Nahles Pläne zur Renten-Stabilisierung: Beiträge werden auf 26 % steigen, warnt Experte

Die Pläne von Andrea Nahles, das Rentenniveau einzufrieren und dafür den Rentenbeitrag auf 22 Prozent steigen zu lassen, hält der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen für unrealistisch: Laut ihm läuft es sogar auf 26 Prozent Beitrag hinaus: "Die Beitragszahler der Zukunft können nicht relativ mehr vom Einkommen abliefern, als wir es selbst getan haben", warnt er.
Titelbild
Arbeitsministerin Andrea Nahles.Foto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Oktober 2016

Kritik und Unverständnis äußert der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen zu den Plänen von Bundesarbeitsministein Andrea Nahles: Sie will den Rentenbeitrag bis zum Jahr 2030 auf 22 Prozent steigen lassen und damit das Rentenniveau stabilisieren – doch diese Rechnung sei noch viel zu niedrig, warnt der Professor für Finanzwissenschaf der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: „Es wird sogar deutlich über 22 Prozent gehen“, sagte er in einem Interview mit der Friedrich-Naumann-Stiftung. Er rechnet mit Beiträgen um die 26 Prozent, falls sich das Rentenniveau um die 48 Prozent einpegeln würde.

Raffelhüschen ist einer der Top-Experten zum Thema Alterssicherung. Er sagt in dem Interview, dass man selbst etwas für die Lebensstandardsicherung tun muss, denn diese könne der Staat der Zukunft nicht leisten. Dass Nahles nun das Rentenniveau konstant halten wolle, widerspreche dem Nachhaltigkeitsfaktor. Diesen habe man eingeführt, um den Beitragssatz über die Zeit konstant zu halten, auch wenn das Rentenniveau dann fällt. Schon die Debatte, die jetzt geführt werde, findet er „schlichtweg unklug“.

„Unsinn und ungerecht“

„Die jungen Beitragszahler der Zukunft werden sich fragen, warum sie sehr viel mehr in die Rente einzahlen sollen, als diejenigen, die diese Renten bekommen“, so der Experte. Er meint, sie könnten nicht „relativ mehr vom Einkommen abliefern, als wir es selbst getan haben. Das wäre Unsinn und ungerecht.“

Sachen wie die „Wahlgeschenke des letzten Wahlkampfes“ werde man noch öfter erleben – „wenn wir nicht versuchen, Rationalität in die Debatten zu bringen“. Eine Mütterrente sei eingeführt worden, für das Wählerklientel der CDU, die Rente mit 63 für die Gewerkschaften. So hätte jeder sein eigenes Klientel bedient.

Man müsse diese Art von Fehlern verhindern, die Frau Nahles begeht, so seine Ansicht.

Auch Krankenkassenbeiträge steigen

Raffelhüschen erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass man die Entwicklung der Krankenkassenbeiträge nicht vergessen dürfe. Diese unterliegt ebenfalls einer demographischen Entwicklung: „Die Gesundheitsversorgung ist das am meisten unterschätzte Problem“, sagt er. „Wir werden doppelt so viele Krankentage zu finanzieren haben, bei ähnlicher Beitragsentwicklung wie in der Rente. Das können wir unserem zukünftigen Beitragszahler schlicht nicht zumuten. Die Gesamtbelastung liegt dann kombiniert auf ca. 58 bis 60 Prozent des Einkommens.“

Er schätzt, dass der Vorstoß von Nahles den Gewerkschaftsforderungen geschuldet ist. Die Gewerkschaften wollten „unbedingt ein nochmal deutlich höheres Rentenniveau garantieren, vielleicht wegen ihrer Altersstruktur“, so Raffelhüschen. (rf)



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