Ali B. in U-Haft – viele Fragen im Fall Susanna weiter offen

Fast sechs Stunden lang äußert sich Ali B. nach seiner Rückkehr aus dem Irak vor der deutschen Justiz - und gesteht die Tötung der 14 Jahre alten Susanna. Aber Fragen zum Tathergang und zu den anfangs schleppenden Ermittlungen bleiben.
Epoch Times11. Juni 2018

Der gewaltsame Tod der 14-jährigen Susanna beschäftigt auch nach dem Geständnis des Verdächtigen Ali B. weiter die Ermittler.

Der 20 Jahre alte Iraker wurde am Sonntag in Wiesbaden fast sechs Stunden lang von einer Amtsrichterin vernommen. Er gestand, die 14-Jährige getötet zu haben, bestritt aber eine Vergewaltigung. Er kam in Frankfurt in Untersuchungshaft. Dennoch sind weiter Fragen zu dem aufsehenerregenden Fall offen.

Der Iraker steht im Verdacht, die am Mittwoch in Wiesbaden tot gefundene Susanna F. in der Nacht vom 22. zum 23. Mai vergewaltigt und getötet zu haben. Nach einer Flucht in den Irak wurde er am Samstag im Beisein von Bundespolizisten mit einer Lufthansa-Maschine zurück nach Deutschland geflogen. Am Sonntag wurde er in Wiesbaden von einer Ermittlungsrichterin angehört.

Laut einer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft gab Ali B. als Tatmotiv an, „dass er aufgrund von Verletzungen im Gesicht von Susanna, die infolge eines Sturzes entstanden sein sollen, befürchtet habe, dass diese die Polizei informieren werde“.

Den Ermittlern zufolge kannte Susanna den Bruder von Ali B. und habe sich eine Beziehung mit ihm vorstellen können. Deshalb habe sich die 14-Jährige öfter in der Flüchtlingsunterkunft in Wiesbaden aufgehalten und auch den mutmaßlichen Täter gekannt.

Offen ist, warum nach dem Hinweis einer Bekannten, dass Susanna tot sei, bis zum Fund der Leiche mehr als eine Woche verging. Die Polizei hatte die Hinweisgeberin, die im Urlaub war, zunächst nicht befragt.

Ebenso stehen ein Obduktionsergebnis und die Auswertung von DNA-Spuren aus. Die Behörden erhoffen sich davon Klarheit über den Tathergang und den Täter. Wegen der langen Zeit zwischen Tod und Auffinden der Leiche ist allerdings unklar, wie aussagekräftig die Spuren noch sind.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“ nach Susannas Tod für schnellere Abschiebungen abgelehnter Flüchtlinge ausgesprochen. „Der Fall zeigt doch, wie wichtig es ist, dass die Menschen, die keinen Aufenthaltsstatus haben, schnell ihr Verwaltungsgerichtsverfahren bekommen und schnell wieder nach Hause geschickt werden können“, sagte Merkel. Ali B. hatte gegen die Ablehnung seines Asylbescheids Rechtsmittel eingelegt und seine Abschiebung über Monate verhindert.

Für Montagabend sind erneut Kundgebungen in Susannas Heimatstadt Mainz angekündigt. Unter anderem hat die Initiative „Kandel ist überall“ für 18.00 Uhr eine Mahnwache angemeldet. Zur gleichen Zeit lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinhessen-Nahe zu einem stillen Gedenken auf den Gutenbergplatz vor dem Staatstheater ein.

Der Fall Susanna weckt aus Expertensicht in Teilen der Bevölkerung Ängste, die auch aus Fehleinschätzungen entstehen. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir Wahrnehmungsfehlern unterliegen und zur Überschätzung der tatsächlichen Zustände neigen, wenn es um den Zusammenhang von Kriminalität und bestimmten Gruppen geht“, sagte der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner der Deutschen Presse-Agentur. (dpa)

Mit Fußfesseln wird Ali B. aus einem Helikopter zum Polizeipräsidium Westhessen gebracht. Foto: Boris Roessler

«Spuren im Sand verwehen, Spuren im Herzen bleiben» steht auf einem Schild im Flur des Hauses, in dem Susannas Mutter lebt. Foto: Boris Roessler

Junge Frauen legen an einer provisorischen Gedenkstätte für die getötete Susanna F. Blumen nieder. Foto: Boris Roessler



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