Paradigmenwechsel: Forscher sieht vegane Wende – Bauern müssen reagieren

Was Tesla für die Autobranche ist, sind vegane Lebensmittel für die Nahrungsmittelindustrie. Das sagt ein Wirtschaftsethiker der Uni Vechta - und rät Landwirten, sich auf die Veränderungen einzustellen.
Titelbild
Vegan.Foto: iStock
Epoch Times9. November 2019

Die Land- und Ernährungswirtschaft steht aus der Sicht des Wirtschaftsethikers Nick Lin-Hi von der Universität Vechta vor einem Paradigmenwechsel: Vegane Lebensmittel werden in den nächsten Jahren keine Nischenprodukte mehr sein, sondern Milch, Fleisch und Eiern ernsthaft Konkurrenz machen.

Die Bauern müssten sich darauf einstellen, sagte Lin-Hi der Deutschen Presse-Agentur. Noch hätten sie Zeit, Initiative zu ergreifen.

Frage: Sie vergleichen die Lage der Ernährungsbranche gerne mit der Autoindustrie – warum?

Lin-Hi: Weil auch hier neue Akteure auf den Markt kommen, welche die Industrie schnell auf den Kopf stellen werden – das ist das Tesla-Phänomen. Bis 2013 haben in der Autobranche diesen Elektroautohersteller auch viele belächelt. Aber inzwischen wissen wir: Tesla ist der Akteur, der den Markt gedreht hat. Autohersteller versuchen, ihre Elektrooffensive zu machen, hinken aber zeitlich extrem hinterher. In der Ernährungsbranche sind es vegane Produkte, die in kürzester Zeit zu einer ernsthaften Alternative für Fleisch und Milch werden dürften.

Frage: Aber noch sind es Nischenangebote für eine Minderheit.

Lin-Hi: Wir sind gerade in einem perfekten Sturm, der dazu führt, dass sich Ernährung grundsätzlich ändern wird. Ein Vorbote ist der Hype um „Beyond Meat“, den Anbieter veganer Burger aus den USA. Hierdurch fließen jetzt Milliarden von Dollar in die Entwicklung von alternativen Nahrungsmitteln. Das gab es in der Form noch nie. Oder nehmen Sie ein anderes US-amerikanisches Unternehmen, „Perfect Day“, das vegane Milchprodukte wie etwa Eis anbietet. Das Produkt ist ziemlich gut. Alternative Produkte haben das Potenzial, bei Geschmack, Nährstoffgehalt und sogar Preis konventionelle Produkte zu übertreffen.

Frage: Und die Verbraucher wollen das auch?

Lin-Hi: Wir haben einen „grünen Rutsch“ in der Gesellschaft, die Menschen fangen an, anders einzukaufen. Auch, weil die alternativen Produkte nicht mehr in der hintersten Ecke des Supermarktes versteckt sind. Heute liegt der vegane Burger direkt neben der klassischen Schweinsbratwurst. Und die Klimadebatte wird auch bei der Kaufentscheidung im Supermarkt eine Rolle spielen, immerhin steht die Nahrungsmittelindustrie für ungefähr ein Drittel der menschengemachten Klimaemissionen.

Frage: Welche Perspektiven haben denn die Landwirte noch, die tierische Lebensmittel erzeugen?

Lin-Hi: Die Landwirte müssen radikal umdenken. Wir haben noch ein Zeitfenster, in dem die Branche am Wandel mitwirken kann. Aber die industrielle Landwirtschaft wird schrumpfen, davon bin ich überzeugt. Wachstum wird es dort nicht mehr geben. Wer kann, sollte die natürliche Produktion in den Mittelpunkt stellen und das Ganze mit Nachhaltigkeit, Transparenz, und vielleicht auch mit Tourismus verbinden. Die Leute wollen die glückliche Kuh auf der Weide sehen oder das glückliche Schwein. Das ist aber sicherlich keine Lösung für alle.

Frage: Und die, die nicht in diese Nische kommen, die müssen sich was völlig anderes überlegen?

Lin-Hi: Korrekt! Bauern sollten sich über ihren zentralen Vermögenswert, nämlich Land, Gedanken machen. Aktuell sind die Bodenpreise hoch attraktiv, man könnte verkaufen. Oder bieten Sie Land als CO2-Ausgleichsflächen an und tun so etwas für die Zukunft der Enkelkinder. Die Landwirte können auch genossenschaftlich organisiert in neue Geschäftsfelder investieren – wer sagt denn, dass die In-Vitro-Fleischfabrik in Israel stehen muss oder in den Niederlanden? Da haben wir in Deutschland noch Nachholbedarf.

ZUR PERSON: Nick Lin-Hi (39) hat 1999 sein Abitur in Hildesheim gemacht, studierte in Eichstätt-Ingolstadt Betriebswirtschaftslehre, promovierte 2008 an der Handelshochschule in Leipzig und habilitierte sich 2015 an der Universität Mannheim. Seit August 2016 ist er Inhaber der Professur für Wirtschaft und Ethik an der Universität Vechta. (dpa)

Buchempfehlung des Verlags der Epoch Times:

Die Umweltbewegung hat mit sensationeller Rhetorik den aufrichtigen Wunsch der Menschen benutzt, die Umwelt zu schützen – um eine globale politische Bewegung zu schaffen. Dabei wurde der Umweltschutz für manche zu einer Pseudoreligion, ins Extrem getrieben und politisiert.

Ein Buch für alle, denen das Schicksal der Welt am Herzen liegt: „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ – Das Kapitel 16 beinhaltet das Thema „Öko“ und trägt den Titel: „Pseudoreligion Ökologismus – Der Kommunismus hinter dem Umweltschutz“. Foto: Epoch Times

Was viele jedoch nicht erkennen, ist, wie die Kommunisten den Ökologismus benutzen, um sich als moralisch überlegen darzustellen und ihre eigene Agenda voranzutreiben. Auf diese Weise wird der Umweltschutz in hohem Maße politisiert, ins Extrem getrieben und sogar zu einer Pseudoreligion – aber ohne die traditionellen moralischen Grundlagen. Irreführende Propaganda und verschiedene politische Zwangsmaßnahmen gewinnen die Oberhand, wobei sie das Umweltbewusstsein in eine Art „Kommunismus light“ verwandeln.

ISBN Band 1: 978-3-9810462-1-2, Band 2: 978-3-9810462-2-9, Band 3: 978-3-9810462-3-6. Einzeln kostet jeder Band 19,90 Euro (zzgl. 2,70 Euro Versandkosten), alle drei Bände gemeinsam sind im Moment noch zum Sonderpreis von 45,00 Euro (zzgl. 5,50 Euro Versandkosten) zu erwerben. Das Buch hat insgesamt 1008 Seiten und über 1200 Stichworte im Indexverzeichnis.

Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder – falls vergriffen – direkt beim Verlag der Epoch Times Phone: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion