"Moralisch verwerflich"
Apotheker gegen "Beschenkung wider Willen": Sechs Euro pro FFP2-Maske ist ein "Skandal"
Der Staat erstattet den Apothekern die Kosten für FFP2-Masken - doch dabei gibt es Seltsamkeiten, wie ein Apotheker feststellt.

FFP2-Maske in einer Apotheke.
Foto: Friso Gentsch/dpa/dpa
Seit Dezember werden FFP2-Masken an Rentner verteilt. Gegen Vorlage eines Coupons erhalten sie sechs Stück der von der Regierung empfohlenen Schutzbekleidung. Händler können diese zu einem Nettopreis von 60 bis 70 Cent erwerben.
Was dafür den Apothekern vom Bund erstattet wird, sei jedoch aus moralischer Sicht verwerflich, erklärt der Apotheker Hendrik Müller. Er bekam sechs Euro brutto erstattet – pro Maske.
Viel Freude über die Erstattung kam bei dem Betreiber zweier Apotheken aus Obernkirchen nicht auf. Dass sein Firmenkonto als Erstattungsbetrag über 60.000 Euro für die im Gegenzug verteilten Masken aufweist, stößt bei ihm auf Unbehagen.
„Die Vergütung von sechs Euro brutto ist völlig unangemessen und ein Skandal“, sagte Müller.
Bei den Anschaffungskosten von 60 bis 70 Cent pro Maske würde sich ein Reingewinn von 40.000 Euro ergeben. „Eine Bereicherung und hohe Aufschläge bei Pandemieware sind aus meiner Sicht moralisch verwerflich“, kritisiert der Apotheker und spricht gar von „Beschenkung wider Willen“ und „schädigendem Verhalten für unseren Berufsstand“.
Aus diesem Grund beabsichtigt Müller, seinen Kunden die Eigenbeteiligung von zwei Euro zu erlassen und die doppelte Menge an Masken abzugeben. „Selbst das ist noch ein lukratives Geschäft“, sagt er. Sein Landesverband rät ihm jedoch dringend davon ab.
Erst im September vergangenen Jahres waren rund 3.500 der gut 19.000 deutschen Apotheken in eine finanzielle Schieflage gefallen, weil das Düsseldorfer Abrechnungszentrum AvP Insolvenz anmeldete. (sua)
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