Besitzer von jüdischem Restaurant in Chemnitz berichtet von Angriff

Im Zuge der Ausschreitungen in Chemnitz ist am 27. August auch ein jüdisches Restaurant angegriffen worden – lt. Angaben der Restaurant-Webseite wäre das ein Ruhetag gewesen.
Titelbild
Uwe Dziuballa, Besitzer des Restaurant "Schalom" erklärt, dass die Gaststätte am 27. August 2018 angegriffen wurde - doch da war lt. Webseite ein Ruhetag.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times8. September 2018

Im Zuge der Ausschreitungen in Chemnitz ist in der sächsischen Stadt auch ein jüdisches Restaurant angegriffen worden. Wie Restaurantbesitzer Uwe Dziuballa am Samstag der Nachrichtenagentur AFP sagte, wurden am Abend des 27. August aus einer Gruppe heraus Gegenstände auf die Gaststätte geworfen – dabei sei auch gerufen worden: „Judensau, verschwinde aus Deutschland“. Zuvor hatte die „Welt am Sonntag“ berichtet, Dziuballas koscheres Restaurant „Schalom“ sei von etwa einem Dutzend Neonazis angegriffen worden.

Dziuballa sagte AFP, er habe an dem Montagabend, dem zweiten Tag von Protesten nach dem gewaltsamen Tod eines 35-Jährigen in Chemnitz, zunächst Geräusche gehört und sei nach draußen gegangen. Dann habe er entweder laut gedacht oder auch tatsächlich gesagt: „Haut ab!“

An dem Tag habe es im Restaurant einen Vortrag gegeben. Gegen 21.40 – als schon fast alle Besucher das Lokal verlassen hatten – sei er wegen eines Geräuschs vor die Tür getreten. Vor ihm hätten zwischen zehn bis zwölf zum Teil vermummte Personen gestanden.

Im internet ist das Restaurant mit ein paar Klicks zu finden. Nach Angaben der Webseite des Restaurantes hat dies am Montag und Freitag geschlossen – der 27. August 2018 war ein Montag: https://www.schalom-chemnitz.de/schalom_restaurant.htm

Screenshot https://www.schalom-chemnitz.de, abgerufen 8. September 2018, 17:35 Uhr. Foto: Epochtimes/https://www.schalom-chemnitz.de/schalom_restaurant.htm

Dziuballa berichtet weiter

„Dann wurden mir verschiedene Gegenstände zugeworfen und jemand rief zu mir: ‚Judensau, verschwinde aus Deutschland'“. Er selbst sei an der Schulter getroffen worden, habe sich aber nicht in einem Krankenhaus behandeln lassen. Die Polizei sei dann „eine Minute später“ gekommen und habe seine Aussage aufgenommen. Am vergangenen Donnerstag sei die Kriminalpolizei gekommen, um Spuren zu sichern.

Der „Welt am Sonntag“ zufolge ermittelt inzwischen das Landeskriminalamt. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte demnach, dass in dem Fall „derzeit eine politisch motivierte Tat mit einem antisemitischen Hintergrund naheliege“. Die Ermittlungen dazu seien allerdings noch nicht abgeschlossen.

Im vorliegenden Fall bearbeite das LKA Sachsen gemeinsam mit der Polizeidirektion Chemnitz den Sachverhalt, berichtete die Zeitung weiter. Demnach ist inzwischen auch der sächsische Staatsschutz und das polizeiliche Terrorismus- und Extremismus- Abwehrzentrum mit dem Fall befasst.

Felix Klein: „Mit aller Härte gegen die Täter vorgehen“

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich alarmiert. „Sollten die Berichte zutreffen, haben wir es mit dem Überfall auf das jüdische Restaurant in Chemnitz mit einer neuen Qualität antisemitischer Straftaten zu tun“, sagte er der „WamS“. „Hier werden die schlimmsten Erinnerungen an die dreißiger Jahre wachgerufen.“

Klein forderte die sächsische Polizei und Staatsanwaltschaft auf, „nun unverzüglich und umfassend zu ermitteln und mit aller Härte“ gegen die Täter vorzugehen. Der Staat müsse mit aller Deutlichkeit zeigen, „dass antisemitische Straftaten unverzüglich geahndet werden“.

Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus kritisierte, die Behörden hätten diesen „gewaltigen Fall von Antisemitismus“ zeitnah öffentlich machen müssen. „Es ist ungeheuerlich, dass in Chemnitz ein vermummter Mob das einzige jüdische Restaurant attackiert, antisemitische Parolen ruft und die Öffentlichkeit erst Tage später von dem Fall erfährt“, erklärte Vereinssprecher Levi Salomon.

Dziuballa will indes nicht aufgeben. „Das ist nicht typisch für Chemnitz“, sagt er. „Seit das Restaurant im Jahr 2000 eröffnet wurde, ist es das erste Mal, dass ich so etwas erlebe.“ „Scheitern“ sei deshalb „keine Option“. „Wir werden weiter arbeiten“, sagt er. „Damit versuche ich, die Gesellschaft positiv zu prägen.“ (afp/ks)



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