Sonderbericht: „Kalter Völkermord“ in China

In China findet eine Vernichtungsaktion, ein „kalter Völkermord“, an denjenigen statt, die Falun Gong üben. Das Instrument dazu: Der staatlich angeordnete Organraub.
Titelbild
Die Falun Gong-Praktizierende Han Yu, deren Vater 2004 in Peking zu Unrecht inhaftiert und dem vermutlich ein Organ entnommen wurde.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Han Yu
Von 25. Dezember 2022

„Nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern eine Bedrohung für die Menschheit“ – so wird der staatlich angeordnete Organraub in China in einem Sonderbericht von „Doctors Against Forced Organ Harvesting“ bezeichnet. 

Der Bericht mit dem Titel „Forced Organ Harvesting from Living People in China“ (Erzwungene Organentnahme bei Lebenden in China) erschien am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Er rückt die Machenschaften der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) ins Rampenlicht, politischen Gefangenen Organe zu entnehmen.

„Dieses beispiellose Übel, die staatlich angeordnete massenhafte Tötung von schutzlosen Gewissensgefangenen durch ein totalitäres Regime ist nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern auch eine Bedrohung für die Menschheit“, heißt es wörtlich in dem Bericht.

Das 56-seitige Dokument deckt zwei Jahrzehnte ab und beschreibt detailliert den Ursprung und die Untersuchungen zur erzwungenen Organentnahme in China. Inhaftierte Anhänger der spirituellen Praxis Falun Gong sind dabei die Hauptquelle für Organlieferungen.

DAFOH veröffentlichte am 10. Dezember 2022 einen Sonderbericht über den Organraub in China. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von DAFOH

Organraub als Mittel gegen Andersdenkende

Laut einem Urteil eines unabhängigen Volkstribunals aus dem Jahr 2019 tötet das chinesische Regime seit Jahren „in erheblichem Umfang“ Gefangene aus Gewissensgründen. Dazu gehören vor allem inhaftierte Falun-Gong-Praktizierende. Diese Praktik, so das Tribunal, halte bis heute an.

Seit im Jahr 2006 Informanten aus China an die Öffentlichkeit traten, setzten sich viele Einzelpersonen und Organisationen dafür ein, das Bewusstsein für die erzwungene Organentnahme zu schärfen. „Doctors Against Forced Organ Harvesting“ (DAFOH), eine von Ärzten gegründete gemeinnützige Organisation mit Sitz in Washington, informiert seit 16 Jahren die medizinische Gemeinschaft und die Öffentlichkeit über den Organraub.

Der Sonderbericht „ist ein Beitrag zu Ehren des internationalen Tages der Menschenrechte“, sagte Dr. Torsten Trey, Gründer und Geschäftsführer von DAFOH, am 10. Dezember der Epoch Times. „Einmal im Jahr wird auf die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Vergangenheit und Gegenwart aufmerksam gemacht. Es ist ein Tag, um die Menschenrechte zu würdigen, aber auch, um sich den Sinn des menschlichen Lebens wieder ins Bewusstsein zu rufen“, so der Arzt.

„Kalter Völkermord“

Die Verfolgung von Falun Gong durch die KPC sei ein „kalter Völkermord“, heißt es im DAFOH-Bericht. Dieser besteht schon seit mehr als zwei Jahrzehnten.

Laut dem Bericht sei ein Völkermord normalerweise sehr intensiv und dauere nur eine kurze Zeit an. Diese Art von Genozid werde auch als „heißer Völkermord“ bezeichnet. Ein kalter Völkermord hingegen dauere sehr lange und gehe nur sehr langsam vonstatten. Dies mache ihn weniger bemerkbar und ermögliche eine langwierige Vernichtungsaktion, schreiben die Autoren.

Der DAFOH-Sonderbericht nennt drei Aspekte, die die Verfolgung von Falun Gong zu einem kalten Völkermord machen:

  1. Sie ist multidimensional: Die KPC versucht, Falun-Gong-Praktizierende physisch, psychisch, sozial und spirituell zu zerstören.
  2. Die Folter und der Organraub bei Falun-Gong-Praktizierenden finden von der Öffentlichkeit verborgen im Geheimen statt.
  3. Die Verfolgung in China ist aufgrund der Desinformationskampagnen des Regimes, die die Praktizierenden von Falun Gong entmenschlichen und ausgrenzen, normalisiert worden.

„Ein kalter Völkermord, auch wenn er nicht so leicht zu erkennen ist, ist trotzdem ein Völkermord“, heißt es in dem Bericht. Mit dem Organraub hat das Regime einen Weg gefunden, „die Hinrichtungsmethode vom Gerichtssaal in den Operationssaal zu verlagern“, so die DAFOH.

Und weiter: „Die erzwungene Organentnahme ist eine endgültige Lösung in Chinas Plan, die Praxis von Falun Gong durch die Tötung seiner Anhänger zu zerstören“.

Augenzeugenberichte

Der DAFOH-Bericht enthält neun Zeugenaussagen. Eine davon kommt von einer Informantin, deren Ex-Mann von 2001 bis 2003 an der Entnahme von Organen von Falun-Gong-Praktizierenden beteiligt war. Eine andere Aussage stammt von einem chinesischen Arzt, der nach Hinrichtungen menschliche Organe entnehmen musste. Er floh schließlich aus China.

Die anderen Zeugen sind Falun-Gong-Praktizierende. Sie legen dar, wie sie selbst während ihrer Inhaftierung gefoltert und medizinisch zwangsuntersucht wurden. Oder sie berichten über ihre Familienangehörigen, die mutmaßlich im Zuge der erzwungenen Organentnahme starben.

Eine Aussage stammt von der Falun-Gong-Praktizierenden Han Yu. Ihr Vater wurde im Jahr 2004 in Peking wegen seines Glaubens verhaftet. Er starb in der Haft, wobei ihm vermutlich ein Organ entnommen wurde.

Am 18. Juni 2004, mehr als einen Monat nach dem Tod ihres Vaters, erlaubte die Polizei den engsten Familienangehörigen, die sterblichen Überreste zu sehen. Kameras waren nicht erlaubt, und der Ort wurde von der Polizei streng bewacht. Han sah, dass der Hals ihres Vaters mit sehr dicken schwarzen Fäden vernäht war. Sie versuchte, das Hemd ihres Vaters aufzuknöpfen, aber Polizisten hinderten sie daran.

Dann ging ihr Onkel hinein und riss das Hemd ihres Vaters auf. Dabei sahen sie einen langen Schnitt, der vom Hals bis zum Bauch ging. Als sie auf den Unterleib drückten, bemerkten sie, dass der Unterleib mit hartem Eis ausgestopft war.

„Erdrückende“ Beweislage

Der DAFOH-Bericht befasst sich auch mit dem Problem, das oft beim Vorlegen solcher Zeugenaussagen, wie der von Han Yu, besteht. Kritiker weisen solche Berichte häufig als „anekdotisch“ oder als Einzelfälle ab.

Eine Stichwortsuche nach bestimmten Begriffen im Zusammenhang mit medizinischen Tests auf Minghui.org zeigt jedoch: „Hunderte und Tausende von Einzelaussagen [sprechen] von Bluttests, medizinischen Untersuchungen und Drohungen, dass Organe entnommen würden“, schreiben die Autoren.

Angesichts einer so großen Zahl von Zeugenaussagen „kann man sie nicht länger als ‚Anekdoten‘ betrachten und die Aussagen werden zu Beweisen“, heißt es weiter. Minghui ist eine in den USA ansässige Website, die über die Verfolgung von Falun Gong durch die KPC berichtet.

Im Laufe der Jahre sei eine beträchtliche Menge an Beweisen gesammelt worden, so DAFOH. Doch Abgeordnete und Journalisten würden trotzdem von denjenigen, die über die erzwungene Organentnahme in China berichten, weiterhin oft handfeste Beweise verlangen.

„In Anbetracht der Tatsache, dass ein totalitäres Regime wie die KPC alle Mittel einsetzen wird, um dieses Verbrechen zu vertuschen, ist die Menge der verfügbaren Informationen und Beweise erdrückend“, fügten die Ärzte hinzu.

„Falun Gong eine Stimme geben“

Der DAFOH-Bericht honoriert die „Bemühungen gutherziger Gesetzgeber zur Verabschiedung von Anträgen und Resolutionen“. Diese hätten dazu beigetragen, „das Bewusstsein zu schärfen“. Sie erzielten jedoch nicht den Effekt, die chinesische Regierung von der erzwungenen Organentnahme abzuhalten.

Die Autoren schlagen deshalb einen anderen Ansatz vor. Ihnen zufolge besteht das Ziel der KPC bei der Verfolgung von Falun Gong nicht nur darin, die Anhänger der Bewegung auszulöschen, sondern auch, sie zum Schweigen zu bringen.

„Falun Gong eine Stimme zu geben und den Falun-Gong-Praktizierenden dabei zu helfen, die Öffentlichkeit über ihre spirituelle Praxis der Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht zu informieren, ist der wirksamste Weg, um das zu vereiteln, was die KPC mit dem Organraub beabsichtigt.“

Was ist Falun Gong?

Falun Gong, auch bekannt als Falun Dafa, ist eine spirituelle Praxis zur Selbstverbesserung. Li Hongzhi machte sie 1992 öffentlich. Sie beruht auf den universellen Werten der Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht und beinhaltet fünf langsame und sanfte Übungen.

Wegen ihrer enormen körperlichen und geistigen Vorteile gewann die Praxis in den 1990er-Jahren in China zunehmend an Popularität. Bis zum Ende des Jahrzehnts hatte sie zwischen 70 und 100 Millionen Anhänger. Das chinesische Regime und der damalige Parteivorsitze Jiang Zemin sahen dies als Bedrohung an. Deswegen startete Zemin 1999 eine landesweite Verfolgung, um die Glaubensgemeinschaft auszulöschen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Report Details ‘Unprecedented Evil’ of China’s State-Sanctioned Forced Organ Harvesting (redaktionelle Bearbeitung as)



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