Französische Behörden verkünden das „Ende des Dschungels“ von Calais

Die französischen Behörden haben am Mittwoch die nahezu vollständige Räumung des Flüchtlingslagers in Calais verkündet. Allerdings hielten sich nach wie vor Flüchtlinge in dem in weiten Teilen von Bränden zerstörten Lager auf.
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Zelte und Hütten brennen, während die Flüchtlinge das Camp in Calais verlassen.Foto: Etienne Laurent./dpa
Epoch Times26. Oktober 2016

Die französischen Behörden haben am Mittwoch die nahezu vollständige Räumung des Flüchtlingslagers am Ärmelkanal verkündet. „Heute ist wirklich das Ende des Dschungels“, sagte die zuständige Präfektin Fabienne Buccio. Allerdings hielten sich nach wie vor Flüchtlinge in dem in weiten Teilen von Bränden zerstörten Lager auf.

Am dritten Tag der Räumung des Lagers gingen zahlreiche Flüchtlingshütten und Zelte in Flammen auf, schwarze Rauchwolken stiegen auf, Gasflaschen explodierten. Mehrere afghanische Flüchtlinge wurden wegen Brandstiftung und versuchter Brandstiftung festgenommen. Präfektin Buccio sprach von einer „Tradition bestimmter Gruppen, ihre Unterkünfte vor dem Aufbruch zu zerstören“.

Die Flammen und der dichte Rauch trieben viele Flüchtlinge aus dem Elendslager. Behördenmitarbeiter und Polizisten in Schutzmontur forderten die Flüchtlinge verstärkt auf, das Lager zu verlassen. Gleichzeitig fuhren wie an den beiden Vortagen zahlreiche Busse ab, die Bewohner des „Dschungels“ in Aufnahmezentren im ganzen Land fuhren.

„Ich werde auf der Straße enden“

Schon am Mittag verkündete Präfektin Buccio gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Es ist niemand mehr im Lager.“ Allerdings befanden sich zu dem Zeitpunkt noch zahlreiche Flüchtlinge im „Dschungel“, wie AFP-Reporter berichteten. Später sagte die Präfektin: „Wir werden den ganzen Tag weiter arbeiten.“ Der improvisierte Busbahnhof, von dem aus die Flüchtlinge in Unterkünfte gebracht werden, solle am Mittwochabend schließen.

Allerdings wollen viele Flüchtlinge die Region trotz der Lagerräumung nicht verlassen: Sie hoffen nach wie vor, von Calais aus heimlich nach Großbritannien zu gelangen. Sie sehen dort mehr Chancen auf ein besseres Leben für sich als in Frankreich.

„Ich werde auf der Straße enden“, sagte ein sudanesischer Flüchtling. „Das wird das Schicksal von vielen von uns. Ich denke, sogar wenn der Dschungel brennt werden einige von uns hierher zurückkehren. Hier können wir wenigstens unser Glück versuchen, nach Großbritannien zu kommen.“

Brände gelöscht, Migranten kommen zurück

Tatsächlich kehrten schon am Nachmittag viele Flüchtlinge in das Lager zurück, als die Brände gelöscht waren und die Bereitschaftspolizei einen Zugang zu dem Gelände wieder freigab. „Ich werde hier eine oder zwei Nächte schlafen“, sagte ein afghanischer Flüchtling. „Ich nehme sicher nicht den Bus“, sagte ein anderer Flüchtling. „Wenn mein Zelt noch steht, schlafe ich da. Wenn nicht, ist es egal, dann schlafe ich draußen.“

Sorge bereitete das Schicksal zahlreicher minderjähriger Flüchtlinge: Sie sollten eigentlich alle in neben dem „Dschungel“ stehenden Wohncontainern unterkommen. Das Containerlager mit 1500 Schlafplätzen war am Nachmittag aber voll, wie Helfer sagten. Weil viele Hütten und Zelte im Lager abgebrannt seien, gebe es jetzt keinen Ort mehr, wo die Minderjährigen hingehen könnten, sagte ein Sprecher von Ärzte ohne Grenzen. „Sie laufen verloren umher und fragen sich, wo sie die Nacht verbringen sollen.“

Die französischen Behörden hatten am Montag damit begonnen, das slumartige Flüchtlingslager am Ärmelkanal zu räumen. Seit Dienstag werden die leeren Flüchtlingshütten und Zelte abgerissen, dabei kommen auch Schaufelbagger zum Einsatz. Präfektin Buccio kündigte an, die Abrissarbeiten sollten nun noch beschleunigt werden. (AFP)



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