Migranten-Verteilung Mittelmeer: Vier EU-Staaten einigen sich auf Notfallsystem

Im Oktober sollen die Ergebnisse des Treffens vorgestellt werden: Deutschland, Frankreich, Italien und Malta einigten sich auf eine Übergangslösung für die Mittelmeer-Migranten.
Epoch Times23. September 2019

Deutschland, Frankreich, Italien und Malta haben eine vorläufige Einigung zur systematischen Verteilung von Migranten aus dem Mittelmeer erzielt.

Die Innenminister der vier EU-Länder verständigten sich am Montag in Maltas Hauptstadt Valletta auf einen zeitlich und geographisch begrenzten Verteilungsmechanismus für Migranten und Flüchtlinge.

Beteiligte EU-Länder sollen demnach Menschen, die über Libyen und das Mittelmeer nach Italien und Malta gelangen, nach einem festen Verfahren aufnehmen.

Wir haben Regelungen gefunden für einen temporären Notfallmechanismus, (…) die Italien und Malta helfen“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).

Zuvor hatte er bereits die Aufnahme von einem Viertel der Flüchtlinge aus Italien durch Deutschland in Aussicht gestellt. Frankreich könnte ein weiteres Viertel übernehmen. Außerdem haben Kroatien, Finnland, Irland, Litauen, Luxemburg und Portugal ihre Beteiligung zugesagt.

Für eine derartige Zusammenarbeit seien nun „klare Vorgaben für die Verfahren“ und „klare Fristen“ für die Verteilung der Migranten erarbeitet worden, sagte Seehofer.

Dublin-Abkommen soll überarbeitet werden

Über die genaue Höhe der Verteilungsquoten müsse noch diskutiert werden, weil sie von der Zahl der beteiligten EU-Länder abhänge. Die Frage soll bei einem EU-Innenministertreffen am 8. Oktober geklärt werden.

Diese anvisierte automatische Verteilungsregel soll eine Übergangslösung sein, bis das derzeitige Asylsystem der EU, das sogenannte Dublin-Verfahren, überarbeitet werden kann.

Bisher ist für Asylanträge ankommender Migranten das Erstankunftsland zuständig. Kritiker argumentieren seit langem, dass so die Mittelmeerländer Italien, Malta, Griechenland, Zypern und Spanien ungerecht belastet werden.

Eine besonders von Italien geforderte Reform des Verfahrens steckt wegen des Widerstands mehrerer Staaten gegen eine automatische Umverteilung von Migranten bislang fest.

Die Chancen (für eine Reform) sind meiner Meinung nach heute gestiegen“, sagte Innenminister Seehofer. Er sei mit dem Ergebnis des Treffens in Valletta „höchst zufrieden“.

SPD spricht von positivem Signal

Die EU-Abgeordnete Birgit Sippel (SPD) sprach von einem „positiven Signal“. Außerdem sei es „gut und richtig, dass die Bundesregierung bei der jetzt gefundenen kleinen Übergangslösung endlich eine führende Rolle eingenommen hat“.

Vergangene Woche hatten die maltesischen und italienischen Behörden erstmals wieder Schiffen von NGOs mit Menschen an Bord die Einfahrt in ihre Häfen erlaubt.

Zuvor hatten Schiffe mit Migranten tage- oder gar wochenlang auf die Einfahrt in einen europäischen Hafen warten müssen. Italien und Malta hatten lange das Anlegen verweigert, solange die Aufnahme der Migranten durch andere EU-Länder nicht geklärt war.

Kurz kritisiert „Umkehr in der Migrationspolitik“

Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz beklagte mit Blick auf diese Entwicklung eine „Umkehr in der Migrationspolitik“. Wieder „mehr offene Grenzen“ und „offene Häfen“ seien „keine sehr richtigen Signale in Richtung Afrika und in Richtung der Schlepper“, sagte Kurz der „Bild“-Zeitung.

Gleichzeitig kritisierte er den Beschluss der Bundesregierung, jeden vierten im Mittelmeer geretteten Flüchtling aus Italien aufnehmen zu wollen: „Wenn Menschen im Mittelmeer gerettet werden, sollten wir alles tun, sie in ihre Herkunftsländer zurückzustellen.“ (afp)



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