Maas: Holocaust-Gedenken bröckelt „unter Druck von extremen Rechten“

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hat Außenminister Heiko Maas für neue Ansätze in der Auseinandersetzung mit NS-Verbrechen geworben. "Unsere Erinnerungskultur bröckelt, sie steht unter Druck von extremen Rechten", warnte Maas in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag".
Titelbild
Bundesaußenminister Heiko Maas.Foto: ANDREW CABALLERO-REYNOLDS/AFP/Getty Images
Epoch Times27. Januar 2019

Angesichts des Holocaust-Gedenktags am Sonntag hat sich Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) für ein Umdenken in der Aufarbeitung der jüngeren deutschen Vergangenheit ausgesprochen. „Unsere Erinnerungskultur bröckelt, sie steht unter Druck von extremen Rechten“, warnte Maas in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“.

„Was einst am Stammtisch geraunt wurde, wird nun mit einem Klick für alle Welt öffentlich“, schrieb Maas. Hass könne sich schneller verbreiten und in Hetze und schlimmstenfalls Gewalt münden.

„Wir sehen, wie in ganz Europa Nationalismus propagiert wird und Feindbilder genutzt werden, um die eigene dumpfe Ideologie zu rechtfertigen. Rechtspopulistische Provokateure relativieren den Holocaust – im Wissen, dass ein solcher Tabubruch maximale Aufmerksamkeit beschert“, so der Außenminister.

„Umso gefährlicher ist das Unwissen gerade der jungen Deutschen.“ 40 Prozent von ihnen wüssten nach eigener Einschätzung kaum etwas über den Holocaust, schrieb Maas. „Das sind schockierende Zahlen, die wir nicht tatenlos hinnehmen dürfen. Wir müssen die Geschichten der Menschen bewahren, die aus eigenem Erleben von dem Unfassbaren berichten können.“

„Wer heute geboren ist, für den ist etwa die Pogromnacht zeitlich genauso weit entfernt wie bei meiner Geburt ein Reichskanzler Bismarck“, schrieb Maas weiter. Der Zeitpunkt rücke näher, an dem Zeitzeugen nicht mehr vom NS-Unrecht berichten könnten. Das verändere das Gedenken und schaffe mehr Distanz. Nötig seien neue Ansätze, um historische Erfahrungen für die Gegenwart zu nutzen. „Unsere Geschichte muss von einem Erinnerungs- noch stärker zu einem Erkenntnisprojekt werden“, mahnte Maas.

Am internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden und aller anderen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Soldaten die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz befreit. Das Lager steht symbolhaft für die NS-Verbrechen. (afp/dpa)



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