Rohstoffkrise
Von der Leyen und Greenpeace fordern Bürger zum Energiesparen auf
Was tun, um schneller unabhängig zu werden von Russlands Gas, Öl und Kohle? Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen prescht mit einem Vorschlag vor, der die Bürger in die Pflicht nimmt. Ebenso schlägt die Umweltschutzorganisation Greenpeace entsprechende Sofortmaßnahmen vor, die das Volk zu Einschränkungen auffordert.

EU-Kommisionschefin Ursula von der Leyen während einer Pressekonferenz in Brüssel.
Foto: Kenzo Tribouillard/AFP/AP/dpa
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert die Bürger zum Energiesparen auf, um Europa schneller von Gas, Öl und Kohle aus Russland unabhängig zu machen.
Dazu könne jeder beitragen, sagte die CDU-Politikerin im ZDF-„Morgenmagazin“. Hinzu kämen Energiesparprogramme für die Wirtschaft sowie neue Lieferwege und der Ausbau erneuerbarer Energien. Wenn man alles kombiniere, „dann können wir sehr viel schneller unabhängig werden von russischem Gas.“
Von der Leyen verteidigte die Linie der Europäischen Union, trotz des Kriegs in der Ukraine zunächst weiter Energie aus Russland zu importieren, während die USA einen Importstopp für russisches Öl verhängt haben. Die Sanktionen gegen Moskau seien unter den westlichen Verbündeten abgestimmt, sagte die Kommissionschefin. Die USA könnten leichter auf Öllieferungen verzichten als die EU.
„Wir müssen immer im Blick behalten, dass Ölpreise nicht zu sehr eskalieren, nicht zu sehr ansteigen, denn das wiederum würde uns schwächen“, sagte sie. Es gehe darum, das fein auszutarieren, um „maximale Wirkung bei Präsident Putin zu erreichen, aber bei uns keinen Schaden anzurichten.“
Greenpeace will Sofortmaßnahmen wie Tempolimit
Die Abhängigkeit von russischem Öl lässt sich nach Berechnungen der Umweltorganisation Greenpeace kurzfristig deutlich verringern. Durch „schnell umsetzbare Maßnahmen“ wie beispielsweise ein Tempolimit oder eine Verlängerung der derzeit geltenden Homeoffice-Pflicht könne der Import von russischem Öl um insgesamt ein Drittel reduziert werden, teilte Greenpeace am Mittwoch mit. In den Berechnungen der Umweltschützer wurden auch Schritte wie ein beschleunigter Einbau von Wärmepumpen, autofreie Sonntage oder ein teilweiser Verzicht auf Freizeitfahrten mit dem Auto untersucht.
Rund ein Drittel der deutschen Rohölimporte stammt aus Russland. Greenpeace betonte, diese „unerträglichen Finanzhilfen“ für den Angriff von Russlands Staatschef Wladimir Putin auf die Ukraine ließen sich „schon morgen“ deutlich reduzieren. „Alles, was es dafür braucht, ist politischer Mut und die Art von Unterstützung, die wir gerade in weiten Teilen der Gesellschaft sehen“, erklärte Benjamin Stephan, Kampagnen-Aktivist für Mobilität bei Greenpeace.
Laut den Berechnungen von Greenpeace kann etwa ein vorübergehendes Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen Deutschlands Mineralölimporte um etwa 2,5 Prozent pro Jahr senken. Die Homeoffice-Pflicht in Teilen zu verlängern, könne weitere 1,7 Prozent einsparen, ein Verzicht auf jede zweite Freizeit-Autofahrt von über 20 Kilometern sogar 2,6 Prozent.
Die zehn Maßnahmen beruhen laut Greenpeace „zum Teil auf Freiwilligkeit, etwa eine gesteigerte Nutzung des Radverkehrs, aber auch auf politischer Regulierung.“ In dem Zehn-Punkte-Plan erwähnt werden auch ein Verbot von Inlandsflügen, eine Stärkung des Güterverkehrs und des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) und ein Absenken der Raumtemperatur um ein oder zwei Grad. (dpa/afp/mf)
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