Propaganda, Täuschungsmanöver und “Unruhen” in Lhasa

Warum Chinas Regime die Unruhen in Tibet angezettelt hat
Titelbild
Von 26. März 2008

Die Gewaltausbrüche in Lhasa im März 2008 hatten schon im Jahr 1989 ihre Vorgänger.

„Am Morgen des 5. März erhielt die bewaffnete Polizei in Tibet von Li Lianxiu, dem Leiter der Befehlszentrale der bewaffneten Polizei, den Befehl zum Handeln. Die Spezialabteilung sollte sofort 300 ihrer Mitglieder benennen, die als normale Bürger und tibetische Mönche verkleidet in die Bajiao-Straße und andere Unruhe-Orte in Lhasa gehen sollten, um dort Zivilpolizei bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Schriften-Pagode nordöstlich des Dazhao-Tempels in Brand stecken, den Reisladen im Geschäftsviertel einschlagen, die Bevölkerung dazu anstiften, Reis und andere Nahrungsmittel zu stehlen, die Tibet-Gansu Handelsgesellschaft angreifen. Die Bevölkerung zum Diebstahl von Waren ermutigen, aber nur an den erlaubten Stellen.“

So der Journalist Tang Daxian in seinem langen Artikel „Die Ereignisse in Lhasa zwischen dem 2. und 10. März 1989″, in dem er berichtet, wie die chinesische KP in Lhasa die Unruhen manipulierte, um die Tibeter mit Gewalt zu unterdrücken.

Laut Chen Pokong, einem Han-Chinesen, der zu der studentischen Demokratie-Bewegung gehörte, später politischer Gefangener in China war und nun als anerkannter Wirtschaftswissenschaftler und Kommentator in den USA lebt, sind die Unruhen in diesem März „denen im März 1989 ganz ähnlich. Eine Gruppe jünger Männer zwischen 20 und 30 Jahren ging wohl organisiert vor. Zuerst riefen sie Parolen, dann steckten sie einige Autos in der Nähe des Ramoche-Klosters in Brand, dann brachen sie in nahe gelegene Geschäfte ein und zuletzt steckten sie auch diese in Brand.“

Erfahrene Beobachter des chinesischen Regimes sollten davon nicht überrascht sein.

Nachdem die Volksbefreiungsarmee im Juni 1989 Tausende von unbewaffneten Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens ermordet hatte, wurden die Leichname getöteter Studenten in Soldatenuniformen gesteckt und fotografiert, um zu „beweisen“, dass die Studenten mit Gewalt vorgegangen waren.

Diese „Beweise“ halfen bei der Inszenierung einer Propaganda-Kampagne, die noch immer die Masse der Festland-Chinesen davon überzeugt sein lässt, dass die Führung verantwortlich vorging, indem sie die Studenten unterdrückte. Im Januar 2001 hieß es dann, fünf Falun Gong-Praktizierende hätten sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens selbst in Brand gesetzt. Eine sorgfältige Überprüfung des Propaganda-Videos dieser Selbstverbrennung, das von der chinesischen KP im chinesischen Fernsehen ununterbrochen gesendet wurde, brachte zu Tage, dass diese Selbstverbrennungen inszeniert waren.

Und trotzdem waren diese Selbstverbrennungen ein Propaganda-Triumph in den Händen von Chinas KP. Die Haltung der chinesischen Durchschnittsbürger, die der Verfolgung von Falun Gong durch die Regierung bisher nicht positiv gesonnen waren, verhärtete sich, und die Anzahl der Falun Gong-Praktizierenden, die durch Folter getötet wurden, schnellte hoch, als die Kampagne zur „Auslöschung“ von Falun Gong verstärkt wurde.

Ruan Ming kennt sich aus in den Vorgehensweisen der chinesischen KP – hauptsächlich er war es, der die Reden für Hu Yaobang schrieb, den Generalsekretär der KPC in den Jahren 1981-1987.

In einem Interview mit dem Sender „Sound of Hope“ mahnte Ruan die internationale Gemeinschaft, im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa unbedingt die Augen offen zu halten und die gewalttätige und betrügerische Natur der KPC nicht zu verkennen.

Ruan ist davon überzeugt, dass die Unruhen in der letzten Woche in Lhasa sorgfältig geplant waren mit dem Ziel, den Dalai Lama in Misskredit zu bringen und die weitere Unterdrückung zu rechtfertigen.

Warum sollte der KPC daran gelegen sein, die Tibeter weiterhin zu unterdrücken? Die Tibeter wurden längst erobert und kolonialisiert, ihre Kultur unterlag pausenlosen Angriffen, ihre Sprache wird unterdrückt, sie werden körperlich gefoltert, während schätzungsweise 10 Millionen Tote unter der 50 Jahre dauernden Besetzung durch die KPC zu beklagen sind.

Allein die Existenz von Minderheiten wie den Tibetern und den muslimischen Uiguren stellen Probleme dar für die Han-Majorität der KPC-Herrschaft in China, und die Führung hat einen Plan, um dieses Problem „zu lösen“. Laut einem Artikel in der Times Online ist Li Dezhu einer von drei Parteifunktionären, die die Pläne für die Auflösung der besonderen tibetischen Kultur vorgelegt haben, um so das „Problem“ einer separaten tibetischen Ethnie zu beseitigen.

In der Times heißt es, Lis Beitrag bestand darin, das „Drehbuch für die Zerstörung unabhängiger Kulturen und nicht integrierter religiöser Minderheiten durch das Propagieren materieller Werte zu fördern.“ „Materielle Werte zu fördern“ beinhaltet unter anderem, tibetische Mönche dazu zu zwingen, den Dalai Lama nicht anzuerkennen und von ihnen feierliche Bekenntnisse des Patriotismus zu fordern, während zur gleichen Zeit die Klöster geschlossen und in Touristenattraktionen umgewandelt werden – mit anderen Worten, der Versuch, die tibetische Religion an den Wurzeln auszureißen.

Diese Strategie wird noch unterstützt dadurch, dass die tibetische Region mit Han-Chinesen überflutet wird, sodass die Tibeter zu einer Minderheit in ihrem eigenen Land werden.

Das sichtbare Hindernis bei diesem Plan ist die Rolle, die der tibetische Buddhismus im Leben der Tibeter spielt, personifiziert in den tibetischen Mönchen und insbesondere durch den Dalai Lama.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele hat der Dalai Lama besondere Zugkraft gewonnen bei einer Kampagne mit dem Ruf nach Verhandlungen mit Chinas Führung über kulturelle Autonomie in Tibet. Im vergangenen September gab es ein Treffen zwischen ihm und der deutschen Bundeskanzlerin Merkel, dem folgte im Oktober ein Treffen mit US-Präsident George W. Bush.

Ruan (der Redenschreiber von Hu Yaobang) ist der Meinung, dass die „Unruhen“ in Lhasa dem Regime erlauben, die Tibeter als Terroristen zu brandmarken und auf diese Weise die Autorität des Dalai Lama aufzuheben.

Zur gleichen Zeit liefern die „Unruhen“ einen Vorwand um sämtliche Vorgehensweisen zu rechtfertigen, die das Regime im Geheimen vorhat um das tibetische Volk so sehr einzuschüchtern, dass es sein Festhalten am Buddhismus eher aufgibt als den „Materialismus“.

Da überrascht es nicht, dass auch die westlichen Medien aus Tibet rausgeworfen wurden und die Region mit chinesischen Truppen überflutet wurde. Der Dalai Lama wurde vom Guardian mit den Worten zitiert: „Einiges Unvorhergesehene könnte passieren“, wenn Beobachter von Außerhalb nicht mehr vor Ort sind. Mit anderen Worten, der Dalai Lama befürchtet, dass die chinesischen Machthaber die Gelegenheit, die sie selbst geschaffen haben durch die Notwendigkeit die „Unruhen“ in Lhasa runterzufahren, nutzen könnten, um eine wirklich blutige Niederschlagung in Gang zu setzen.

Die Botschaft, welche die chinesische Propaganda an eine Bevölkerung mit wenig Zugang zu anderen Informationsquellen verbreitet, ist, dass die Tibeter generell und insbesondere der Dalai Lama „Spalter“ seien – Separatisten, deren Wunsch es sei China durch ihre Unabhängigkeit zu bedrohen.

Der oberste KPC-Funktionär in Tibet, Zhang Qingli, brachte den Westen zu lautem Lachen mit seiner Aussage: „Der Dalai Lama ist ein Wolf im Schafspelz, ein Teufel mit menschlichem Gesicht, aber dem Herzen einer Bestie.“ Und: „Jetzt sind wir in eine schlimme Blut-und-Feuer-Schlacht mit der Clique des Dalai Lama verwickelt, eine Schlacht auf Leben und Tod zwischen uns und unserem Feind.“

Aber in China selbst haben diese Worte von Zhang keinen Anstrich des Lächerlichen. Chatrooms in chinesischer Sprache sind angeblich voll von Beschimpfungen über die Tibeter und den Dalai Lama, manchmal fordern sie sogar den Tod für die „Separatisten“.

Dieser Ruf nach Blut erinnert daran, wie das chinesische Regime die eigene Bevölkerung erfolgreich gegen ihre eigenen Studenten wendete, die 1989 einfach nur aufstanden und Demokratie forderten. Und er erinnert daran, wie das chinesische Regime eine Zeit lang erfolgreich die Unterstützung vieler Chinesen für die unhaltbare Verfolgung von Falun Gong gewann.

Westliche Beobachter hatten vermutet, dass die KPC niemals wenige Monate vor Beginn der Olympischen Spiele die gute öffentliche Meinung durch Niederschlagung der Tibeter gefährden würde. Die Führer der KPC sehen das anders. Sie sehen in der immer stärker werdenden Autonomie-Kampagne des Dalai Lama eine nicht zu tolerierende Provokation und eine Gelegenheit für die Lösung der Tibet-Frage.

Anständige Menschen haben nie die Mentalität von Gangstern verstanden.

Unter Mitarbeit von Shawn Lin and Hao Feng




Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion