Den Blick heben
Die Sternenseherin Lise - von Matthias Claudius
Aus der Reihe Epoch Times Poesie

Foto: standret/iStock
Die Sternenseherin Lise
Ich sehe oft um Mitternacht,
Wenn ich mein Werk getan
Und niemand mehr im Hause wacht,
Die Stern am Himmel an.
Wenn ich mein Werk getan
Und niemand mehr im Hause wacht,
Die Stern am Himmel an.
Sie gehn da, hin und her zerstreut,
Als Lämmer auf der Flur;
In Rudeln auch, und aufgereiht
Wie Perlen an der Schnur;
Als Lämmer auf der Flur;
In Rudeln auch, und aufgereiht
Wie Perlen an der Schnur;
Und funkeln alle weit und breit,
Und funkeln rein und schön;
Ich seh die große Herrlichkeit,
Und kann mich satt nicht sehn.
Und funkeln rein und schön;
Ich seh die große Herrlichkeit,
Und kann mich satt nicht sehn.
Dann saget, unterm Himmels-Zelt,
Mein Herz mir in der Brust:
„Es gibt was Bessers in der Welt,
Als all ihr Schmerz und Lust.“
Mein Herz mir in der Brust:
„Es gibt was Bessers in der Welt,
Als all ihr Schmerz und Lust.“
Ich werf mich auf mein Lager hin,
Und liege lange wach,
Und suche es in meinem Sinn,
Und sehne mich darnach.
Und liege lange wach,
Und suche es in meinem Sinn,
Und sehne mich darnach.
Matthias Claudius (1740–1815)
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