Wochenrückblick: Vom kleinen Maulwurf und „Ninja Warrior“ statt Springreiten

In München wird gegen Fahrverbote geklagt, Großbritannien hat zum ersten Mal seit 30 Jahren ein neues Kohlebergwerk genehmigt und Deutschlands stattliches Staatsdefizit. Diese und andere Kurznachrichten als unvollständiger Rückblick auf die Woche.
In Deutschland ist es wieder bitterkalt. Im Süden ist draußen sitzen heute wohl eher ungemütlich.
In Deutschland ist es wieder bitterkalt. Im Süden ist draußen sitzen heute wohl eher ungemütlich.Foto: Peter Kneffel/dpa
Von 16. Dezember 2022

Seehafen für Ungarn

Ungarn wird ab dem Jahr 2026 wieder über einen Zugang zum Meer verfügen. Am Ufer der Adria hat die ungarische Regierung bereits vor einigen Jahren die 300 Meter lange Küstenlinie bei Triest (Italien) für 31 Millionen Euro im Rahmen eines Konzessionsvertrags erworben. Ein neues Abkommen mit Italien soll nun die Arbeiten beschleunigen. Ungarn stehen damit 32 Hektar am Meer für die kommenden 60 Jahre zur Verfügung. Der Hafen ist einer der nächstgelegenen Seehäfen für das Binnenland und kann innerhalb von 24 Stunden per Bahn und Straße erreicht werden.

Diesel-Pkw, -Lkw, -Transporter

Ab Februar 2023 sperrt die Stadt München ihre Umweltzone für Euro-4-Dieselfahrzeuge, ab Oktober auch für Euro-5-Diesel. Grund ist eine Klage der Deutschen Umwelthilfe. Es regt sich Unmut. Theoretisch müssten sich deswegen rund 140.000 Münchner ein neues Auto kaufen. Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper (57, CSU) klagt nun gegen das Fahrverbot. Die Stadt habe diese Fahrverbote quasi vorbeugend verhängt, die „Stickstoffdioxid-Werte sind für München völlig im grünen Bereich und erfüllen praktisch alle EU-Grenzwerte und die der Bundesimmissionsschutz-Verordnung“. Die Umweltzone wird ab Februar zudem auf den Mittleren Ring ausgeweitet, was die Berufspendler aussperrt.

Der kleine Maulwurf

„Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ – Wolf Erlbruch, der das Buch illustrierte, starb am 11. Dezember im Alter von 74 in Wuppertal. Er lehrte lange Zeit als Professor für Illustration an den Universitäten in Wuppertal und Essen. Für den „Maulwurf“ erhielt er 2017 die höchstdotierte Auszeichnung „Astrid Lindgren Memorial Award“. Text und Idee des Buches stammen von Werner Holzwarth.

Der Kleine Maulwurf als Comic. Foto: iStock

Indiens Kernkraftwerke

Bis zum Jahr 2040 will Indien zwischen 20 und 30 Gigawatt Atomstrom installieren. Erwogen werden auch der Einsatz kleiner, modularer Reaktoren (sogenannte SMR), die eine Leistung von 100 bis 300 Megawatt haben. Der staatliche Energieversorger NTPC bevorzugt kleinere Reaktoren, die leichter anzupassen und schneller zu bauen sind. Aktuell laufen in Indien 22 Reaktoren mit einer Kapazität von etwa 6,8 Gigawatt. Die KKW sollen es dem Land ermöglichen, aus der Kohleverstromung auszusteigen und bis 2070 CO₂-neutral zu werden.

Neues Kohlebergwerk

Großbritannien hat zum ersten Mal seit 30 Jahren ein neues Bergwerk genehmigt. Das Kohlebergwerk Woodhouse Colliery entsteht in Cumbria im englischen Nordwesten, einer strukturschwachen Region. Es soll rund 500 Arbeitsplätze bieten. Um den Bau streiten sich Befürworter und Gegner bereits seit 2014, teilweise wurden regionale Zulassungen wieder zurückgezogen. Nun erteilte der britische Minister für Regionalausgleich und Bau, Michael Gove, die Erlaubnis. In erster Linie soll die Zulassung der Stahlindustrie im Land helfen und drei Millionen Tonnen Kokskohle pro Jahr fördern. Das entspricht rund 18 Prozent des britischen Jahresverbrauchs.

Ironman in Frankfurt?

Die Organisatoren der Ironman-WM wollen den traditionellen Wettkampf nicht mehr ausschließlich auf Hawaii austragen. Ort und Datum des Männer-Rennens 2023 stehen noch nicht fest. Der deutsche Triathlet Sebastian Kienle (Ironman-Gewinner 2014) hofft auf eine Weltmeisterschaft in Frankfurt am Main. Frankfurt sei auf solche Events auch ausgerichtet, „könnte das und hätte das auch verdient. Das wäre eine gute Wahl.“ Profisportler vermuten, dass der Austragungsort in Europa liegen wird, auch Nizza ist im Gespräch. Das Rennen der Frauen wird im Oktober 2023 in Hawaii stattfinden, im Jahr darauf soll jeweils getauscht werden. Der Ironman besteht aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 Kilometer Laufen.

Die Zielkammer der Nattional Ignition Facility. In ihrem Inneren beschießen Laser eine etwa Pefferkorn-große Probe. Foto: Lawrence Livermore National Laboratory

Kernfusion für 25 Minuten Wasserkocher

In Kalifornien haben Forscher erstmals mehr Energie mittels Kernfusion freigesetzt als injiziert wurde. „Es ist das erste Mal, dass das jemals in einem Labor geschafft wurde“, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm. Marktreif sei die Technik, wie seit Beginn der Forschung vor 70 Jahren, „in einigen Jahrzehnten“. Das Experiment am 5. Dezember in der weltgrößten Laseranlage setzte etwa ein Megajoule (MJ) Überschussenergie frei – vor Abzug der 300 MJ zum Betrieb der 3-Fußballfelder-großen Anlage.

„Digital-Nomaden-Visum“

Namibia lädt deutsche Homeofficearbeiter mit einem eigens kreierten Visum zu einem längeren Aufenthalt im Land ein. Sechs Monate könnten diejenigen im Land bleiben, die das Programm „Namibian Investment Promotion and Development Board“ nutzen möchten. Voraussetzung sind ein Monatseinkommen von über 2.000 Dollar (1.895 Euro), ein Führungszeugnis und ein homeofficetauglicher Arbeitsplatz. Die Stromversorgung in Namibia sei jederzeit stabil, der europäische Winter fern und deutsch eine anerkannte Regionalsprache.

Pflicht Elementarversicherung?

Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für Gebäude werde vom Bund vorerst nicht kommen, erklärte Justizminister Marco Buschmann (FDP) Anfang der Woche. Es sei so, dass man in einer Zeit höchster Belastungen privater Haushalte von allem die Finger lassen sollte, was das Wohnen und Leben noch teurer mache. Die Bundesländer könnten jedoch eigenständig tätig werden, sofern sie eine Pflichtversicherung wünschen, könnten sie rein rechtlich gesehen eine einführen. Später konterte Christian Kühn (Grüne), parlamentarischer Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, dass es noch keine „Vorfestlegung hinsichtlich der Frage des ‚Ob‘ der Einführung einer Verpflichtung zur Absicherung gegen Naturgefahren“ gegeben habe.

15 Monate Gefängnis

In Australien blockierte die „Klimakriegerin“ Deanna Coco 28 Minuten lang den Verkehr auf der sechsspurigen berühmten Harbour Bridge in Sydney. Sie legte eine Fahrspur lahm, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Richterin Allison Hawkins verhängte nun für die 32-jährige Frau eine Gefängnisstrafe von 15 Monaten, wobei Coco mindestens acht Monate tatsächlich im Gefängnis verbringen muss. In der Begründung heißt es, dass durch ihr „egoistisches emotionales Handeln“ eine „ganze Stadt“ habe leiden müssen. Mit derart „kindischen Stunts“ schade die Aktivistin der Sache selbst. Das Urteil löste in Australien eine heftige Debatte aus.

„Ninja Warrior“ statt Springreiten

Das Springreiten wird nach den Olympischen Spielen 2024 offiziell durch eine andere Teildisziplin ersetzt: einen Hindernisparcours im Stil von „Ninja Warrior“. Der Fünfkampf-Weltverband entschied sich mit 69 zu 83 gültigen Stimmen im November für die Aufnahme der Disziplin. Dabei müssen sich die Sportler unter anderem an Ringen entlanghangeln oder eine gebogene Wand hinauf klettern. Bei Jugendlichen sind die Parcours Kult.

Mieten

Bundesweit sind die Mieten um fast sechs Prozent gestiegen. Im dritten Quartal lagen die Angebotsmieten durchschnittlich um 5,8 Prozent höher als im Vorjahr, erklärt das Institut der Deutschen Wirtschaft. Am stärksten stiegen die Mieten im Saarland, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, am geringsten in Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen.

Steuern. Foto: iStock

Mindeststeuer für große Unternehmen

Die EU-Mitgliedstaaten haben sich auf die globale Mindeststeuer geeinigt. Internationale Firmen mit mindestens 750 Millionen Euro Umsatz pro Jahr sollen unabhängig von ihrem Sitz mindestens 15 Prozent Steuern zahlen. Die Richtlinie soll bis Ende 2023 in nationales Recht übertragen werden müssen. Ungarn wehrt sich gegen die Steuer, da Unternehmen im Land lediglich 9 Prozent Steuern zahlen müssen. Internationale Digitalkonzerne wie Facebook sind noch nicht davon betroffen, da der Umgang mit ihnen in einem zweiten Teil des Abkommens geregelt werden soll. Dieser ist noch in Arbeit, die Umsetzung weit entfernt.

Stattliches Staatsdefizit

Deutschlands Staatsdefizit fällt 2023 mit 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich höher aus als bislang gedacht. Gegenüber der ursprünglichen Planung wird es sich mehr als verdoppeln. Ursache für den Anstieg sind vor allem Maßnahmen wie die Gas- und Strompreisbremse. Das Defizit geht allein auf Kosten des Bundes. Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen haben ausgeglichene Etats oder machen Überschüsse. Die Schuldenquote, also die Verschuldung gemessen am BIP, steigt nächstes Jahr auf 70 Prozent und sinkt 2024 auf 68,5 Prozent. 2025 soll sie bei 67,5 Prozent liegen, ein Jahr später bei knapp über 67 Prozent.

Perfekt gelandet

Die unbemannte Orion-Kapsel der NASA-Mondmission Artemis 1 ist wieder zurück auf der Erde. Bei der „perfekten Landung im Wasser“ sei nichts beschädigt worden, teilte die US-Raumfahrtbehörde mit. Orion war knapp 26 Tage lang und umgerechnet rund 2,3 Millionen Kilometer durchs All und um den Mond geflogen, um Daten für eine künftige bemannte Mondmission zu sammeln. Ziel der Mission ist ein erster unbemannter Test des neuen Raumfahrzeugs und aller Systeme im Weltraum. Ein bemannter Flug unter dem Namen Artemis 2 ist für 2024 geplant, als eine Mondumrundung ohne Landung.

 

 



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