Maybrit Illner über „Corona-Weihnachten“: Ein Spiel mit Ängsten und Hoffnungen?

Vorweihnachtszeit 2020, im Jahr der großen Pandemie: Hohe Infektionszahlen werden von den Behörden und Medien gemeldet, der zweite Lockdown – „nur“ light – wird gerade verlängert. Ängste um Gesundheit und die berufliche Zukunft sind Dauerthemen bei den Menschen. Doch es gibt eine Hoffnung: Wenn ihr jetzt die Kontakte noch weiter reduziert, können wir Weihnachten freier feiern, sagt die Regierung. Auch Maybrit Illner geht in ihrer Talkshow der Weihnachtsfrage nach.
Titelbild
Menschen feiern mit einer Mund-Nasen-Bedeckung Weihnachten.Foto: iStock
Von 28. November 2020

Am Abend des 26. November strahlte das „ZDF“ die Talkshow „Maybrit Illner – Feste ohne Freude – wie lang wird der Corona-Winter?“ aus. Als Gäste waren im Studio: Kanzleramtsminister und Doktor der Medizin Helge Braun (CDU), die psychologische Psychotherapeutin und Angstforscherin Prof. Dr. Ulrike Lüken von der Humbold-Universität Berlin und Dr. Sybille Katzenstein, eine Allgemeinmedizinerin aus Berlin mit einer sogenannten Corona-Schwerpunktpraxis.

Einige Gäste waren per Liveschaltung am Monitor dabei: Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, der „ARD“-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und der Kabarettist Michael Mittermeier als Vertreter der durch die Corona-Maßnahmen schwer angeschlagenen Kulturbranche.

Die Sendung ging der Frage nach, wie das Land angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen die Lockerungen über Weihnachten verkraften kann. Dies alles vor dem Hintergrund weiterer Verschärfungen der Corona-Beschränkungen ab dem 1. Dezember mit privaten Treffen von maximal fünf Personen aus zwei Haushalten und den Weihnachts-Lockerungen ab dem 23. Dezember mit bis zu zehn Personen ohne Haushaltsbeschränkung und unbeschränkt vielen Kindern bis 14 Jahren.

Doch auch dieser Termin ist Ermessenssache der Bundesländer und wird hier oder da vielleicht früher enden. Wie Kanzleramtsminister Helge Braun verdeutlichte, diene die Öffnung zu Weihnachten der familiären Feier, nicht der großen Silvesterparty.

Gefährliche Lockerung oder notwendige Selbstverantwortung?

Kanzleramtsminister Helge Braun erklärte zur aktuellen Situation, dass man durch die Bestandsmaßnahmen gezeigt habe, dass man das Infektionsniveau einfrieren könne. Nun verschärfe man sie an einigen Stellen mit dem Ziel, das für viele Familien bedeutungsvolle Weihnachtsfest aus der Umklammerung der Corona-Maßnahmen weitestmöglich zu befreien.

Doch zuvor gelte: In der Vorweihnachtswoche solle man seine Kontakte auf ein „absolutes Minimum“ reduzieren und „Wir bleiben zu Hause“ praktizieren, so Braun. Zur Unterstützung dieser wichtigen Vorweihnachtswoche sei auch der einheitliche Ferienbeginn mit dem 18. Dezember als letzten Schultag angeordnet worden.

Auch wenn der Chef des Bundeskanzleramtes Weihnachten als „gewisse Unbekannte“ einschätze, sei er sich sicher, dass keiner gerne seine liebsten Angehörigen anstecken wolle:

Ob wir Weihnachten so vorbereiten und so leben im Familienkreis, dass es zum Ansteckungsproblem wird oder wir eben genau das Gegenteil erreichen, das haben wir alle selbst in der Hand.“

Zum Hintergrund der Zehn-Personen-Regel aus zehn Haushalten plus Kinder unter 14 Jahren erklärte Braun, dass man bei Familie nicht nur von Mutter, Vater und zwei Kinder ausgehen könne, es gebe auch Patchworkfamilien oder ältere Kinder, die nicht mehr bei den Eltern wohnten. So kämen an Weihnachten schnell mal zehn Personen zusammen.

Weil vor allem auch ältere Personen in einem eigenen Hausstand leben, komme man mit der Zwei-Haushalte-Regelung nicht mehr hin, weshalb der rechtliche Rahmen „recht weit gefasst“ sei. Diesen müsse man aber nicht unbedingt ausschöpfen, sondern solle sich gut überlegen, was man tue – Stichwort: „sicher und verantwortbar“, so Braun.

Für Ranga Yogeshwar sei das nicht nur eine „kann“-Strategie: „Alles andere wäre nicht durchsetzbar gewesen. Das musste man machen.“ Yogeshwar ergänzte, dass wenn man an Weihnachten eine Kontaktsperre verhänge, es wohl zivilen Ungehorsam gäbe. Für den Physiker und vierfachen Vater sei die Minimierung der Kontakte in der Vorweihnachtswoche auch ein „Liebesbeweis für die Familie, die dann am Weihnachtsabend da ist“.

Sozialer Frieden in Zeiten chronischen Stresses

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin machte die Hintergründe für diese Öffnung deutlich. Man wolle „für den sozialen Frieden, für den Zusammenhalt – und der basiert ganz stark auf unseren Wurzeln in der Familie, im Freundeskreis“ – mehr ermöglichen, so Manuela Schwesig. Man habe immer gesagt, dass es wichtig sei, die Gesundheit zu schützen und so weit es gehe Wirtschaft und Arbeitsplätze am Laufen zu halten, „aber eben auch den sozialen Zusammenhalt“ ermöglichen.

Wie Ulrike Lüken, Angstforscherin an der Berliner Humbold-Universität, sagte, sei Weihnachten für viele Menschen einer der emotionalen Höhepunkte. Wenn die Regeln zu streng sind und Weihnachten ausfalle – das würde nicht funktionieren. Wären im Frühjahr noch Angst und Verunsicherung Thema gewesen, seien es jetzt eher Depression, sozialer Kontaktmangel, Isolation, Einsamkeit. Aus der akuten Angst sei inzwischen ein chronischer Stress geworden und dieser sei einer der Haupttreiber für die Neuentwicklung psychischer Störungen.

Zerstörte Existenzen

Chronischen Existenzstress haben vor allem Menschen, die im Kunstbereich oder der Gastronomie arbeiten, wie der Kabarettist Michael Mittermeier, der am Bildschirm zugeschaltet war, sagte. Mittermeier kam in der wissenschaftlich-politischen Runde eher wenig zu Wort. Ganze 40 von 60 Minuten musste er warten, bis er äußern konnte, dass man sich alleingelassen fühle.

Als ihn Maybrit Illner schließlich fragte: „Die Argumentation kennen Sie: Lieber die Theater schließen, damit wir die Schulen offen lassen können. Was sagt da der Comedian, was sagt der Vater dazu?“, antwortete Mittermeier, er würde die beiden nicht gegeneinander ausspielen, das sei unfair. Er verfolge die Diskussionen, höre sich Zahlen und Argumente an, „aber im Moment klingt alles wahnsinnig technisch“ und das komme auch bei vielen Menschen so rüber.

Die Berliner Allgemeinmedizinerin Dr. Sybille Katzenstein aus der Corona-Schwerpunktpraxis zeigte sich von Mittermeiers Ausführungen über den Zustand der Branche mit nun Hunderttausenden Arbeitslosen berührt.

Sie fragte an die Politik gerichtet, ob es denn Studien gebe, wenn man ein Theaterstück gesehen habe und alle konsequent eine FFP2-Maske getragen hätten, ob es da überhaupt Ausbrüche geben könne. „Dieser undifferenzierte Ansatz: Wir schließen alles und wir vernichten Existenzen“ tue ihr leid, weil so etwas Einfaches wie eine FFP2-Maske viel retten könnte.

Katzenstein war es auch, die nicht verstehen konnte, dass es noch immer keine großflächig zu kaufenden Schnelltests gibt, in Apotheken beispielsweise, wie Schwangerschaftstests oder HIV-Tests.

CDU-Spitzenpolitiker Helge Braun sagte dazu: „Vergessen sind die Künstler garantiert nicht, weil Kultur (…) eine enorme Bedeutung, auch für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, [hat].“ Auf den Vorschlag der Berliner Ärztin mit den FFP2-Masken ging er jedoch nicht weiter ein.

Weihnachten nur ein Familienfest?

Maybrit Illner verwies in der Sendung darauf, dass Menschen ja auch Goldene Hochzeit, Zuckerfest oder Thanksgiving feierten und fragte an Angstforscherin Lüken gerichtet: „Wer bestimmt eigentlich, welche Feste wir wann feiern und wann es dabei Ausnahmen geben wird?“

Die Berliner Professorin sprach in ihrer Antwort von Traditionen in unserer Gesellschaft, „die sehr vielfältig geworden sind, sehr pluralistisch“ und den Festen, die einem individuell wichtig sind. „Es besteht ja auch die Möglichkeit zu sagen, feiern wir Weihnachten halt im Mai, wenn das Wetter besser ist.“ Niemand widersprach ihr dabei.

Bei allen wissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Betrachtungen der Weihnachtsfrage zu Corona-Zeiten in der Sendung kam der religiöse Hintergrund des Weihnachtsfestes sowie die auf ein Minimum reduzierten Kirchengottesdienste nicht zur Sprache, und das, obwohl die Kirchen in Deutschland an Heiligabend voller sind als an jedem anderen Tag des Jahres.

„Fürchtet euch nicht“

Wie die „Deutsche Welle“ schreibt, sagte der Prediger des Berliner Doms, dass man in den vergangenen Jahren an Heiligabend sechs Gottesdienste ab Mittag abgehalten habe, für rund 10.000 Besucher. In diesem Jahr werde es nur einen am Mittag geben, mit Bischofs-Predigt und auf „bibel.tv“ übertragen.

Ein weiterer Gottesdienst sei für abends geplant und die Gemeinde plane, bei den Behörden eine zweistündige Veranstaltung am Dom im Freien anzumelden, mit Ansprachen, Chormusik und Gesang, erklärte Domprediger Michael Kösling der „DW“. Es gehe um den „Kern der Weihnachtsbotschaft“ oder wie der Engel sagte: „Fürchtet euch nicht.“

Im Video: Maybrit-Illner-Show vom 26. November, gekürzte Version (komplett hier).

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