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104 Jahre Weisheit: Die neun Geheimnisse eines langen Lebens

Schwester Pacis Bao, 104 Jahre alt, fand im Alter von 79 Jahren durch Vergebung inneren Frieden, der ihr Leben bereicherte. Zusammen mit Superagern wie Sue Wright zeigen ihre Geschichten, dass Langlebigkeit von Lebenssinn, gesunder Routine und sozialen Beziehungen abhängt. Forscher nutzen diese Erkenntnisse, um die Geheimnisse eines langen und erfüllten Lebens zu verstehen.

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Schwester Pacis Bao verkörpert viele Merkmale eines „Superagers“: Ihre Tage sind erfüllt mit Gebet, künstlerischer Betätigung und sozialen Kontakten in dem Kloster, in dem sie lebt.

Foto: Amy Denney/The Epoch Times

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Lesedauer: 17 Min.

Schwester Pacis Bao verbrachte 31 Jahre mit Rachegedanken gegenüber den chinesischen Kommunisten, die ihre Familie ermordet hatten. Doch im Alter von 79 Jahren geschah etwas, das ihr Leben grundlegend veränderte. Sie wandte sich vom Hass ab und entdeckte die Kraft der Vergebung. Diese innere Neuorientierung brachte ihr geistige, emotionale und körperliche Erleichterung – und möglicherweise weitere 25 Jahre Leben.
Die wissenschaftliche Forschung bestätigt den gesundheitlichen Nutzen von Vergebung. Eine Studie im „Journal of Behavioral Medicine“ fand einen starken Zusammenhang zwischen aufrichtiger Vergebung und einem geringeren Sterblichkeitsrisiko. Bedingungslose Vergebung reduziert Stress, Depressionen und Hoffnungslosigkeit und stärkt die Widerstandskraft von Körper und Geist.

Superager: Die ältesten Menschen der Welt

Schwester Bao gehört zu einer Bevölkerungsgruppe, die weltweit am schnellsten wächst: den Hundertjährigen – Menschen, die über 100 Jahre alt sind. Die Lebenserwartung steigt generell: Bereits jeder sechste Mensch ist heute 60 Jahre oder älter, und die WHO prognostiziert, dass sich diese Zahl bis 2050 verdoppeln wird. Unter den über 80-Jährigen gelten sogenannte „Superager“ als besonders bemerkenswert: Ihre kognitiven und körperlichen Fähigkeiten übertreffen den typischen altersbedingten Rückgang.
Sue Wright, 98 Jahre alt aus dem Mittleren Westen der USA, ist eine von ihnen. Auch wenn sie in vielen Lebensumständen kaum mit Schwester Bao vergleichbar ist, teilen beide tiefe innere Erkenntnisse, die Forscher faszinieren: Was ermöglicht es Menschen, über 100 Jahre lang gesund und vital zu bleiben?
Hier sind neun Lektionen aus den längsten Leben der Welt – die erste haben Sie bereits in der Einleitung kennengelernt.

1. Die Kraft der Vergebung entdecken

Die entscheidende Wendung im Leben von Schwester Pacis Bao geschah im Jahr 2000. Während eines Gebetsgottesdienstes für alle, die in ihrem Leben Verfolgung erfahren hatten, fühlte sie sich vom Heiligen Geist berührt. Dieser forderte sie auf, den Kommunisten zu vergeben – denjenigen, die bis auf eins alle ihrer sechs Geschwister sowie ihre Eltern getötet und ihre gewohnte Lebensweise zerstört hatten.
Rückblickend beschreibt Schwester Bao dieses Ereignis – trotz ihrer langjährigen religiösen Gelübde – als ihre Bekehrung und innere Neuorientierung zu Gott. Es war ein Neuanfang, geprägt von Reue und dem Entschluss, nach den katholischen Lehren zu leben. Diese Erfahrung habe ihr geistige, emotionale und körperliche Erleichterung gebracht.
Die Kraft der Vergebung wird in vielen Studien und Aufzählungen der Top-Gewohnheiten von „Superagern“ oft übersehen, spielt jedoch eine zentrale Rolle für Gesundheit und Langlebigkeit. Eine Studie des „Journal of Behavioral Medicine“ (2011) mit dem Titel „Vergeben, um zu leben: Vergebung, Gesundheit und Langlebigkeit“ zeigte einen starken Zusammenhang zwischen aufrichtiger Vergebung und einem geringeren Sterblichkeitsrisiko.
Vergebung reduziert Stress, Depressionen und Hoffnungslosigkeit und fördert ein besseres Gleichgewicht von Körper und Geist, was die Widerstandskraft stärkt und die Lebensdauer verlängern kann. Dabei gilt: Bedingte Vergebung – etwa an eine Entschuldigung des Täters geknüpft – bietet nicht die gleichen Vorteile wie eine bedingungslose Vergebung.

2. Seine Bestimmung im Leben finden

Vergebung allein erklärt Schwester Baos Langlebigkeit nicht. Ihr Leben ist auch von tiefer Dankbarkeit geprägt, die ihr hilft, ihren Lebenssinn selbst unter schwierigen Umständen zu erkennen und wiederzuentdecken. Das Praktizieren von Dankbarkeit ist für sie ein täglicher religiöser Brauch, der Orientierung und innere Stärke gibt.
Ursprünglich träumten sie und ihr Vater davon, dass sie Ärztin werden würde. Doch politische Umstände erforderten andere Entscheidungen: Ihr Bruder erkannte die Gefahr für katholische Landbesitzer während der kommunistischen Machtübernahme in China, holte sie vom Internat ab und brachte sie in ein Kloster.
Später wurden sie und andere chinesische Nonnen vom Franziskanerorden Sisters of St. Francis in die Vereinigten Staaten evakuiert. Dort wurde Bao Krankenschwester – ein Weg, der zumindest ihrem ursprünglichen medizinischen Wunsch nahekam.

Schwester Pacis Bao, (rechts, OSF), Schwester Maureen O’Connor (Mitte, OSF) und Tommy Loehrke, der Großneffe von Schwester Maureen, im St. Francis Convent in Springfield, Illinois, am 27. März 2024. Foto mit freundlicher Genehmigung der Hospital Sisters of St. Francis

Heute im Ruhestand widmet sich Schwester Bao weiterhin täglich stundenlang dem Gebet in der Kapelle ihres Klosters. Für die 104-Jährige sind ihre größten Geheimnisse der Langlebigkeit ihr Glaube, ihre Dankbarkeit und ein tiefes Bewusstsein für ihre Lebensbestimmung.
Einen Grund zu haben, jeden Morgen aufzuwachen – auf Okinawa „Ikigai“ und auf der Halbinsel Nicoya in Costa Rica „Plan de Vida“ genannt – ist ein wiederkehrendes Merkmal der fünf „Blauen Zonen“, jener Orte weltweit, an denen Menschen regelmäßig über 100 Jahre alt werden. Das Konzept wurde 2004 im Rahmen einer National-Geographic-Expedition untersucht.
Forschungsergebnisse bestätigen den Zusammenhang zwischen Lebenssinn und Langlebigkeit: Eine Studie in der Open-Access-Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ der American Medical Association zeigte eine signifikante Verbindung zwischen einem klaren Lebenssinn und geringerer Sterblichkeit durch Herz-, Blut- und Verdauungserkrankungen.

3. Den „Goldlöckchen-Schlaf“ nutzen

Sowohl Schwester Bao als auch Sue Wright halten sich an feste Schlafpläne. Schwester Bao geht jeden Abend um 20 Uhr schlafen, wacht um 5 Uhr morgens auf und legt nachmittags eine Ruhepause ein. Wright folgt einem ähnlichen Rhythmus.
Diese Routinen spiegeln den sogenannten „Goldlöckchen-Schlaf“ wider: nicht zu viel, nicht zu wenig, aber von guter Qualität. Studien zeigen, dass weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht mit einem um 14 Prozent erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden sind (GeroScience).
Schlechter Schlaf kann chronische Entzündungen, eingeschränkte Immunfunktionen, hormonelle Ungleichgewichte, erhöhten Blutdruck und die Ansammlung von Gehirnproteinen fördern, die mit Alzheimer in Verbindung stehen. Dabei ist nicht nur die Schlafdauer entscheidend, sondern auch die Qualität: Häufiges Aufwachen oder unruhige Nächte erhöhen das Risiko für Herzprobleme, Gedächtnisverlust und andere Hirnerkrankungen.

4. Ein gesundes Gewicht beibehalten

Schwester Bao war nie übergewichtig, obwohl sie gelegentlich Teigtaschen und Frühlingsrollen genießt und sich nach dem Abendessen etwas Eiscreme gönnt. Wright, die jetzt 54 Kilogramm wiegt, wog außerhalb ihrer beiden Schwangerschaften nie mehr als 59 Kilogramm.
Übergewicht oder Fettleibigkeit sind mit allen Todesursachen verbunden, selbst bei denen, die nie geraucht hatten oder chronische Krankheiten hatten. Dies geht aus einer Studie mit fast vier Millionen Menschen aus vier Kontinenten hervor, die in der altehrwürdigen Medizinfachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Eine andere Studie, auf „JAMA“ veröffentlicht, ergab, dass Menschen, die zwischen dem frühen und mittleren Erwachsenenalter mehr als 30 Kilogramm zunahmen, höhere Raten an Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und fettleibigkeitsbedingtem Krebs aufwiesen.
Die Autoren bemerkten, dass Menschen und ihre Ärzte eine übermäßige Gewichtszunahme im mittleren Lebensalter oft abtun, diese jedoch ernste Auswirkungen auf die Langlebigkeit hat.
Eine in der renommierten Peer-Review-Fachzeitschrift „Medicine“ veröffentlichte Metaanalyse von 15 Studien ergab, dass Gewichtsschwankungen das Risiko für die Gesamtmortalität erhöhen, was der Waage als Mittel zur Überwachung und Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts Glaubwürdigkeit verleiht.

5. Das Gehirn trainieren

Probleme mit Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung können ebenso wie Übergewicht bereits vor den „goldenen Jahren“ auftreten – jener Lebensphase zwischen Rentenbeginn und Pflegebedürftigkeit. Langzeitstudien zeigen, dass das mittlere Erwachsenenalter eine kritische Phase für den Beginn kognitiver Störungen ist. Wer sein Gehirn regelmäßig nutzt und herausfordert, kann diese Veränderungen deutlich verlangsamen (Acta Biomedica).
Lebenslange geistige Aktivitäten wie Lesen, Schreiben oder Spiele spielen, können laut einer Studie in „JAMA Neurology“ das Risiko für Alzheimer reduzieren und den kognitiven Abbau verzögern. Bao und Wright führen auch nach ihrer täglichen Arbeit einen aktiven Zeitplan, indem sie sich mit Lesen, Spielen oder Hilfeleistungen für andere beschäftigen.
Zudem schützt ein positives soziales Umfeld das Gehirn. Eine Studie in „Alzheimer’s Dementia“ zeigte, dass Menschen mit starken Beziehungen im mittleren Lebensalter ein geringeres Demenzrisiko hatten als jene mit schwachen sozialen Bindungen.

6. Auch die Muskeln trainieren

Hundertjährige müssen keine Gewichte heben, obwohl der Erhalt der Muskelmasse zu einer besseren Herzfunktion, Mobilität und Balance führt und Typ-2-Diabetes verhindert.
Ein Artikel über die „Blauen Zonen“ im „American Journal of Lifestyle Medicine“ stellte fest, dass die langlebigsten Menschen der Welt sich oft aus Notwendigkeit, Spaß und praktischen Gründen bewegen. Sie legen Gärten an, verlassen sich nicht auf mechanische Annehmlichkeiten und sammeln jeden Tag Tausende von Schritten, ohne einen formellen Plan oder das systematisch Aufzuzeichnen (Tracking).
Sue Wright wuchs mit Sportarten wie Basketball und Baseball auf und spielte auch als Erwachsene regelmäßig Golf. Vor etwa einem Jahr zog sie in betreutes Wohnen, nachdem ihre Beine nach einer COVID-19-Infektion geschwächt waren. Doch selbst dort wurde sie – ohne Rollator – beim Tanzen gesehen. „Wir sind früher ständig tanzen gegangen – jedes Wochenende“, sagte sie lächelnd bei dieser Erinnerung.

7. Den Kalender füllen

Für Sue Wright bedeutet Tanzen auch viel Geselligkeit – ein weiteres Kennzeichen der Langlebigkeit. Ein reges Sozialleben rangierte gleich hinter guter Gesundheit beim erfolgreichen Altern, ergab die Befragung älterer erwachsener Probanden in einer Studie in „The Gerontologist“. Freunde und Familie zu haben, sich unterstützt zu fühlen, nicht einsam zu sein, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen und sich mit jüngeren Generationen einzulassen, waren die wichtigsten genannten Punkte .

Sue Wright, die das Gemeinschaftsleben schätzt, lebte bis vor einem Jahr selbstständig.

Foto: Amy Denney/The Epoch Times

Obwohl Wright ihre Freunde unter den früheren Nachbarn vermisst, genießt sie regelmäßig Gesellschaft und bleibt in ihrer betreuten Wohneinrichtung aktiv. „Ich mag alle hier“, sagte sie. „Es ist schön, Menschen um sich zu haben, mit denen man sich unterhalten kann“, so die alte Dame. „Ich helfe auch gerne anderen, wenn sie Hilfe brauchen.“
Bald schon steht ein neuer Ortswechsel an. Sie wird in einen anderen Bundesstaat ziehen, um in der Nähe ihres Sohnes und anderer Familienangehöriger zu leben. Ihre Nichten planen bereits eine Party zu ihrem 100. Geburtstag.

8. Altern akzeptieren

Altern ist keine Dauerparty. Wright hat zwei Ehemänner und viele Freunde überlebt und musste zudem den Verlust eines Kindes verkraften – ihr Sohn starb im Alter von drei Jahren. „Man denkt viel darüber nach und fragt sich, warum, aber man muss Verluste akzeptieren und mit dem Leben weitermachen“, sagt sie. „Man muss einfach damit umgehen und versuchen, nicht ständig darüber nachzudenken, denn wir alle müssen letztlich gehen.“
Eine Umfrage zum erfolgreichen Altern zeigte, dass ein Viertel der Teilnehmer das Akzeptieren von Altern und Sterben als entscheidend für ein erfülltes Leben ansah. Viele sahen das Erreichen von 80 Jahren oder mehr als hohes Ziel und betonten, dass Altern nicht als Strafe verstanden werden sollte – und dass man sich nicht wünschen müsse, wieder jung zu sein.

9. Nimm’s leicht

Zu viel Grübeln – über das Alter oder andere Dinge – erhöht Stress, und Stress steht in Zusammenhang mit zahlreichen Krankheiten. Die Lösung: Regelmäßig Wege finden, sich emotional und körperlich zu entspannen.
Die langlebigsten Menschen der Welt haben solche Routinen entwickelt, wie Dan Buettner und Sam Skemp in ihrem Artikel über die „Blauen Zonen“ beschreiben: „Okinawaner nehmen sich täglich einige Momente, um ihrer Vorfahren zu gedenken; Adventisten beten; Ikarier machen ein Nickerchen; Sarden genießen eine Happy Hour.“
Schwester Bao malt neben dem Gebet Kolibris und Blumen. Ihre Hand ist nicht mehr so ruhig wie früher, doch das stört sie nicht – das Malen hebt ihre Stimmung und bereitet Freude, insbesondere wenn sie ihre Werke verschenkt. „Manchmal brauchen die Leute einfach etwas Aufmunterung“, sagt sie, und sie segnet gerne die Klostermitarbeiter. „Sie kümmern sich gut um uns, und wir sind sehr dankbar.“

Krankheiten lassen sich nicht immer vermeiden

Hundertjährige gelten oft als Modelle für gutes Altern, da sie Krankheiten hinauszögern oder sogar vermeiden können. Innerhalb dieser Gruppe gibt es solche, die seit Jahren gesundheitliche Probleme haben, während andere nahezu frei von Krankheiten bleiben.
Forscher kategorisieren die Hundertjährigen in drei Gruppen:
  • Escapers (Entkommene): etwa 15 Prozent – Sie zeigen im Alter von 100 Jahren keine Anzeichen von Krankheiten.
  • Survivors (Überlebende): etwa 42 Prozent – Sie waren bereits vor dem Erreichen des 80. Lebensjahres erkrankt.
  • Delayers (Verzögerer): etwa 43 Prozent – Sie hatten bis zum Erreichen des 80. Lebensjahres oder darüber hinaus keine altersbedingten Krankheiten.
Sue Wright leidet an einer Nierenerkrankung und hat Schwierigkeiten, ausreichend Wasser zu trinken. Sie hat etwas Gewicht verloren und erklärte, dass sie zwar gerne 100 Jahre alt werden würde, jedoch im Falle einer Verschlechterung ihres Zustands keine Dialysebehandlungen in Anspruch nehmen möchte.
Schwester Bao zog vor zwei Jahren aus dem unabhängigen Flügel ihres Klosters in die Nähe der Krankenstation – nicht wegen einer Krankheit, sondern aus Vorsicht. Als älteste Bewohnerin hielt sie diesen Schritt für sinnvoll, obwohl eine Klosterverwalterin betonte, dass Bao die gesündeste der Bewohnerinnen sei.
Trotz des schnellen Anstiegs der Zahl der Hundertjährigen bleibt das Erreichen von 100 Jahren selten. In den USA liegt die Quote bei etwa 2,6 pro 10.000 Menschen – ein Anstieg gegenüber 2,1 im Jahr 2020 und 1,42 im Jahr 1980.
Schwester Bao sagt: „Tag für Tag ist Jesus immer derselbe für mich und gibt mir zusätzliche Hilfe.“ Jeden Morgen erinnert sie sich: „Ich bin dankbar, und heute wird ein guter Tag.“
 
Der Artikel erschien im Original bei theepochtimes.com unter dem Titel „9 Lessons From the Longest-Living Among Us“. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: (sm).

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