen: Man stelle sich einen Soldaten einer Spezialeinheit vor, der nach stundenlangem tapferen Kampf gefangen genommen und gefoltert wird, um Informationen zu erhalten. In einem Szenario enthüllt er die Informationen, die der Feind fordert. Im anderen bleibt er standhaft und schweigt. Wir wissen instinktiv, welches Beispiel mehr Tapferkeit offenbart, obwohl der Soldat in beiden Fällen den Handlungen anderer ausgeliefert ist.
Thomas von Aquin

Thomas von Aquin, gemalt von Francisco de Zurbarán (1598–1664).

Foto: Gemeinfrei

Die Kombination von Standhaftigkeit und Kühnheit

Während der kluge Angriff der Rebellensternenflotte und die geduldige Ausdauer der Rebellenmission auf Endor viel über die verschiedenen Komponenten der Tapferkeit enthüllen, zeigt uns Lukes Dilemma beide Aspekte in Kombination und auf besonders dramatische Weise.
Luke wählt zunächst die kühne Aktion und greift zum Lichtschwert, um den Imperator anzugreifen. Als Vader eingreift, lenkt der folgende Kampf sowohl ihn als auch den Imperator von der großen Schlacht draußen ab. Luke appelliert an seinen Vater, um der Liebe willen, der dunklen Seite abzuschwören.
Dabei riskiert er in mehreren potenziell tödlichen Momenten seine Konzentration auf den Kampf. Schließlich provoziert Darth Vader Luke mit einer Drohung, dass er seine Schwester Leia zur dunklen Seite bekehren werde. Erfüllt von (gerechtem) Zorn zwingt Luke seinen Vater im Kampf in die Knie. Der Imperator sieht sich schon als Sieger bei der Bekehrung von Luke für die dunkle Seite. Doch dieser begegnet der Aufforderung des Imperators, Darth Vader zu töten, mit einer unerwarteten Tat: Er wirft das Lichtschwert weg und verschont das Leben des geschlagenen und unbewaffneten Gegners.

In diesem Moment, in dem nichts mehr zwischen ihm und dem Imperator steht, beweist Luke seine Standhaftigkeit. Er ist müde vom Kampf und im Umgang mit der Macht weniger geübt als der Imperator. Weil Luke sich ein letztes Mal weigert, der dunklen Seite beizutreten, greift ihn der Imperator mit Blitzen an. Luke windet sich in unermesslichen Qualen. Darth Vader, als passiver Beobachter der Szenerie, macht eine innere Wandlung durch. Als Luke schon dem Ende nahe ist, greift Darth Vader unerwartet zur Verteidigung seines Sohnes ein und wirft den Imperator in einen tiefen Reaktorschacht. Von hier aus schreitet der Film seinem Ende entgegen: Darth Vader lässt sich bekehren und die Rebellen gehen dem Sieg entgegen.

Diese edlen Ziele – die Zerstörung der imperialen Kampfstation und die Rückgewinnung des verlorenen Vaters – sind nur dank einer noch edleren Handlung möglich, die in Luke und seinen Freunden innerlich vollzogen wurde: Standhaftigkeit.
Auf diese Weise handelt „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ von der Tugend, dem höchsten Aspekt der menschlichen Natur. Gute Kunst spricht den edleren Teil unserer Natur an. Sie bildet Schönheit, Güte und Wahrheit in der Welt ab, ruft zur Nachahmung dieser auf und fördert diese Qualitäten. Handelt ein Mensch tugendhaft, wird er auch Schönheit und Güte hervorbringen. „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ist sowohl ein Ansporn, sich in Tapferkeit zu üben, als auch eine Lektion über diese Tugend.
Obwohl „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ nicht so erhaben ist wie die Werke Homers oder Shakespeares, ist der Film gut – und er zeigt uns, wie auch wir gut sein können.

Kinoplakat von 1977 für Star Wars.

Foto: Michael Dorausch from Venice/USA/CC BY-SA 2.0/via Wikimedia Commons

Der Artikel erschien im Original bei theepochtimes.com unter dem Titel „How a ,Star Wars’ Film Can Help You Become a Better Person“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung sm)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

Paul Prezzia erwarb 2012 seinen Master of Arts in Geschichte an der University of Notre Dame. Derzeit ist er als Geschäftsführer, Sporttrainer und Lateinlehrer an der Gregory the Great Academy tätig und lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Elmhurst Township, Pennsylvania, USA.

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