Fragezeichen hinter Froome – Skepsis über Aufholjagd

Was ist Chris Froomes außerordentlicher Erfolg beim 101. Giro d'Italia wert? Die Frage beschäftigt den Radsport mindestens bis zum Start der Tour de France am 7. Juli, wenn der Weltverband den Briten nicht vorher wegen überhöhter Salbutamol-Werte sanktioniert.
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Begehrte Unterschrift: Chris Froome beim 101. Giro d'Italia.Foto: Daniel Dal Zennaro/dpa
Epoch Times27. Mai 2018

Chris Froome und das große Fragezeichen. Wie lange hat der sagenhafte Erfolg des umstrittenen Briten bei diesem denkwürdigen 101. Giro d’Italia Bestand?

Der Weltverband UCI, der seit Monaten eine Untersuchung zur unerlaubten Höhe des bei Froome gemessenen Wertes des Asthmamittels Salbutamol führt, muss es entscheiden. Es drohen eine Doping-Sperre und die Aberkennung aller Erfolge des Sky-Kapitäns seit September 2017.

Solange die UCI zu keinem abschließenden Urteil gekommen ist, darf Froome nach den WADA-Richtlinien weiter seiner Arbeit nachgehen – und er tut es schlagzeilenträchtig. Es droht die Fortsetzung. Der 33-Jährige bereitet sich jetzt auf seinen fünften Toursieg vor. „Ich stehe am Start und werde alles geben“, sagte Froome am Samstag in Cervinia, wo er die letzten zaghaften Angriffe auf sein Rosa Trikot vor der für das Gesamtklassement wenig bedeutenden Final-Etappe brillant abgewehrt hatte.

Seine Vorstellung auf der vorangegangenen 19. Giro-Etappe in Pratonevoso, wo er aus scheinbar aussichtsloser Position mit einem 80,3-Kilometer-Solo ins Rosa Trikot fuhr und die Konkurrenz wie Statisten aussehen ließ, wirkte wie aus einer anderen Radsport-Welt. Nicht nur der ewige Provokateur und geständige Doper Michael Rasmussen stellte via Twitter Verbindungen zur „Wunderfahrt“ des einst auch überführten US-Profis Floyd Landis her.

Aber es gab ebenso plausible Erklärungen für den beachtlichen Sturm an die Giro-Spitze. Auf der Verfolgung Froomes hatte Vorjahressieger Tom Dumoulin keine Unterstützung, letztlich war es ein Kampf Mann gegen Mann, den der superstarke Sky-Kapitän – vornehmlich auf den gefährlichen Abfahrten – mit hohem Risiko für sich entschied. Sky-Chef Dave Brailsford, Regisseur von fünf Toursiegen, hatte den Tag als „wahrscheinlich bemerkenswertesten“ der Teamgeschichte eingeordnet. Teamkollege Christian Knees wertete die Super-Show seines Kapitäns als „außergewöhnlich, aber nachvollziehbar“.

„Der macht den Landis“, entfuhr es dem Froome-Konkurrenten George Bennett als erste Reaktion im Ziel, vom Internetportal „Cyclingnews“ notiert. Später relativierte der Neuseeländer die Aussage etwas. Sein Beitrag sei keinesfalls als Doping-Unterstellung gemeint gewesen, wirke im Fall Froome aber offensichtlich in der Schlussfolgerung vieler Beobachter wie eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“.

Tony Martin hielt sich zurück. „Ich habe hinten gelitten und nichts gesehen. Alles, was ich sagen könnte, wäre Spekulation“, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur. Froome hatte sogar Verständnis für die Skeptiker: „Ich kann die Parallelen verstehen, die einige ziehen. Ich bin sicher, dass das Ergebnis Bestand haben wird“. Er wird den Giro, der für ihn mit zwei Stürzen und unerwarteten Zeitverlusten begann, „als die größte Schlacht meiner Karriere“ in Erinnerung behalten.

Die zitierte Aktion des früheren Armstrong-Teamkollegen Landis bei der Tour de France liegt 12 Jahre zurück. Auf dem Weg nach Morzine in den Alpen hatte er 5:42 Minuten aufgeholt und den Spanier Oscar Pereiro auf den letzten Etappen noch aus dem Gelben Trikot gefahren. Der US-Profi hatte sein Solo 120 Kilometer vor dem Ziel gestartet. Wenige Tage danach wurde Landis des Testosteron-Dopings überführt.

Ähnlich beeindruckende Aufholjagden waren auch Fausto Coppi 1949 am Pinerolo, Claudio Chiappucci 1992 in Sestrière, Marco Pantani 1998 am Galibier oder Rasmussen 2007 in Tignes gelungen. (dpa)



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