Taliban kappen Glasfasernetzwerk
Internet in Afghanistan weitgehend abgeschaltet
Die Taliban haben Afghanistan nahezu vollständig vom Internet getrennt: „Bis auf Weiteres“ und um „Sünden“ vorzubeugen. Das Glasfasernetzwerk wurde gekappt. Zudem gibt es Auswirkungen auf das Mobilfunknetzwerk.

Eine Telekommunikationsantenne, die für Internetdienste auf dem Dach eines Hauses in Kabul installiert wurde, am späten Abend des 29. September 2025 – nach Beginn des landesweiten Ausfalls der Telekommunikation.
Foto: Wakil Kohsar/AFP via Getty Images
Afghanistan ist mittlerweile den zweiten Tag in Folge weitgehend vom Internet abgeschnitten. Nach Daten der Internetbeobachtungsstelle Netblocks waren am Montagabend nur noch weniger als ein Prozent der üblicherweise aktiven Internetverbindungen und Mobilfunksignale verfügbar.
Kurz zuvor hatte ein Funktionär der Taliban-Regierung der Nachrichtenagentur AFP gesagt, dass in Kürze das Glasfasernetzwerk im Land gekappt werden würde.
Unterbrechung „bis auf Weiteres“ – um „Sünden“ vorzubeugen
Bereits vor zwei Wochen hatte in der afghanischen Provinz Balch der Sprecher der Provinzregierung auf Online-Netzwerken eine Kappung des dortigen Glasfasernetzes auf Anordnung der Taliban-Führung angekündigt. Dies geschehe, um „Sünden“ vorzubeugen.
Um die „Kommunikationsbedürfnisse“ zu erfüllen, würden in ganz Afghanistan „Ausweichoptionen“ zur Verfügung gestellt. Wie AFP-Reporter berichteten, waren die Glasfaser-Internetverbindungen nicht nur Balch unterbrochen, sondern auch in zwei nordafghanischen und vier südafghanischen Provinzen.
Der Taliban-Funktionär, der AFP am Montag über die landesweite Kappung des Glasfaser-Netzwerkes unterrichtete, sagte, die Abschaltung des 9.350 Kilometer großen Netzwerks werde sich auch auf das Mobilfunknetzwerk auswirken.
Insgesamt würden „acht- bis neuntausend Telekommunikationsmasten“ abgeschaltet, die Unterbrechung werde „bis auf Weiteres“ andauern, sagte er und fügte an:
„Es gibt keine andere Möglichkeit oder kein anderes System, um zu kommunizieren (…). Der Bankensektor, der Zoll, alles im ganzen Land wird davon betroffen sein.“
Seit Montagabend, 17:45 Uhr (Ortszeit, 15:15 Uhr MESZ) kann AFP seine Redaktion in Kabul nicht mehr erreichen. Die NGO Netblocks, die sich der Kontrolle von Cybersicherheit und Internetkontrolle weltweit verschrieben hat, schrieb, der Internetausfall in Afghanistan weise offenbar „die Merkmale einer absichtlichen Unterbrechung auf“.
Erste landesweite Abschaltung seit 2021
Es handelt sich um die erste landesweite Abschaltung des Internets in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021, die ein islamisches Emirat ausriefen und seither eine strenge Auslegung des Islam mit drakonischen Gesetzen durchsetzen und insbesondere Frauenrechte beschneiden.
In den vergangenen Wochen waren Internetverbindungen bereits erheblich verlangsamt und zeitweise unterbrochen. In Afghanistan werden auch Telefonverbindungen großteils über das Internet abgewickelt, da das Telefonleitungsnetzwerk im Land – wie in anderen Entwicklungsländern auch – kaum ausgebaut ist. (afp/red)
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