„Letzte Generation“: Eskalation mit Lkw bei Straßenblockade in Stralsund

Stralsund: Zuerst hatte der LKW-Fahrer die Blockade-Aktivisten von der Straße geräumt und danach Gas gegeben und einen von den Jungs einen Meter vor dem Lkw hergeschoben. Das Netz kocht.
Nachdem die Klimaschutzgruppe Letzte Generation die Stadtautobahn A100 in Berlin blockiert hat, platzt einem Mann der Kragen - im Würgegriff zerrt er einen der Aktivisten mit Gewalt von der Straße.
Archivbild: Nachdem die Klimaschutzgruppe Letzte Generation die Stadtautobahn A100 in Berlin blockiert hat, platzt einem Mann der Kragen - im Würgegriff zerrt er einen der Aktivisten mit Gewalt von der Straße.Foto: Paul Zinken/dpa
Von 14. Juli 2023

Am heutigen Freitag finden im gesamten Bundesgebiet mindestens 36 Sitzblockaden der „Letzten Generation“ in 26 Städten statt, heißt es in einer Pressemitteilung von „Letzte Generation“. Beispielsweise die Verkehrsblockade in der Leipziger Maximilianstraße heute morgen zwischen 7:30 Uhr und 8:15 Uhr, wo die Klimaextremisten ihren Protest gegen die Klimapolitik der Bundesrepublik ausdrücken wollten, verlief bis zu ihrer Auflösung ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Stress bei Straßenkleberei in Mecklenburg-Vorpommern

Anders am Mittwoch in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern. Da eskalierte eine Klebeaktion der Klimaaktivisten, als sie den Heinrich-Heine-Ring blockierten. Mit dabei: für die PR eigene Kameramänner von „Letzte Generation“.

Aber auch viele andere Videos kursieren von der Sitzblockade im Netz, unter anderem war der NDR vor Ort und veröffentlichte, wie zur Weißglut gebrachte Verkehrsteilnehmer ihre Autos verlassen, um die Klimakleber von der Straße zu schubsen oder völlig entnervt verbal eskalieren, nach dem Motto: „Die müssen ja nicht zur Arbeit!“

Viral geht jetzt ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Lkw-Fahrer die Nerven verlor: Der tonnenschwere Lkw stoppt vor der Sitzblockade, der Fahrer steigt aus dem Fahrerhäuschen und zerrt erst den einen, dann den anderen Klimaaktivisten, die sich genau vor ihn mit einem Plakat auf den Asphalt gesetzt haben, von der Straße beziehungsweise zur Seite. Inklusive Drohgebärden wie erhobener Faust und Beschimpfungen. Bis er wieder in den Lkw eingestiegen ist, sind die Klimakleber zurück auf die Straße gerobbt und haben sich wieder direkt vor dem Lkw platziert.

Mittlerweile zurück im Fahrerhäuschen fährt der Fahrer an. Einer der Aktivisten rettet sich schnell zur Seite. Den anderen, der sich erneut in den Schneidersitz begeben hat, schiebt der Truck circa ein bis zwei Meter vor sich her. Der Fahrer scheint sich dann zu besinnen, tritt auf die Bremse und stoppt sein tonnenschweres Gefährt.

Der Klimaaktivist wurde, trotz der gefährlich aussehenden Aktion, nicht verletzt. Vielleicht, weil er sich steif gemacht hat. Danach steigt der Fahrer erneut aus. Er zieht den Demonstranten erneut von der Straße, steigt wieder ein, steuert seinen Lastwagen um den jungen Mann herum und fährt davon.

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Führerschein weg, Job los

Das hat Folgen, vor allem für den Lkw-Fahrer. Der 41-Jährige stellt sich im Nachgang bei der Polizei, muss seinen Führerschein abgeben und verliert im gleichen Atemzug seinen Job.

Mehrere Notrufe sind wegen der eskalierenden Situation bei der Polizei eingegangen, als die Beamten eintrafen, war der Lkw-Fahrer nicht mehr vor Ort. Er hatte sich nach circa einer halben Stunde in Grimmen auf dem Polizeirevier gestellt. Die Polizei ermittelt nun gegen ihn wegen des Anfangsverdachts einer versuchten gefährlichen Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. „Nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft wurde ihm sofort der Führerschein entzogen“, erklärte ein Polizeisprecher.

Der 41-Jährige ist aber nicht nur den Führerschein, sondern auch seinen Job für den Industriegashersteller „Air Liquide“ los.

Ein Unternehmenssprecher äußerte sich nach Auftauchen des Videos: „Wir (…) haben dem Speditionsunternehmen sofort mitgeteilt, dass dieser Fahrer nicht mehr für uns fahren soll.“

Gegen die Aktivisten, die an der Verkehrsblockade teilgenommen haben, laut Polizei sechs Personen, wird wegen des Anfangsverdachts einer Straftat nach dem Versammlungsgesetz, Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt.

Häme und Hass in User-Kommentaren

Nach Aussage der NDR-Redaktion, dessen Kamerateam vor Ort war, hagelte es nach Veröffentlichung des Videos über die Vorfälle Hunderte Kommentare, darunter viele herabsetzende, sodass der NDR am Ende die Kommentarfunktion sperrte. „Da haben User vorgeschlagen, mit dem Räumfahrzeug vom Winterdienst die Straßen zu säubern“, heißt es aus der Online-Redaktion.

Insgesamt gibt es für das Verhalten des Fahrers viel Verständnis, für die Protestform der „Letzten Generation“ wenig Zuspruch des massig geteilten Videos bei Facebook und Co, nach dem Motto: „Wer sich auf die Straße setzt, muss mit Konsequenzen rechnen.“ Zudem entspannt sich in den Sozialen Medien eine Diskussion darüber, ob der Fahrer den Aktivisten, als dieser sich erneut vors Fahrerhäuschen unten auf die Straße setzte, bevor der Lkw-Fahrer anfuhr, überhaupt hätte sehen können.

Viel Unbill im Netz gegen Klimaaktivisten

Aber auch „Letzte Generation“ selbst meldet sich zu Wort: Auf ihrem Twitter-Account posten die das Video des ausrastenden Lkw-Fahrers und fragen: „Was werden Menschen tun, wenn Ernten ausfallen und es nicht genügend Nahrung und Trinkwasser für alle gibt?“

Auch hier gibt es als Feedback für „Letzte Generation“ viel Unbill gegen die Aktion der Klimaaktivisten.

Direkt auf den Tweet geht @nightglow88 ein: „Dann werden Sie wissen, dass dies an der unsäglichen Politik liegt, die die Ackerflächen renaturierte, Wasser an Großkonzerne verkaufte und das Leben, das wir bisher kannten, ohne Not zur Mangelwirtschaft für die breite Masse umfunktionierte, während die Weltenlenker in Saus und Braus leben.“

Viele Kommentare sind da weniger sachbezogen, gelinde ausgedrückt, manche geben auch Tipps für die Klimakleber, wie @Legion1Alpha:

„Die Bauern brauchen jeden Sommer junge Leute, die ihnen bei der Ernte helfen. Damit wäre vielen geholfen und sie würden das Allgemeinwohl stärken. Sich auf die Straße zu setzen, ist das hohlste Argument.“

Kaum einer der Tweets kommt ohne Beschimpfungen aus, wie der von @RrnRaindeer:

„Wisst ihr, was mich am meisten an euren Aktionen stört? Ihr wisst, dass irgendwann einem normalen Handwerker, Brummifahrer oder Arzt der Geduldsfaden reißen wird und er sich strafbar macht. Ihr nehmt das nicht nur in Kauf – ihr hofft darauf, dass es eskaliert. Ihr seid Abschaum.“

Mehrheit der Deutschen lehnt Klimaaktionen ab

Die Klimaaktivisten scheinen immer weniger Rückhalt in der Bevölkerung zu haben. Das ergibt auch eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Demnach lehnt eine Mehrheit der Deutschen, drei Viertel, Aktivisten der „Letzten Generation“ und deren Aktionen ab. Nur fünf Prozent befürworten die Aktionen wie Straßenblockaden, um Klimaschutz durchzusetzen „voll und ganz“.

Inzwischen stellt sich zwingend die Frage, warum die so professionell durchorganisierte und unter anderem von der Erbin der Erdöl-Getty-Familie durchfinanzierte Aktivistenorganisation „Letzte Generation“ immer mehr Menschen mit ihren Aktionen gegen sich aufbringt und nicht umschwenkt in ihrer Strategie, auf das Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen.

Und hier ist jetzt nicht in erster Linie die Unglaubwürdigmachung der eigenen Truppe durch menschliches Verhalten einzelner Mitglieder gemeint, wie Fernflüge in den Bali-Urlaub, nachdem „Letzte Generation“-Aktivisten sich kurz zuvor fürs Klima aufs Flughafenvorfeld geklebt hatten oder auch aus Faulheit zur Anti-Auto-Klimademo mit dem eigenen Auto anzureisen, um nur zwei Beispiele zu benennen.



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