Bundespressekonferenz
RKI-Chef relativiert Wichtigkeit der Inzidenzzahl

Lothar Wieler.
Foto: Maja Hitij/Getty Images
Eine Aussage vom Präsidenten des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler auf der Bundespressekonferenz zur Corona-Lage vom Freitag (12.02.) sorgt im Internet für Diskussionen.
Ein Pressevertreter fragte die Instituts-Vertreter, wie sie zu der Auffassung von Fachkollegen stehen, dass erst eine Inzidenzzahl von 10 oder 8 eine Gewähr dafür biete, dass tatsächlich Infektionen nachverfolgt werden oder das Aufflackern neuer Infektionsherde sinnvoll bekämpft werden könne.
Der Pressevertreter betonte dabei, dass ja die Inzidenzzahl bei den Entscheidungen der Regierung eine gewaltige Rolle spiele und die Zahl von 50 als auch jetzt 35 als politisch gesetzte Zahlen gelten würden.
Daraufhin erklärt Wieler: „Die Inzidenzzahl ist eben eine Kennzahl. Aber wir haben ja immer gesagt, dass es auch eine Menge von anderen Kennzahlen gibt, die wir beachten müssen.“ Es wäre eine Durchschnittszahl, aktuell wäre sie bei 62 und man müsse diese Zahl immer stark im geografischen Kontext sehen.
Wieler: Zum Lockern ist die Inzidenzzahl kein guter Parameter
Zum Lockern wäre die Inzidenzzahl kein guter Parameter, dort wäre zum Beispiel die Belegungszahl der Intensivbetten besser, weil die in der Regel etwa zwei Wochen dem Krankheitsinfektionsfeld hinterherlaufe.
Die Inzidenz von 10 wäre eine „coole Zahl“. Mit der Zahl könnte man „super“ kontrollieren.
Boris Reitschuster, der mit unter den Pressevertretern bei der Bundespressekonferenz war, erklärt in einem Beitrag zur Veranstaltung, dass er sich daraufhin fragte, welche Länder aktuell in Europa diese Inzidenzzahl erreichen würden.
Bei seiner Recherche stieß er nur auf zwei Länder – Island und die Färöer Inseln (Dänisches Königreich). Tatsächlich liegen aber auch Liechtenstein, Norwegen und Finnland unter dieser Zahl. Jedoch ist, bis auf Liechtenstein, keines der Länder in Bezug auf die Bevölkerungsdichte mit Deutschland vergleichbar.
Ungenauigkeiten der aktuellen PCR-Tests können leicht zu falschen Ergebnissen führen
Für Reitschuster waren zwei Dinge auffällig. Das RKI relativiert einerseits die Wichtigkeit der Inzidenzzahl, auf die sich die Bundesregierung bei ihren Corona-Maßnahmen schwerpunktmäßig konzentriert und empfiehlt andererseits einen Inzidenzwert, den größtenteils nur Länder erreichen, die mit Deutschland nicht vergleichbar sind.
Dabei ist zu beachten, dass die Ungenauigkeiten der aktuellen PCR-Tests dazu führen, dass auch bei einer nachweislich gesunden, vollständig durchgetesteten Bevölkerung es zu 100 falsch-positiven Ergebnissen pro 100.000 Tests kommt. Denn je kleiner die Zahl der tatsächlich Infizierten ist, desto unzuverlässiger sind die Testergebnisse.
An der Pressekonferenz nahmen neben dem RKI-Chef auch Bundesgesundheitsminster Jens Spahn (CDU) und eine Vertreterin des Paul-Ehrlich-Institut teil. (er)
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