Die Gründungsfeier der chinesischen kommunistischen Partei sprach Gewalt und falschen Stolz an

Titelbild
Peking am 1. Oktober 2009, dem chinesischen Nationalfeiertag: Der chinesische Präsident Hu Jintao nimmt die Militärparade ab (2. Regierungswagen von links). (AFP/AFP/Getty Images)
Von 25. Oktober 2009

Die Größe der Show war beispiellos, aber das Thema war dasselbe und ist immer dasselbe gewesen: China geht es unter der Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) besser und das chinesische Volk ist sehr glücklich damit. Zumindest ist das die Botschaft, von der die KPCh will, dass der Rest der Welt sie glaubt.

Jedoch ist das nicht die einzige Bedeutung und Funktion dieser Parade, zumindest nicht für die Chinesen.

Einen Führer einführen

Chinas Politik ist für Leute im Westen manchmal verwirrend. Wer ist der wirkliche Führer Chinas? Ein Beispiel: Als Hu Yaobang Generalsekretär der KPCh war und Zhao Ziyang Premierminister, könnte man angenommen haben, dass sie die obersten Führer Chinas waren. Aber das wäre ein Irrtum gewesen. Der wirkliche Führer war Deng Xiaoping, zu der Zeit der Vorsitzende der Militär-Hauptkommission. Man konnte sagen, dass er der Führer war, weil er derjenige war, der die Miliz in der Parade vor zwei Jahrzehnten abnahm.

Als dann Zhao Ziyang als Generalsekretär der KPCh eine tolerantere Weise des Umgangs mit der Pro-Demokratie-Studentenbewegung von 1989 einschlagen wollte, hielten acht chinesische Veteranenführer, unter ihnen Deng Xiaoping, eine Sitzung ab, in der sie bestimmten, dass Zhao von seinem Posten entfernt werden sollte. Jene acht so genannten pensionierten Führer waren zu der Zeit noch nicht einmal Mitglieder des Zentralausschusses.

Der 1. Oktober dieses Jahres war für das Staatsoberhaupt Hu Jintao, der auch Generalsekretär der KPCh ist, ein Tag von größter Wichtigkeit. Er ist nun in seinen gegenwärtigen Posten seit fast sechs Jahren und hatte immer im Schatten seines starken und exhibitionistischen Vorgängers Jiang Zemin gelebt.

Hu hat nur wenige Änderungen an der Politik von Jiang vorgenommen. Er hat nur die Internetzensur und die Unterdrückung des Volkes verstärkt. Hu brauchte dringend eine Schau, die seine feste Etablierung als oberster Führer des heutigen Chinas symbolisiert. Und er bekam sie. Er allein nahm die Miliz ab, und sein Bildnis wurde zum ersten Mal zusammen mit den vorherigen obersten Führern von Mao Tse-tung, Deng Xiaoping, und Jiang Zemin aufgehängt.

Die Tatsache, dass Jiang bei fast jeder anderen Gelegenheit der Feier mit ihm an zweiter Stelle erschien, brachte unvermeidlich wieder die Frage auf: Wer ist nun der wirkliche Führer?

Angst einflößen

Militärparaden einer Größenordnung wie die vom 1. Oktober sind häufig in Ländern wie dem kommunistischen China, der ehemaligen Sowjetunion und Nordkorea zu sehen gewesen. Man kann sich fragen, ob das Motiv zur Durchführung dieser Demonstrationen von Solidarität und militärischer Kraft einen Mangel an Vertrauen oder die Unsicherheit seitens des Regimes widerspiegelt.

Aber da ist mehr. Ein chinesischer Student, der auf die Feier und die Parade sehr stolz ist, stellte fest, dass der Westen sich in Acht nehmen muss, wenn er sich heutzutage mit China befasst, weil China das Militär und die Atomkraft hat, um ihn nötigenfalls zu vernichten.

Das Regime der KPCh hat bei den Chinesen für lange Zeit den Glauben gepflegt, dass der freie Westen der schlimmste Feind für China sei und auf der Tagesordnung der KPCh das grundlegende Hindernis ist. Deshalb muss nach dieser Denkweise China bereit und willens sein, wenn notwendig, sich mit dem Westen anzulegen. Und jedes Mal, wenn China ein kleines bisschen stärker wird, sollte es das den Westen fühlen lassen. Dem Westen kann dann genügend Angst eingejagt worden sein, damit er nicht mehr Chinas innere Angelegenheiten wie die Menschenrechtsübertretungen des Regimes aufrührt.

Also, wenn die KPCh dem Pentagon schon keine Angst eingejagt hat, so haben sie es zumindest geschafft, die US-amerikanische Regierung einzuschüchtern und zu manipulieren. Als die US-amerikanische Außenministerin China besuchte, war es das erste Mal in der Geschichte, dass sich ein US-amerikanischer Außenminister dafür entschuldigte, mit dem Regime der KPCh die Menschenrechte zu besprechen.

Es gibt viele Chinesen, die nicht glauben, dass der Westen Chinas Feind ist. Sie sind für die KPCh normalerweise die potenziellen Dissidenten und Unruhestifter. Die Parade ging auch an ihre Adresse. Sie demonstrierte, wie einer zerquetscht werden kann, sollte er einmal zum Feind der Partei erklärt werden.

In China verteidigt nicht das Volk die KPCh, sondern das Militär, bewaffnete Polizei und bewaffnete Bürger. 1989 bewies die Armee ihre Loyalität, als sie Panzer und Maschinengewehre einsetzte, um die Pro-Demokratie-Studenten niederzuschlagen. Seit 1999 haben sich die Sicherheitskräfte an einer jetzt zehn Jahre dauernden Kampagne beteiligt, die die Falun Gong-Anhänger verfolgt.

Die große Parade am 1. Oktober soll Angst in die Eingeweide und das Herz und das Bewusstsein eines jeden Chinesen einflößen. Die KPCh weiß, dass ihre Propaganda ohne Angst nicht wirken wird.

Falschen Stolz bekräftigen

Millionen und Abermillionen von Chinesen kämpften unter Einsatz ihres Lebens für Demokratie und Freiheit, die die KPCh versprach, als sie sie rekrutierte. Als Mao die Geburt der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 erklärte, und bekannt gab, dass das chinesische Volk aufgestanden war, flossen den Chinesen Tränen der Erleichterung, der Freude und des Stolzes.

In den letzten 60 Jahren, nach zahlreichen politischen Kampagnen und Verfolgungen, hat das chinesische Volk den Glauben gewonnen, dass es unmöglich ist, der KPCh die Herrschaft zu entziehen, egal was die Partei dem Volk und der Nation antut. Unmöglich, Parteikader oder Staatsbeamte mit einer Person, einer Stimme zu wählen. Unmöglich, die Parteibeamten mit den Gesetzen zu lenken. Es ist sogar unmöglich, das wahre Einkommen und Vermögen der Beamten öffentlich bekannt zu geben. Auf einen Nenner gebracht, das chinesische Volk hat eine angelernte Hoffnungslosigkeit entwickelt.

Inzwischen ist das chinesische Volk ständiger Zeuge davon, was mit denjenigen geschieht, die immer noch ihre Rechte und religiöse oder politische Freiheit verteidigen wollen: sie können aus der Gesellschaft vertrieben werden, finanziell ruiniert, gefoltert und getötet werden.

Nach chinesischen Menschenrechtsverfechtern hat sich die Internetkontrolle verschärft, um die Intensität zu registrieren; politische Dissidenten und andere Protestierende sind entfernt oder verhaftet worden; insbesondere Falun Gong-Praktizierende wurden im ganzen Land vor dem Nationalfeiertag wieder heimlich aus ihren Häusern entfernt, um Folter und willkürlicher Verurteilung unterworfen zu werden.

Die Chinesen fürchten, ebenfalls solch ein Schicksal zu erleiden; der Instinkt und Wunsch zu überleben hat jeden Traum von Freiheit und Demokratie niedergetrampelt.

Wie alle anderen in der Welt, lieben Chinesen Frieden und Freiheit. Wie alle anderen in der Welt verstehen sie Demokratie und sind in der Lage, sie einzuführen. Sie haben über Generationen hinweg dafür gekämpft und ihr Leben geopfert.

Aber nach 60 Jahren des Versuchens und Scheiterns haben sie gelernt, um Frieden zu erfahren, haben sie nur die Wahl, still zu halten und der Partei gehorsam zu sein. Wenn Sie eine Art Sicherheit und Freiheit wollen, müssen Sie sich der KPCh anschließen und Teil von ihr werden. Wenn man glücklich sein und gedeihen will, sollte man sich dazu bringen, die Partei zu lieben und aktiv an den Tätigkeiten der Partei teilzunehmen, und helfen, die Politik der Partei durchzuführen.

Als diese Leute sich die Feier ansahen, fühlten sie sich aufrichtig stolz und aufgeregt. Die ganze Angst und Hoffnungslosigkeit war ins Unbewusste verdrängt.

Die Zurschaustellung der Macht in dieser Feier verstärkt die Angst, verletzt zu werden („Siehst du, welchen Ärger du dir einhandeln kannst?“), verstärkt den Sinn nach Sicherheit („Ich freue mich, dass ich kein Falun Gong-Anhänger oder Hauskirchenmitglied oder politischer Dissident bin, ich bin sicher“), und verstärkt das emotionale Band und die Identifizierung mit dem Täter („oh, ich liebe die Partei, ich bin sehr stolz darauf, ein Teil von ihr zu sein.“).

Seit 60 Jahren hat die KPCh alles das in das Bewusstsein, in das Herz und in die Eingeweide des chinesischen Volkes tief eingepflanzt und eine Nation geschaffen, die unter dem Stockholm-Syndrom* leidet. Und am 1. Oktober ließ die Partei jeden auf die Straße herauskommen und zu der Melodie marschieren, die sie spielt.

Originalartikel auf Englisch: Stockholm Syndrome on Parade in Beijing

* Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihnen kooperiert.

 

 



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