Hamburger Bürgermeister: Merkels leichte Überlastung sollte man mit Nachsicht beantworten

Merkel lässt nach ihren Zitteranfällen lediglich durchblicken, einen Arzt aufgesucht zu haben. Ein medizinisch gebildeter Länderkollege warnt vor einer Diskussion darüber - und gibt doch eine kleine Einschätzung.
Titelbild
In sitzender Position verfolgen Angela Merkel und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen das Abspielen der Nationalhymnen.Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Epoch Times12. Juli 2019

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sieht nach den Zitteranfällen von Kanzlerin Angela Merkel leichte Anzeichen körperlicher Überlastung.

Im ZDF-„Heute Journal“ warnte der frühere Diagnose-Mediziner am Donnerstagabend aber vor einer öffentlichen Diskussion über ihren Gesundheitszustand.

Er wies auf die enormen körperlichen Belastungen des Amtes hin und sagte:

„Wenn ein solcher Job über viele Jahre ausgeübt wird, dann gehört dazu eine sehr, sehr gesunde Grundnatur. Und solche leichten Anzeichen von körperlicher Überlastung sollte man eher mit Nachsicht und vielleicht auch mit ein bisschen mehr Pausenzeiten beantworten und nicht mit einer öffentlichen Diskussion, was denn nun wirklich die Ursache wohl sein sollte.“

Drei Zitteranfälle in drei Wochen

Innerhalb von gut drei Wochen hatte Merkel drei Mal in der Öffentlichkeit einen Zitteranfall erlitten, immer im Stehen, zuletzt am Mittwoch, als sie den finnischen Regierungschefs Antti Rinne vor dem Kanzleramt mit militärischen Ehren empfing und stehend beide Nationalhymnen anhörte.

Sobald sie sich bewegen konnte, schien es ihr wieder besser zu gehen. Nach dem Gespräch mit Rinne sagte sie: „Man muss sich keine Sorgen machen.“ Zweifel an ihrer Arbeitsfähigkeit wies sie zurück: „Ansonsten bin ich ganz fest davon überzeugt, dass ich gut leistungsfähig bin.“

Gleichwohl zog sie am Donnerstag bei der Begrüßung der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen Konsequenzen und vollzog die Empfangszeremonie mit ihr erstmals teilweise im Sitzen.

Merkel war beim Arzt

In einer Pressekonferenz beantwortete Merkel die Frage, ob sie einen Arzt aufgesucht hat, zwar nicht konkret, ließ aber durchblicken, dass sie dies getan hat.

„Sie dürfen davon ausgehen, dass ich erstens um die Verantwortung meines Amtes weiß und deshalb auch dementsprechend handele – auch was meine Gesundheit anbelangt“

, sagte sie.

„Und zweitens dürfen Sie davon ausgehen, dass ich auch als Mensch ein großes persönliches Interesse daran habe, dass ich gesund bin und auf meine Gesundheit achte.“

Recht auf Privatsphäre?

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hält es auch nicht für nötig, dass sich Merkel näher dazu einlässt. „Auch Personen des öffentlichen Lebens haben Anspruch auf Privatsphäre“, sagte er der Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

„Die Kanzlerin hat sich bereits zu ihrem Gesundheitszustand geäußert. Mehr können und sollten wir von ihr nicht verlangen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie nicht selbst einschätzen kann, ob sie leistungsfähig ist.“

Er fügte hinzu: „Ich warne davor, eine Fitness-Diskussion über Politiker zum Ersatz für Politik zu machen.“

Dagegen hält der Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen Falter Merkels Informationen für unzureichend.

„Das reicht nicht mehr aus. Die Kanzlerin muss die Öffentlichkeit informieren. Es entsteht sonst der Verdacht, dass etwas Schlimmeres dahinterstecken könnte“,

sagte er dem „Mannheimer Morgen“ (Freitag). (dpa)



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