Meck-Pomm: 1.134 Fahrzeuge bei Autokorsos gegen „weltfremde Politik“ (+Video)

Existenzängste wegen „weltfremder Politik“: Zahlreiche Unternehmer, Selbstständige und Freiberufler trafen sich mit ihren Fahrzeugen zu Autokorsos in Mecklenburg-Vorpommern.
Von 14. Oktober 2022

Donnerstagnachmittag, 13. Oktober, Neubrandenburg. „Wir Unternehmer fordern: Schluss mit den Sanktionen gegen Russland. Wir Unternehmer fordern: Keine Waffenlieferungen. Wir Unternehmer fordern: Stopp der Energiepolitik. Für bezahlbare Energie …“ schallt es aus Lautsprechern auf einem Pkw, der sich in Kolonne mit zahlreichen anderen Fahrzeugen, Kleintransportern, Handwerkerfahrzeugen und Lkws langsam durch die Straßen der „Vier-Tore-Stadt“ bewegt.

Die Epoch Times berichtete bereits im Vorfeld über die Beweggründe der Bürgerinitiative, die ihren Angaben nach mittlerweile landesweit mit rund 1.000 Unternehmern in Kommunikation steht. Am Veranstaltungstag waren wir für unsere Leser in Neubrandenburg bei einem der Autokorsos, um zu erfahren, was die Menschen bewegt.

Auf Achse gegen „weltfremde Politik“

In insgesamt acht Städten des Ostsee-Bundeslandes fanden am Donnerstag ab 16 Uhr zeitgleich Autokorsos der Bürgerinitiative „Unternehmeraufstand MV“ statt. Mit den Kundgebungen unter dem Motto „Ohne uns! Steht alles still!“ wollten die Initiatoren gegen die Energiepolitik der Ampelregierung und die aus ihrer Sicht „weltfremden politischen Entscheidungen“ protestieren. Die Polizei begleitete die Aufzüge in acht Städten und zählte insgesamt 1.134 Fahrzeuge.

Allein in Neubrandenburg nahmen 312 Fahrzeuge am Autokorso teil, der gegen 19 Uhr „ohne Störungen“ beendet wurde. Unter den Teilnehmern war auch Maik Ohlenforst. Er betreibt einen An- und Verkauf und hat Angst wie viele hier. Angst, dass man das alles nicht mehr bezahlen könne. Auch bei seinen Kunden sehe er den Frust. Sie könnten schon jetzt nichts mehr kaufen, so der Ladenbesitzer. Corona habe im Vorfeld alles kaputt gemacht und jetzt komme die Energiekrise: „Es ist eine Katastrophe.“ Über der Schulter hält Ohlenforst eine Fahne. Schwarz-Rot-Gold. Die Farben der Bundesrepublik Deutschland. Doch Maik Ohlenforst blickt düster in die Zukunft: „Die Leute wissen nicht mehr weiter.“

Gleich neben ihm steht Kurt Kadow. Von dem Rentner erfahren wir, dass er studierter Diplomingenieur ist. Vor seiner Pensionierung war er zuletzt als Selbständiger tätig, verkaufte GPS-Systeme. Er kenne viele Unternehmer aus seiner beruflichen Tätigkeit, einige seien heute auch hier mit dabei. Kadow ist nicht nur Rentner, er sitzt auch als Parteiloser und stellvertretender Vorsitzender der Fraktion „Bürger für Neubrandenburg“ im Stadtrat von Neubrandenburg. Da seien Mitglieder verschiedener Parteien drin, auch parteilose. Man mache keine Parteipolitik im Stadtrat, sondern Stadtpolitik. Man wolle etwas für die Bürger der Stadt tun, so der engagierte ältere Herr.

Impressionen vom Autokorso in Neubrandenburg am 13. Oktober 2022. Foto: Erik Rusch, Epoch Times

„Wir müssen gemeinsam Demos machen“

Was Kadow zur Teilnahme am Autokorso bewegte, ist, was seinen Angaben nach auch die meisten hier antreibe: die „Unzufriedenheit mit der Bundespolitik“.

„Wir waren ’89 auf der Straße und haben massiv gekämpft und haben etwas erreicht“ erinnert sich der heutige Stadtrat an die Zeit zum Ende des sozialistischen DDR-Regimes. „Seitdem es Corona gibt, haben wir Zweifel an unserer Regierung, an denen, die hier das Sagen haben.“

„Wir müssten als Bevölkerung mehr zusammenstehen. Es heißt ja ein Volk – und wir sind das Volk.“ Doch wenn er solche Demos sehe: mittwochs, freitags, an anderen Tagen … „Wir müssen gemeinsam Demos machen“, fordert Kadow.

Schwerwiegende Vorwürfe

„Wir sind ein hoch entwickeltes Industrieland – gewesen“, meinte Kadow auch. Wenn man sich den Mittelstand angucke, der jetzt hier demonstriere, dem stehe das Wasser bis zum Hals.

Kadow sagte noch: „Der Mittelstand wird kaputt gemacht.“ Die Spritpreise, die Gaspreise, die Lebensmittelpreise – die Menschen hätten Angst, dass sie in einigen Monaten die laufenden Kosten nicht mehr bezahlen können.

Der Stadtrat hegt einen schwerwiegenden Verdacht: „Aber das ist auch von der Regierung gewollt.“ Man wolle der Bevölkerung Angst machen, denn das sei „ein gutes Mittel, um die Bevölkerung in den Griff zu kriegen“.

Wo Kadow der Regierung auf der einen Seite unterstellt, die Menschen mit Angst gefügig machen zu wollen, unterstellt er ihr auf der anderen Seite Unfähigkeit.

„Man kann nur mit dem Kopf schütteln“

„Wenn wir sehen, was wir für Leute in der Regierung haben. Woanders ist es so: Eine Qualifikation wird gebraucht“, so Kadow. Man höre sogar, dass sie keine Ahnung hätten und Wirtschaftsminister, Außenministerin, Verteidigungsministerin seien. „Wir müssen uns schämen, wie wir in der Welt dargestellt werden.“

Das seien Leute, die keine oder eine abgebrochene Berufs- und Studienausbildung hätten und jetzt „in der Regierung sitzen und uns, die wir jahrelang in Betrieben gearbeitet haben, Verantwortung getragen haben, sagen wollen, was wir machen sollen und was wir eventuell falsch machen“.

Kadow konkretisierte zur Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD): „Man kann nur mit dem Kopf schütteln.“ Auch als Wirtschaftsminister hätte Kadow wohl lieber eine andere Person als Robert Habeck (Grüne): „Wirtschaftsminister sollte jemand sein, der in der Wirtschaft schon gearbeitet hat.“ Und so könne man alle anderen nehmen: einen „Bundeskanzler, der vergesslich ist“ – offenbar eine Anspielung auf den Cum-Ex-Skandal.

Apropos Energiekrise: Auch über die Explosionen an der Nordseepipeline hat sich Kadow Gedanken gemacht. Der Diplomingenieur fragt sich, warum Putin seine eigene Leitung sprengen sollte, wenn er „ganz einfach den Hahn zudrehen“ könne? Laut Kadow habe Putin dieser Tage gesagt, dass die zweite Nord-Stream 2-Leitung funktioniere und man sie aufdrehen könne. „Und Habeck? Kauft Gas in Ländern ein, die Journalisten köpfen lassen.“ Da sei es dann in Ordnung, wundert sich der rüstige Senior.

Impressionen vom Autokorso in Neubrandenburg am 13. Oktober 2022. Foto: Erik Rusch, Epoch Times

Acht Städte, acht Autokorsos, 1.134 Fahrzeuge

Neben den 312 Fahrzeugen in Neubrandenburg wurden auch in Schwerin, Rostock, Wismar, Greifswald, Parchim, Stralsund und Güstrow zahlreiche Fahrzeuge bei Autokorsos gezählt. Aus Stralsund berichtete die Polizei von 85 teilnehmenden Fahrzeugen und aus Greifswald von 160 Fahrzeugen. Es habe keine Störungen gegeben. Allerdings kam es am Mühlentor in Greifswald zu einer Gegenkundgebung von 40 Personen unter dem Motto „Gemeinsam gegen Hetze“ – auch störungsfrei, so die Polizei.

Aus Schwerin berichtete die Polizei rund 93 Fahrzeuge, die am Autokorso teilgenommen hatten. In Parchim waren 190 Fahrzeuge am Start. Auch in der Hafenstadt Wismar wurde ein Autokorso von „Unternehmeraufstand MV“ veranstaltet. Hier zählte die Polizei 50 Fahrzeuge und 40 Lkws und in Rostock insgesamt 88 Fahrzeuge, von denen 31 Lkws oder Tieflader gewesen seien. In Güstrow zählte man 116 Fahrzeuge, darunter vier Zugmaschinen mit Aufliegern und zwei Traktoren. Zusammenfassend könne gesagt werden, so die Polizei, dass an diesen fünf Aufzugsorten „insgesamt 950 Personen mit 577 Fahrzeugen an den Autokorsos teilgenommen haben“.

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