Für viele ist es eine Routineuntersuchung als Teil der Altersvorsorge, für andere eine oftmals unangenehme Notwendigkeit: die Darmspiegelung.
Sie ist eine wichtige Untersuchungsmethode bei Darmbeschwerden und zur Früherkennung von Darmkrebs. Vom
Deutschen Bundesministerium für Gesundheit wird sie für Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren als Vorsorgeuntersuchung empfohlen.
Allerdings können laut einer
Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 im Fachmagazin „Clinical Endoscopy“ die eingesetzten Abführmittel als notwendige Vorbereitung auf die Untersuchung, die anschließende gezielte schnelle Entleerung des Darms, die vorübergehende Verdünnung der Dickdarmschleimhaut und das Einblasen von Luft oder Kohlenstoffdioxid während des Eingriffs zu negativen Effekten im Darmmikrobiom führen.
Mögliche Nebenwirkungen können Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe sein, die in einigen Fällen über mehrere Wochen nach der Untersuchung anhalten können. Diese treten jedoch nicht zwangsläufig auf.
Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht
Das menschliche Darmmikrobiom besteht aus zahlreichen Bakterien, die eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben erfüllen. Es sorgt nicht nur dafür, dass die Verdauung unterstützt wird, sondern ist auch für das
Immunsystem und die Produktion von Vitaminen von entscheidender Bedeutung.
Um einen reibungslosen Ablauf dieser Prozesse zu gewährleisten, ist ein Gleichgewicht der vorhandenen Darmbakterien notwendig. Genau dieses kann aber laut der zuvor erwähnten Übersichtsarbeit nach der erfolgten Darmspiegelung gestört sein.
Die Konzentration der „guten Darmbakterien“ nimmt dabei ab, und sogenannte Proteobakterien – die Krankheiten von Harnwegsinfekten, Blutvergiftung bis zu Lungenentzündungen begünstigen – vermehren sich.
„Die meisten Studien haben berichtet, dass sich die Zusammensetzung der Darmmikrobiota innerhalb von zwei bis sechs Wochen nach der Koloskopie wieder dem Ausgangszustand annähert, was auf die Widerstandsfähigkeit der Darmbakterien hindeutet“, schreiben die Studienautoren.
Um den Prozess zu beschleunigen und die guten Darmbakterien zu unterstützen, schlagen sie verschiedene Methoden vor.
Wiederaufbau der Darmflora mit Probiotika
Probiotika sind Präparate, die verschiedene Bakterienstämme guter Darmbakterien enthalten. Dazu zählen Bakterienstämme wie Bifidobacterium infantis, Lactobacillus acidophilus, Enterococcus faecalis und Bacillus cereus.
Vor allem bieten Probiotika Personen, die schon vor einer Darmspiegelung unter gastrointestinalen Beschwerden leiden, die größten Vorteile, so das Ergebnis der Untersuchung.
Ob jedoch auch die Allgemeinbevölkerung einen wesentlichen Nutzen aus der Einnahme von Probiotika nach einer Darmspiegelung zieht, konnten die Studienautoren nicht eindeutig beantworten.
Eine andere
Meta-Analyse, die kürzlich auf einer Konferenz der Amerikanischen Gastroenterologie Gesellschaft (AGS) präsentiert wurde, kam hingegen zu dem Schluss, dass Probiotika die Symptome nach einer Darmspiegelung allgemein deutlich verbessern können.
Individuelle Darmflora erschwert Empfehlungen für Probiotika
Allerdings ist die Darmflora bei jedem Menschen sehr individuell, weshalb es keine spezifischen Empfehlungen für Probiotika nach Darmspiegelungen gibt.
Dr. Andres F. Carrion, Gastroenterologe und Sprecher der American Gastroenterological Association (AGA), sagte gegenüber der Epoch Times:
„Jeder Mensch ist anders, und es gibt diese Unterschiede in den mikrobiellen Populationen, die auch beeinflussen, wie wir auf bestimmte Lebensmittel, Zucker und so weiter reagieren. Es ist sehr individuell – das Mikrobiom ist wie ein Fingerabdruck. Es ist sehr schwierig, eine Einheitsempfehlung für alle Menschen in Bezug auf Probiotika zu geben.“
Zudem würden viele Menschen unter einer sogenannten Dysbiose leiden. Dabei handelt es sich um ein Ungleichgewicht in der Darmflora, das bereits vor der Darmspiegelung vorhanden ist.
Die Auslöser dafür können laut
Studien vielfältig sein, beispielsweise erhöhter Alkoholkonsum, verschiedene Medikamente wie Antibiotika, chronische Entzündungen im Körper, chronischer Stress und eine Ernährung, die auf vielen zuckerreichen und hochverarbeiteten Lebensmitteln basiert.
Obwohl es derzeit keine angepassten Empfehlungen nach Darmspiegelungen gibt, gibt es jedoch einen allgemeinen
Leitfaden der Alliance for Education on Probiotics, der bei der Auswahl von Probiotika bei verschiedenen Beschwerden zur Orientierung dienen kann.
Die Rolle der Ernährung – präbiotische Lebensmittel
Das größere Problem, so Carrion, ist, dass die meisten Patienten direkt nach einer Darmspiegelung zu ihrer normalen Ernährung zurückkehren. Für viele Menschen enthält dies oft verarbeitete Lebensmittel, die den Darm zusätzlich belasten.
„Meiner Meinung nach ist es wichtiger, den Patienten zu einer präbiotischen Ernährung zu bewegen, also zu Ballaststoffen, als Probiotika zu geben. Ich sage den Patienten, dass das der Dünger für die Mikroben ist, der ihnen hilft, ihr eigenes Mikrobiom oder ihre Flora mithilfe gesunder Lebensmittel wieder aufzubauen“, sagt er.
Zu präbiotischen Lebensmitteln gehören:
- Obst und Gemüse wie Knoblauch, Zwiebeln, Spargel und Bananen
- Samen und Hülsenfrüchte wie Weizen, Leinsamen, Erbsen und Bohnen
- Dunkle Schokolade
- Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut, Kimchi und Kefir.
Carrion zufolge ist es auch wichtig, eine zucker- und fettreiche Ernährung zu vermeiden. Der zunehmende Wunsch der Menschen, auf verarbeitete und schnell zubereitete Lebensmittel zurückzugreifen, wird das Auftreten von Störungen der Darmflora weiter vorantreiben, so Carrion, der den Schlüssel zu einer gesunden Darmflora in einer präbiotischen Ernährung sieht.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.