„Katars Kultur respektieren“: Frankreich verzichtet auf „One Love“-Binde

Anders als Deutschland und andere westliche Länder wird Frankreich bei der FIFA-WM ohne „One Love“-Binde auflaufen. Dies kündigte Kapitän Lloris an.
Die spezielle Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt liegt auf einem Tisch.
Die spezielle Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt liegt auf einem Tisch.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von 16. November 2022

Der französische Star-Torhüter und Mannschaftskapitän Hugo Lloris wird bei der Fußball-WM in Katar ohne die sogenannte „One Love“-Armbinde auflaufen. Damit schert der Verband des amtierenden Weltmeisters aus dem gemeinsamen Bemühen westlicher Teilnehmerländer aus. Diese wollen im Golfemirat „Haltung“ zeigen gegen Zustände, die dem Veranstalterland im Westen zum Vorwurf gemacht werden.

UEFA hatte zum Tragen der „One Love“-Binde aufgerufen

Wie „exxpress.at“ unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AFP berichtet, will Lloris die „One Love“-Binde während des Turniers nicht tragen. Er begründet dies mit dem Wunsch, dem Gastgeberland und dessen Kultur Respekt entgegenzubringen. Der Tottenham-Keeper erklärt dazu:

Wenn wir ausländische Besucher in Frankreich willkommen heißen, verlangen wir oft, dass sie unsere Regeln und unsere Kultur respektieren. Das werde ich auch tun, wenn ich nach Katar fahre.“

Bereits zuvor hatte der Präsident des französischen Fußballverbandes Noël Le Graët an der Initiative Kritik geübt. Der europäische Fußballverband UEFA hatte diese ins Leben gerufen. Die Kapitäne der europäischen Mannschaften sollten die Binde, die zum Teil in Regenbogenfarben gehalten ist, während der Spiele tragen.

Für Deutschland hat sich Torwart Manuel Neuer bereits dazu bereit erklärt. Auch England, die Niederlande, Belgien, Schweiz, Wales und Dänemark wollen sich an der Aktion beteiligen. Die Mannschaft der USA hat sich sogar ein Logo in den Regenbogenfarben verpasst, um während der Weltmeisterschaft für die LGBTQ-Community ein „Zeichen“ zu setzen.

Katar wirft Europäern Kulturrassismus vor

Der Außenminister von Katar, Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, hat den Europäern im Vorfeld der Fußball-WM hingegen „Doppelmoral“ vorgeworfen. Deren Signalisieren moralischer Überlegenheit aufgrund ihrer Offenheit gegenüber „sexueller Vielfalt“ empfinde er als „sehr arrogant und sehr rassistisch“. Dies gelte vor allem für Deutschland, das sich nach dem Bruch seiner Energiepartnerschaft mit Russland um Gaslieferungen aus Katar bemühe.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte namens der Bundesregierung die seit 2010 bekannte Ausrichtung der 22. FIFA-Weltmeisterschaft in Katar als „eine total schwierige Vergabe“ bezeichnet. Katar bestellte daraufhin den deutschen Botschafter ein.

Praktizierte Homosexualität ist in Katar strafbar. In einem Interview im Rahmen einer ZDF-Dokumentation hatte der katarische WM-Botschafter Khalid Salman diese als „geistigen Schaden“ bezeichnet.

Frankreichs Torhüter Lloris erklärte dazu, er teile diese Ansichten zwar nicht, allerdings meinte Lloris:

Ich kann mit ihren Ideen einverstanden sein oder nicht, aber ich muss Respekt vor dem Gastgeberland und seiner Kultur zeigen.“

Hitzlsperger: Man hätte Katar bewusst provozieren müssen

Deutschlands Ex-Nationalspieler und ARD-WM-Experte Thomas Hitzlsperger geht das Tragen der „One Love“-Binde hingegen nicht weit genug. Deren Botschaft, die sich gegen Diskriminierung allgemein und nicht spezifisch der LGBTQ-Community richtet, sei zu wenig geläufig. Statt der „unbedeutenden und weißen“ hätte Torhüter Neuer die Regenbogenbinde tragen sollen. Gegenüber dem SWR erklärte er:

Beim Regenbogen-Symbol weiß man, was es bedeutet. Man weiß auch, dass es die Katarer als Provokation empfinden und daher wäre es ein sehr starkes Symbol gewesen. Man hat sie ersetzt – und jetzt merke ich keine Reaktion. Das heißt, das Ganze wird verwässert.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion