„Absurd“ – Linke fordert Stopp deutscher Stromexporte

Während hierzulande die Energiepreise in die Höhe schießen, liefert Deutschland weiterhin Strom ins Ausland – vor allem nach Frankreich. Das findet Linken-Politiker Dietmar Bartsch absurd.
Dietmar Bartsch spricht beim Bundesparteitag der Linken in Erfurt.
Dietmar Bartsch spricht bei einem Bundesparteitag der Linken (Archivbild).Foto: Martin Schutt/dpa
Epoch Times26. August 2022

Mit Blick auf die stark steigenden Energiepreise fordert die Linke ein Aussetzen deutscher Stromexporte ins EU-Ausland. „Wir brauchen ein Moratorium auf Stromexporte aus Deutschland ins europäische Ausland“, sagte Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch der „Augsburger Allgemeinen“.

„Es ist den […] Bürgern kaum zu erklären, warum hierzulande der Sparzwang und explodierende Preise gelten sollen, wenn gleichzeitig in Größenordnungen Strom exportiert wird“, kritisierte er weiter. „Dass dafür auch Gas genutzt wird, ist nicht vermittelbar.“

Es sei absurd, „wenn Länder wie Frankreich erst die Energiewende verschleppen, dann die […] Verbraucher hierzulande die Zeche zahlen, während gleichzeitig die Strompreise in Deutschland EU-weit die höchsten sind“, sagte Bartsch.

Zumindest hinsichtlich der Preise lässt sich dieser Aussage kaum widersprechen. Bezüglich der Energiewende bleibt anzumerken, dass beim Vergleich der CO₂-Bilanz der Stromerzeugung beider Länder Frankreich seit Jahren deutlich besser abschneidet.

Anders als in Deutschland sind in Frankreich zudem die Strompreise gedeckelt. Sprich jede Megawattstunde, die über die Grenze geht, verknappt den Markt in Deutschland, wo demzufolge die Preise steigen, während sie in Frankreich gleich bleiben.

Mehr Stromexporte als -importe

Frankreich und Deutschland importieren seit Jahren beide Strom voneinander. Seit einigen Monaten aber sind die Stromimporte nach Frankreich deutlich gewachsen und liegen deutlich über den französischen Exporten nach Deutschland.

Dieses Ungleichverhältnis ist nach Angaben des Verbands Zukunft Gas mit ein Grund für den Anstieg der Stromproduktion aus Gas im Juli. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte in diesem Zusammenhang in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ von einem Effekt gesprochen, der etwas mit „nachbarschaftlicher Solidarität“ zu tun habe, „auch wenn er unter Gas-Gesichtspunkten nicht wünschenswert ist“.

Grund für den gestiegenen französischen Strombedarf ist, dass mehr als die Hälfte der 56 französischen Atomkraftwerke derzeit außer Betrieb ist. Einerseits geht es um geplante Instandsetzungsarbeiten, von denen wegen der Corona-Pandemie zuvor einige verschoben wurden. Andererseits sind auch Meiler außer Betrieb, weil dort Untersuchungen zur Bildung von Rissen laufen, nachdem der Stromkonzern EDF zu Jahresbeginn teils Mängel festgestellt hatte.

Einige Wartungen an französischen Meilern dauern noch Monate

EDF musste angesichts der außer Betrieb genommenen Meiler seine voraussichtliche Stromproduktion für dieses Jahr bereits nach unten korrigieren. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, werden die Wartungsarbeiten an vier der Meiler bis November oder Dezember und damit länger als geplant dauern.

Voraussichtlich werden in diesem Jahr den Angaben nach etwa 280 bis 300 Terawattstunden produziert. Wenn alle Kraftwerke laufen, liegt die Kapazität bei 430 Terawattstunden. Tendenz steigend. Grundsätzlich plant Frankreich den Bau von acht neuen Kraftwerken bis 2050. Der Stromkonzern EDF soll in diesem Zuge wieder komplett verstaatlicht werden. Zugleich sollen aber auch erneuerbare Energien ausgebaut werden.

Linken-Politiker Bartsch forderte unterdessen auch, die Steuer auf Strom in Deutschland zu senken. „Strom muss vom Luxus- wieder zum Allgemeingut werden“, sagte Bartsch. „Dafür darf der Strompreis nicht weiter steigen. Die Stromsteuer muss auf das Mindestmaß reduziert werden [und] ein kostengünstiges Grundkontingent – orientiert am Durchschnittsverbrauch – eingeführt werden.“ (dpa/ts)



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