Geldvermögen dürfte um gut zwei Prozent schrumpfen

Nach Jahren der Vermögenszuwächse bestimmen die hohe Inflation, Rezessionssorgen und Kursverluste an den Aktienmärkten die Weltwirtschaft. Vor allem der Mittelstand muss sich auf Abstriche einstellen.
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Euro Geldscheine. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times12. Oktober 2022

Die Folgen der hohen Inflation sowie die Verschärfung der Geldpolitik dürften erstmals seit langem das Vermögen der Menschen weltweit schmälern. Nach deutlichen Zuwächsen von jeweils über zehn Prozent in den vergangenen drei Jahren sei für das laufende Jahr mit einem Rückgang des globalen Geldvermögens um mehr als zwei Prozent zu rechnen, teilte der Versicherer Allianz am Mittwoch mit.

Das wäre der erste nennenswerte Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008. Preisbereinigt könnten die Haushalte ein Zehntel ihres Vermögens einbüßen. „Die Inflation ist eine Plage für die Mittelschicht“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran, die Krise stelle auch „den sozialen Kontrakt auf die Probe“.

Das Jahr 2022 markiere einen Wendepunkt. „Rückblick hui, Ausblick pfui“, fasste Arne Holzhausen, Leiter Insurance & Wealth Markets, zusammen.

Die Aussichten schätzen die Allianz-Experten eher trübe ein. Während auf die Finanzkrise eine relativ schnelle Erholung gefolgt sei, erwartet er für die kommenden drei Jahre bis 2025 lediglich ein jährliches nominales Wachstum des Geldvermögens um 4,6 Prozent.

Regierung erwartet hohe Inflation von sieben Prozent

Hier müsse die Inflation noch berücksichtigt werden. Die Bundesregierung rechnet auch im kommenden Jahr mit weiter stark steigenden Preisen. Man geht von einer Inflationsrate von acht Prozent in diesem und sieben Prozent im Jahr 2023 aus, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch in seiner Herbstprojektion. Der deutschen Wirtschaft steht demnach im kommenden Jahr ein Abschwung um 0,4 Prozent bevor.

2021 hatte das Geldvermögen noch um 10,4 Prozent auf weltweit 233 Billionen Euro zugelegt. In Deutschland profitierten die privaten Haushalte im vergangenen Jahr von den boomenden Aktienmärkten, die viele während der Pandemie für sich entdeckt hatten.

Insgesamt wuchs das Brutto-Geldvermögen der deutschen Haushalte im vergangenen Jahr nach Berechnungen der Allianz um 8,5 Prozent, das war der stärkste Zuwachs seit der Jahrtausendwende, und er lag auch über dem Durchschnittswachstum in Westeuropa (plus 6,7 Prozent). Die Sparer in Deutschland kauften Aktien und Investmentfonds in Höhe von 135 Milliarden Euro – 53 Prozent mehr als im bereits starken Jahr 2020.

Trübe Aussichten in Deutschland

Auch Deutschland werde sich aber dem negativen Trend nicht entziehen können, hieß es: In diesem Jahr dürfte das Geldvermögen hierzulande ebenfalls um mehr als zwei Prozent zurückgehen.

Die Deutsche Bundesbank hatte bereits für das erste Quartal von einem Rückgang des Geldvermögens der Privathaushalte aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen zum Vorquartal um 0,5 Prozent auf 7.588 Milliarden Euro berichtet. Maßgeblich hätten dazu Bewertungsverluste in Milliardenhöhe beigetragen, die vor allem auf die Kursstürze am Kapitalmarkt zurückzuführen seien.

Als beunruhigend wertet die Allianz auch den Anstieg der Schulden der weltweiten Privathaushalte. Die Verbindlichkeiten kletterten im vergangenen Jahr um 7,6 Prozent auf 52 Billionen Euro. Damit lag das Schuldenwachstum deutlich über dem langjährigen Mittel von plus 4,6 Prozent.

Während die entwickelten Länder daran einen geringeren Anteil hatten, nehme die Bedeutung der Schwellenländer bei der Verschuldung immer weiter zu, allen voran Asien ohne Japan. Ihr Anteil an den Schulden habe sich mehr als verdoppelt und liege jetzt bei 27,6 Prozent. Die Gefahr einer Schuldenkrise sei vor allem angesichts struktureller Herausforderungen dieser Länder nicht von der Hand zu weisen, mahnte die Allianz.

Der Versicherer berücksichtigt in seiner zum dreizehnten Mal vorgelegten Vermögensstudie („Global Wealth Report“) Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien. (dpa/afp/red)



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