Meine Top 5 von 2012 bis 2019: Einem US-Filmkritiker ins private Filmarchiv geschaut
Große Namen, bekannte Gesichter und „Filme, die ich mir noch einmal ansehen würde“ – wobei eine „Oscar“-Prämierung nicht unbedingt ausschlaggebend ist: Die Top 25 des 21. Jahrhunderts aus Sicht eines amerikanischen Filmkritikers. Vielleicht ein Anlass, mal wieder in den heimischen „Archiven“ zu stöbern?
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„Drama ist das Leben, aus dem die langweiligen Stellen herausgeschnitten sind.“ (Alfred Hitchcock, britischer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor)
In seiner Pentalogie über Top-Filme des 21. Jahrhunderts gibt der amerikanische Filmkritiker und Mitbegründer des Atlanta Film Critics Circle, Michael Clark, in der US-Epoch Times einen ganz privaten Blick auf seine 25 Lieblingsfilme der vergangenen 25 Jahre. Clark, der seit dem Jahr 1995 schon über 5.000 Filme besprochen hat, erklärt, dass so mancher Oscargewinner regelmäßig in der oberen Hälfte der Liste für die „Most Undeserving Best Picture Winners“ (Die unwürdigsten Gewinner des besten Films) vertreten sei. Doch um diese soll es hier gar nicht gehen …
Gleich zu Beginn von Teil 3 seiner Serie gesteht Michael Clark, dass in seiner Auswahl von 2012 bis 2019 dennoch zwei Oscar-Gewinner der Kategorie „Bester Film“ dabei sind. Das sei ihm in einem einzigen Fünf-Jahres-Zeitraum noch nie passiert, so der Filmkritiker – „und wird mir wahrscheinlich auch nie wieder passieren“. Denn: „Abgesehen von den meisten Kritikern und Film-Nerds bedeutet ein ‚Bester Film‘-Oscar für die meisten von uns wenig, daher ist es selten, dass wir (damit meine ich mich) mit der Gewinnerauswahl übereinstimmen.“
Doch kommen wir zum ersten Film dieses Teils, eine Produktion aus dem Jahr 2012. Der Film selbst spielt im Jahr 2044 – und auch im Jahr 2074.
„Looper“ (2012)
Der Science-Fiction-Streifen mit Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt als Looper Joe und Emily Blunt (Sara) in den Hauptrollen war für unseren Filmkritiker wohl der „beste Science-Fiction-Mystery-Thriller aller Zeiten“, den da Regisseur Rian Johnson („Knives Out“-Trilogie) hingelegt hat.
Looper Joe ist ein Attentäter für ein im Jahr 2074 herrschendes Syndikat. Insgeheim schickt die kriminelle Vereinigung andere Kriminelle in die Vergangenheit zurück – ins Jahr 2044 – in eine archaische und kriminelle Welt. Dort werden sie von Joe (Joseph Gordon-Levitt) getötet. Denn 2074 sind Überwachung und forensische Technologie so weit fortgeschritten, dass es praktisch unmöglich ist, ein Verbrechen zu vertuschen oder eine Leiche zu beseitigen.
Der Haken an der Looper-Sache: Irgendwann muss der alte Looper (Bruce Willis) aus dem Jahr 2074 ebenfalls zurückgeschickt und von seinem jüngeren Ich getötet werden – um alle Spuren endgültig zu beseitigen. Doch bei diesem finalen und hochdotierten Mord – „Close the Loop“ (die Schleife schließen) – zögert der jüngere Joe und Old Joe entkommt. Während sich fortan die beiden Joes durch die Zeit jagen, hat Old Joe seinen ganz eigenen Plan: den zukünftigen Syndikatsboss als Kind in der Vergangenheit zu töten. Mit dieser Tat will Old Joe das Leben seiner Frau im Jahr 2074 retten, die bei seiner Entführung für seine eigene tödliche Zeitreise ermordet wurde.
„Anders als so viele Science-Fiction-Filme etabliert dieser von Anfang an seine eigenen, einzigartigen Regeln und bricht sie nie, um eine schwache, später eingefügte Wendung künstlich einzubauen“, erklärt der Filmkritiker und meint, dass dies „so gut gelungen“ sei, dass dies an ein kleines Wunder grenze. Der Film besteche zudem durch eine „zutiefst bewegende Eltern-Kind-Bindung“, die von der „knallharten alleinerziehenden“ Farmerin Sara mit ihrem Vorschulsohn Cid (Pierce Gagnon) dargestellt wird, so Clark. Und Cid schwebt in Lebensgefahr, denn er soll zukünftig der Boss des Syndikats werden …
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„12 Years a Slave“ (2013)
Im Jahr 2014 räumte der britische Regisseur Sir Steve McQueen mit seinem Historiendrama „12 Years a Slave“ (2013) bei neun Oscar-Nominierungen drei der begehrten Filmtrophäen ab, unter anderem für „Bester Film“ und „Bestes adaptiertes Drehbuch“.
Die Geschichte basiert auf den 1853 veröffentlichten gleichnamigen Memoiren von Solomon Northup (gespielt von Chiwetel Ejiofor), einem freien Afroamerikaner aus dem Bundesstaat New York. 1841 wurde Northup von Betrügern nach Washington gelockt, betäubt und überwältigt, um danach als Sklave nach Louisiana, tief im Süden der USA, verkauft zu werden.
Für Filmkritiker Clark ist das Werk ein „monumentales Epos, das vor dem Bürgerkrieg spielt, (und) so roh, packend und mitreißend, wie man es sich nur vorstellen kann“. Lob ergeht aus der Feder von Clark auch an Produzent Brad Pitt und die Darsteller Paul Giamatti, Benedict Cumberbatch, Michael Fassbender – „als überaus böser Sklavenhalter“ – sowie Lupita Nyong’o, die für ihre Rolle als Sklavin Patsey einen Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ erhielt.
„Die Darstellungen von Gewalt und Grausamkeit im Film sind erschütternd und intensiv; sie sind weitaus expliziter als in jedem anderen Film, der die Ereignisse jener Zeit schildert.“ (Michael Clark, Filmkritiker)
Dennoch beweise McQueen „immense Zurückhaltung“ und verfalle nie in reißerische Klischees, so Clark, der verspricht: „Der Film wird Ihnen einen Schauer über den Rücken jagen, bevor er Ihr Herz zutiefst berührt.“
16. Januar 2014, AMPAS Samuel Goldwyn Theater, Beverly Hills, Kalifornien – Szene bei der Bekanntgabe der Nominierungen für die 86. Oscar-Verleihung durch Schauspieler Chris Hemsworth und Cheryl Boone Isaacs, Präsidentin der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS), der Organisation, die die Oscars (Academy-Awards) vergibt.
Foto: Kevin Winter/Getty Images
„Spotlight“ (2015)
Mit „Spotlight“ wurde laut Clark von Schauspieler und Drehbuchautor Tom McCarthy ein Thema umgesetzt, das „viele für unverfilmbar oder zumindest kommerziell unrentabel hielten“.
Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film handelt von dem vierköpfigen investigativen „Spotlight“-Team des „Boston Globe“, das Licht in einen Missbrauchsvorwurf gegen einen Priester bringen soll. Bald schon finden die Journalisten Hinweise auf einen weitreichenden Skandal sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester in der Erzdiözese Boston. Jahrelang soll dieser vom zuständigen Erzbischof Kardinal Bernard Law vertuscht und die beschuldigten Priester einfach nur versetzt worden sein.
Clark bescheinigt dem Film – „ohne zu sehr in biblische Allegorien abzudriften“ – ein modernes „David und Goliath“-Thema zu sein. Die Recherchen begannen 2001 und zogen sich über mehrere Jahre hinweg. Ziel war es demnach, einen „jahrzehntealten Skandal um katholische Priester und minderjährige Kinder“ aufzuklären. Er verweist auf die reale Figur des Walter „Robby“ Robinson (gespielt von Michael Keaton), der zur damaligen Zeit das „Spotlight“-Team des „Boston Globe“ leitete und 34 Jahre lang als freier Redakteur für die Tageszeitung arbeitete.
Das „Spotlight“-Team wurde 2003 für seine „Berichterstattung über den weit verbreiteten und systematischen sexuellen Kindesmissbrauch im Großraum Boston durch zahlreiche römisch-katholische Priester und die anhaltende Vertuschung von Pädophilie durch das Erzbistum Boston“ den Pulitzer-Preis für herausragende journalistische Leistungen ausgezeichnet, heißt es auf der Pulitzer-Website. Der Film selbst wurde 2016 mit einem Oscar als „Bester Film“ prämiert.
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„Deadpool“ (2016)
Mit „Deadpool“ legte Michael Clark eine Comicverfilmung in seine Filmkammer, die bei ihrem Kinostart „zum erfolgreichsten Film mit R-Rating aller Zeiten“ avancierte. Die Hauptfigur und Titelrolle, gespielt von Koproduzent Ryan Reynolds, ist ein „respektloser, frecher und schlagfertiger Mutant, der widerwillig zum geächteten Mitglied der X-Men wird“, erklärt Clark und ergänzt:
„Der Film ist vollgepackt mit obskuren Popkultur-Anspielungen und bissigen Seitenhieben auf die Comic-Szene, im Kern aber eine hervorragende romantische Komödie und eine messerscharfe Parodie des Genres.“
Zu den „obligatorischen“ Fortsetzungen des Films in den Jahren 2018 und 2024 sagte Clark: „sehenswert, aber nicht ganz so fesselnd“.
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„Apollo 11“ (2019) – ein Dokumentarfilm
Am 20. Juli 1969 nach US-Zeit betraten Kommandant Neil Armstrong und Buzz Aldrin, der Pilot der Mondlandefähre „Eagle“ als erster und zweiter Mensch den Mond. Auch heute noch erinnert man sich an Armstrongs damaligen Ausspruch: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“
Gruppenfoto der drei Besatzungsmitglieder der Mondlandemission „Apollo 11“ der NASA, wenige Wochen vor dem Start im Mai 1969: Kommandant Neil Armstrong, Pilot der Kommandokapsel Michael Collins und Pilot der Mondlandefähre Edwin „Buzz“ Aldrin Jr. (v.l.n.r.).
Foto: Space Frontiers/Getty Images50
Jahre später wurde der Dokumentarfilm „Apollo 11“ veröffentlicht, der laut Clark auf „viele Genre-Klischees (insbesondere den Sprecherkommentar)“ verzichtet habe. Entstanden sei dabei „einer der spannendsten, fesselndsten, unterhaltsamsten und informativsten Filme, die Sie je sehen werden“, verspricht der Filmkritiker und rät allen, die den Film vielleicht mit der Begründung „Kenne ich schon“ ablehnen würden, „es sich noch einmal zu überlegen“.
„Ich war die ganze Zeit überwältigt und sprachlos, was wahrscheinlich daran lag, dass ich den Film in echtem IMAX gesehen habe“,
erklärt Clark mit Verweis auf die außergewöhnlich große Leinwand von 18 mal 24 Metern. Sein finaler und karger Satz – vielleicht Sinnbild echter Sprachlosigkeit angesichts dieses Werkes: „’Apollo 11′ ist ohne Zweifel der beste Dokumentarfilm, der jemals produziert wurde.“
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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
Steffen Munter – Journalist und Autor. Er schreibt über deutsche und internationale Politik, China und gesellschaftliche Entwicklungen.