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Traditionskette vor Verkauf

Deutsche Modekette NKD übernommen: Südafrikanischer Konzern plant Expansion

Die deutsche Modekette NKD, seit Jahrzehnten fester Bestandteil vieler Innenstädte, wird vom südafrikanischen Handelsriesen Mr. Price übernommen. Der Einstieg der börsennotierten Gruppe weckt Hoffnungen auf Wachstum – zugleich aber auch Skepsis unter Aktionären und Branchenexperten.

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Bewegung im Einzelhandel: Südafrikas Mr. Price wird NKD erwerben. (Fotoillustration)

Foto: Peter Kneffel/dpa

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Lesedauer: 5 Min.


In Kürze:

  • Mr. Price aus Südafrika übernimmt NKD; Genehmigungen stehen noch aus
  • NKD-Umsatz 2025: rund 850 Millionen Euro – 2.200 Filialen in Mitteleuropa
  • Neuer Eigentümer plant Ausbau auf bis zu 4.000 Filialen
  • Börse reagiert mit deutlichen Kursverlusten bei Mr. Price

 
Die 1962 in Essen gegründete Modekette NKD mit späterem Firmensitz in Bindlach bei Bayreuth geht in afrikanische Hände über. Wie der BR am Donnerstag, 11. Dezember, meldete, wird die in Johannesburg börsennotierte Einzelhandelsgruppe Mr. Price den Textildiscounter erwerben. Der Erwerb des Unternehmens durch die südafrikanische Gruppe steht noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen.

NKD durchlebte seit 2000 eine wechselvolle Geschichte

Seit 2019 gehörte NKD der britischen Beteiligungsgesellschaft TDR Capital LLP. Bereits in den 2000er- und 2010er-Jahren verfolgte das Unternehmen, das seit 2003 zur Daun & Cie AG gehörte, einen expansiven Kurs: Es eröffnete Filialen in Slowenien und Norditalien und übernahm Ladenlokale insolventer Einzelhandelsketten wie Woolworth und Schlecker.
Dabei hatte sich das Unternehmen teilweise übernommen und stand 2013 selbst am Rande der Insolvenz. Die Schließung von Filialen, die Streichung von 100 der bis dahin 650 Arbeitsplätze in der Zentrale in Bindlach sowie eine 40-Millionen-Euro-Spritze des Eigentümers konnten das Schlimmste verhindern. Dennoch wurden der Geschäftsführer und ein leitender Angestellter 2015 der Untreue in Höhe von 3,7 Millionen Euro schuldig gesprochen.
In den darauffolgenden Jahren gelang NKD jedoch die Konsolidierung. Seit 2014 nahm die Flächenproduktivität zu, die Wiederbesinnung auf das ursprüngliche Konzept als Familienausstatter mit attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis sorgte für eine deutliche Erholung. Als TDR Capital die Gruppe übernahm, war das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) wieder bei 40 Millionen Euro angelangt.

Neuer Eigentümer strebt deutliche Erweiterung des Filialnetzes an

Bis 2025 stieg der Umsatz auf etwa 850 Millionen Euro. Die Expansionsstrategie ins Ausland wurde fortgeführt. Erst fanden Filialeröffnungen in Tschechien und Polen statt. Organisation, Vertrieb und Logistik setzen auf ein Data-Science-Konzept und KI im Bereich der Koordination. Mittlerweile existieren in Mitteleuropa etwa 2.200 Filialen, davon etwa 1.350 in Deutschland. Die Gesamtmitarbeiterzahl liegt bei etwa 10.000.
Tochtergesellschaften bestehen nicht mehr nur in Österreich, Polen, Tschechien, Slowenien, Italien oder Kroatien. Über die Sun Fortune Ltd. mit Niederlassungen in Bangladesch, Hongkong und China konnte NKD auch zentrale Einkaufsplattformen für sich schaffen, die für die Beschaffung zuständig sind. Der Umsatz von NKD betrug im Jahr 2025 etwa 850 Millionen Euro.
Beim Erwerber, der Mr. Price Group, lag der Umsatz zuletzt mit umgerechnet 937 Millionen Euro etwas höher. Die etwa 18,6 Milliarden Rand bedeuteten ein Plus von 5,4 Prozent. Mr. Price betreibt neben dem Onlinegeschäft etwa 3.100 Filialen und beschäftigt rund 32.000 Mitarbeiter. Neben Textilien verkauft die Gruppe Haushaltswaren, aber auch Finanzdienstleistungen und Telekommunikationsprodukte.

Mr. Price will mit NKD der schlechten Stimmung im Einzelhandel trotzen

Für NKD hat man sich einen Ausbau des Filialnetzes auf kurzfristig 3.000, perspektivisch aber sogar 4.000 vorgenommen. NKD-Geschäftsführer Alexander Schmökel zeigt sich zufrieden darüber, dass der neue Eigentümer „aus dem Handel kommt und unsere Branche versteht“. Neben Mr. Price hatte dem BR zufolge auch die polnisch-britische Pepco Interesse an dem Textildiscounter gezeigt.
Weniger enthusiastisch zeigten sich die Aktionäre von Mr. Price. An der Börse in Johannesburg fiel die Aktie kurzfristig um bis zu 12,3 Prozent. Als Gründe für das Misstrauen nennen Branchenexperten wie Casparus Treurnicht von Gryphon Asset Management Argwohn nach bisherigen schlechten Erfahrungen von Einzelhändlern mit Europa-Investitionen. Zudem meinen viele, Mr. Price habe gemessen am Gewinn von NKD zu viel bezahlt.
Die Modebranche in Deutschland hatte wie der gesamte Einzelhandel in den vergangenen Jahren einen schweren Stand. Nach der Corona-Krise mit den langen Lockdowns sorgten Inflation, hohe Mieten, Kaufzurückhaltung, Preisschlachten und Konkurrenz durch Onlinehändler und chinesische Billiganbieter für Rückschläge. Von August 2024 bis August 2025 hatte es im deutschen Einzelhandel fast 2.500 Insolvenzen gegeben.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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