Fehde zwischen Trump und Powell
Goldpreis erreicht neues Allzeithoch – Anleger flüchten in sicheren Hafen
Am 22. April erreichte der Goldpreis mit über 3.424 US-Dollar je Feinunze einen historischen Höchststand. Die Entwicklung spiegelt das globale Misstrauen gegenüber politischen Risiken, steigender Inflation und Währungsinstabilitäten wider – Anleger setzen zunehmend auf das Edelmetall als sicheren Hafen.

Goldpreis auf Rekordhoch. (Symbolbild)
Foto: Uli Deck/dpa/dpa-tmn
Am Dienstag, 22. April, hat der internationale Goldpreis um etwa 08:18 Uhr mit 3.424,39 USD je Feinunze kurzzeitig einen neuen Rekordwert erreicht. Zwar ist im weiteren Verlaufe des Tages eine gewisse Korrektur eingetreten, jedoch hielt sich kurz vor 19 Uhr Gold weiter stabil über der Marke von 3.360 US-Dollar.
Im Wochenvergleich ergibt sich ein Plus von etwas über 5 Prozent, seit Jahresbeginn hat das Edelmetall um etwa 30 Prozent an Wert zugelegt. Verglichen mit dem Goldpreis vor zehn Jahren bewegt sich das derzeitige Niveau knapp 185 Prozent über dem damaligen. Für eine Anlageklasse, die lange Zeit vor allem für Preisstabilität bekannt war, stellt dies eine signifikante Aufwärtsentwicklung dar.
Ausbruch beim Goldpreis seit Ende 2023
Historisch hatte es ähnlich steile kurzfristige Ausschläge zuvor Ende der 1970er-Jahre gegeben – die wie heute von massiven geopolitischen Unsicherheiten geprägt waren. Damals stieg der Preis für die Feinunze von 218,60 US-Dollar zu Beginn des Jahres 1979 auf 684 US-Dollar am 15. Januar 1980.
Zwischen 1982 und 2002 bewegte er sich stabil im Korridor zwischen 250 und knapp 500 US-Dollar, ehe er im Weltfinanzkrisenjahr 2009 erstmals die 1.000er-Marke überschritt. Im Korridor zwischen 1.000 und 2.000 US-Dollar blieb der Goldpreis während der 2010er, der derzeitige Ausbruch bis über 3.000 US-Dollar begann gegen Ende des Jahres 2023.
Das Marktumfeld, das eine solche Bewegung begünstigt, ist gekennzeichnet von anhaltenden bewaffneten Konflikten in der Ukraine und in Nahost. Dazu kommen Spannungen rund um Taiwan und eine stärkere Konfrontation zwischen den Großmächten USA und China. Dies alles stärkt die Attraktivität eines „sicheren Hafens“ – und Gold hat sich dieses Image in all den Jahrzehnten erfolgreich bewahrt.
Konflikt zwischen Trump und Powell offen ausgetragen
Ein wesentlicher Faktor, der den Goldpreis kurzfristig treibt, ist die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Der eskalierende Zollkonflikt mit China und die Unsicherheit bezüglich der Ergebnisse der Verhandlungen mit mehr als 75 Ländern über neue Wege des bilateralen Handels stärken ebenfalls Gold als Anlage. Sollte es auch nur mit Blick auf eine signifikante Anzahl an Staaten zu keiner Einigung kommen, steht die Gefahr steigender Preise im Raum.
Die US-Notenbank (Fed) sperrt sich aus diesem Grund gegen weitere Zinsschritte nach unten – was den Unmut des Präsidenten auslöst. Fed-Chef Jerome Powell hat öffentlich Kritik an dessen Zollpolitik geübt – Trump bezeichnete ihn auf Truth Social als „Loser“. Die Fehde hat Spekulationen über eine mögliche Abberufung Powells ausgelöst.
Eine solche ist wenig wahrscheinlich. Laut Federal Reserve Act (§ 242, 12 U.S.C. 242) kann der Präsident ein Mitglied des Board of Governors einschließlich des Vorsitzenden nur „for cause“, also aus wichtigem Grund, abberufen. Als solcher gelten unter anderem Ineffizienz, Pflichtverletzung oder Amtsmissbrauch. Politische oder strategische Auffassungsunterschiede zählen jedoch explizit nicht dazu.
Er habe „nicht die Absicht“, Powell zu entlassen, sagte Trump am Dienstag. „Ich würde es gerne sehen, wenn er etwas aktiver wäre hinsichtlich seiner Idee, die Zinssätze zu senken“, fügte der US-Präsident hinzu. Derzeit sei „der perfekte Zeitpunkt“ dafür. „Wenn er es nicht tut, ist das das Ende? Nein.“
Goldpreis Ende des Jahres bei 2.000 US-Dollar – oder 2030 bei 7.000?
Dennoch machte sich angesichts der Unstimmigkeiten an den Börsen Nervosität breit. Trotz Zugewinnen am Dienstag bleibt der Leitindex Dow Jones weiter unter der 40.000-Punkte-Marke – und im Wochenvergleich um 4,2 Prozent im Minus.
Was die perspektivische Entwicklung des Goldpreises anbelangt, gehen die Einschätzungen der Investmentbanken und Ratingagenturen uneinheitlich. Fitch Ratings rechnet für den weiteren Verlauf des Jahres mit einem Rückgang auf etwa 2.000 US-Dollar infolge von Gewinnmitnahmen und nachlassender Zentralbanknachfrage. Die Langfristprognose von Atlantic House geht hingegen von einem Goldpreis von mehr als 7.000 bis 2030 aus. Gründe dafür sind dessen langfristige Inflationserwartung und niedrige Realzinsen.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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