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Nach jahrelangem Bauernfrust

40 Euro pro Kilo und mehr: Steak ist nun ein Luxusgut

Rindersteak von guter Qualität schießt im Preis nach oben. Rinderhaltung ist für Landwirte unattraktiv geworden – sie halten weniger Rinder. Was sind die Ursachen?

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Rind liefert das eines der gesündesten Fleische.

Foto: Kyrylo Baranovskyi/iStock

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Lesedauer: 5 Min.

Die Rindfleischpreise in Deutschland klettern von Rekordhoch zu Rekordhoch. Die Schlachtpreise für Jungbullenfleisch haben mittlerweile die Schwelle von 7 Euro je Kilogramm überschritten, nachzulesen in amtlichen bayerischen Daten ebenso wie bei der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch in Oldenburg.
Im Vergleich zum Sommer 2023 ist das ein Preisanstieg von gut 50 Prozent, weit über der allgemeinen Inflationsrate. Die Verbraucherpreise beim Metzger und im Supermarkt sind noch um ein Vielfaches höher, Kilopreise von 40 bis über 50 Euro für Rindersteak von guter Qualität sind keine Ausnahme.

Bauern geben auf

„Die Entwicklung lässt sich mit dem Rückgang der Rinderbestände erklären“, sagt Tim Koch, Bereichsleiter Fleischwirtschaft bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft in Bonn. „Die gehen jedes Jahr um zwei, drei, vier Prozent zurück. Viele Höfe machen zu, es gibt oft keine Betriebsnachfolger.“
In Zahlen: Im Mai 2015 hielten die deutschen Bauern nach Daten des Statistischen Bundesamts noch 12,6 Millionen Rinder, im Mai dieses Jahres waren es nur noch 10,3 Millionen.
Zwangsläufig werden daher auch weniger Rinder zur Schlachtbank geführt. In der Bundesrepublik wird zwar keineswegs nur heimisches Fleisch verzehrt, doch sinken die Rinderzahlen auch in anderen europäischen Ländern. „Die Nachfrage nach Rindfleisch ist in den vergangenen Jahren ebenfalls zurückgegangen, aber das Angebot an Schlachttieren ist knapper geworden“, sagt Koch.

Hohe Erzeugerpreise machen jahrelangen Bauernfrust nicht wett

Warum geben Rinderhalter auf, wenn die Erzeugerpreise sowohl für Fleisch als auch für Milch hoch sind? Der Bayerische Bauernverband nennt mehrere Gründe: große bürokratische Belastungen und Anforderungen, hohe Investitionskosten und „gesellschaftlichen Druck“. Letzteres bezieht sich unter anderem auf die Kritik an der konventionellen Landwirtschaft, die viele Bauern nervt.
„Gerade in der Bullenmast kommt zum Tragen, dass zwar die Preise gestiegen sind, jedoch auch die Kosten“, sagt eine BBV-Sprecherin.  „Bullenkälber kosten 2025 deutlich mehr als im Vorjahr, zeitweise sogar das Doppelte.“
Auch auf Bayerns Weiden werden Rinder seltener. Das „Alpenfleckvieh“ ist ein sogenanntes Doppelnutzungsrind, das sowohl für Fleisch- als auch Milchproduktion gezüchtet wird. Die in Norddeutschland üblichen schwarz-bunten Holsteinrinder sind Milchkühe.

Auch auf Bayerns Weiden werden Rinder seltener. Das „Alpenfleckvieh“ ist ein sogenanntes Doppelnutzungsrind, das sowohl für Fleisch- als auch Milchproduktion gezüchtet wird. Die in Norddeutschland üblichen schwarz-bunten Holsteinrinder sind Milchkühe.

Foto: Uwe Lein/dpa

Derzeit deutet wenig auf eine neuerliche Tiefpreisphase. „Dass die Rindfleischpreise wieder auf das Niveau sinken, wie wir es vor eineinhalb Jahren hatten, glaube ich nicht“, sagt Fleischfachmann Koch bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. „Wir werden uns auf einem höheren Niveau einpendeln.“

Blauzungenkrankheit verschärfte die Entwicklung

Verschärft wurde die Teuerung bei Rindfleisch und Milchprodukten zeitweise durch die Blauzungenkrankheit. Der Erreger befällt neben Rindern auch Schafe und Ziegen. Von Mai 2024 bis Ende April 2025 zählte das bundeseigene Friedrich-Löffler-Institut 17.854 Blauzungeninfektionen, mittlerweile ist der Höhepunkt überschritten.
„Insgesamt verzeichnen wir dieses Jahr deutlich weniger Fälle, da bereits im letzten Jahr viele Tiere betroffen waren“, sagt eine Sprecherin. „Die natürliche Durchseuchung und starke Impfbereitschaft in allen Bundesländern haben die potenziell empfänglichen Tiere stark reduziert“.
Übertragen wird die Blauzungenkrankheit von Gnitzen, sehr kleinen Mücken. „Bis Ende Oktober ist noch mit einigen neuen Fällen zu rechnen, aber die Fallzahlen werden bei weitem nicht das Niveau vom letzten Jahr erreichen“, sagt die Biologin.

Trendwende nicht erkennbar

Der Rückgang der Blauzungeninfektionen geht nicht mit einem Ende der Teuerung einher. Denn an den Fundamentaldaten hat sich nichts geändert: Weniger Bauern halten weniger Rinder. Der Beruf des Rinderhalters scheint so unattraktiv geworden zu sein, dass nicht einmal die hohen Preise daran etwas ändern.
„Eine Trendwende in der Rinderhaltung ist derzeit nicht erkennbar“, sagt eine Sprecherin des Bundesverbands Rind und Fleisch. „Auch wenn man hätte erwarten können, dass einige Betriebe die aktuell günstige Marktlage noch mitnehmen, bevor sie aufhören, setzt sich der Strukturwandel unverändert fort.“

Mercosur-Abkommen hat voraussichtlich keinen großen Effekt

Etliche Landwirte sind besorgt, dass das – noch nicht ratifizierte – Mercosur-Freihandelsabkommen der EU mit Südamerika hierzulande die Preise wieder in den Keller treiben könnte. Brasilien ist mit über 210 Millionen Tieren weltgrößter Rindfleischproduzent, auch in Uruguay, Argentinien oder Chile gibt es riesige Rinderherden.
„Das Mercosur-Abkommen dürfte den europäischen Fleischmarkt weniger stark beeinflussen als vielfach vermutet“, heißt es dazu beim Bundesverband Rind und Fleisch.
„In den Nachverhandlungen wurden die zusätzlichen Importmengen deutlich begrenzt, sodass es sich im Fall von Rindfleisch lediglich um ein sehr kleines Volumen im niedrigen einstelligen Prozentbereich der südamerikanischen Jahresproduktion handelt.“ (dpa/ks)

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