Zweifel am westlichen Einfluss auf Irans Atompläne

Um den Ambitionen von Teheran Einhalt zu gebieten, braucht es eine gemeinsam getragene internationale Haltung
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Irans Nuklear Chef Ali Akbar Salehi in Teheran. Was sind die Absichten der iranischen Regierung?Foto: Atta Kenare/AFP/Getty Images
Von 23. März 2010

In den letzten Wochen, als der Iran bei seinem heiklen Uran-Anreicherungsprogramm wieder einen höheren Entwicklungsstand erreichte, und die Beobachter außer Landes wachsende Ängste äußerten, dass es seine Anstrengungen intensiviert hatte, um einen Atomsprengkopf zu entwickeln, tauchten zum ersten Mal Berichte über eine Nuklear-Connection zwischen Nordkorea und Iran auf. Inzwischen hat die Opposition innerhalb des Sicherheitsrates gegen harte Sanktionen für eine weitere Unklarheit gesorgt: Ob denn die nuklearen Bestrebungen von Teheran überhaupt noch kontrolliert werden können.

Im Februar gab der Iran bekannt, dass er begonnen hatte, Uran auf 19,75 Prozent anzureichern, was einen bedeutenden Schritt näher an das 80 bis 90-Prozent-Niveau herangerückt ist, das für Kernwaffen verwendet wird. Das ist ein großer Sprung über das in Kernkraftwerken verwendete 3,5-Prozent-Anreicherungsniveau hinaus, an das man sich vorher gehalten hatte.

Die Anreicherung konzentriert die sich leicht spaltenden Atome des Urans, die sonst nur 0,07 Prozent des natürlichen Urans umfassen, um diese angereicherten Materialien zu produzieren. Aber wie bei Zinseszinsen, mit je mehr man anfängt – hier, je höher das Anreicherungsniveau des Ausgangsbrennstoffes ist – umso schneller gelangt man an sein Ziel. Sobald angereichertes Material von 3,5 Prozent als Ausgangsbrennstoff verwendet wird, fängt das zusätzliche Anreicherungsverfahren an, schneller zu werden, und wird noch schneller, wenn der Ausgangsbrennstoff 19,75 Prozent hat. Das erlaubt schnell eine Produktion von Material, das zur Herstellung von Bomben taugt.

Obwohl die Menge von Uran, das der Iran zu 19,75 Prozent angereichert hat, im Moment unbedeutend ist, hat Teheran jetzt der Welt demonstriert, dass es die zu Grunde liegende Technologie gemeistert hat, um Uran auf jedes gewünschte Niveau anzuheben.

Der iranische Forschungsreaktor

Iranische Beamte behaupten, dass das Land das auf 19,75 Prozent angereicherte Material brauche, um dem Forschungsreaktor von Teheran Brennstoff zu liefern, der verwendet werde, um medizinische Isotope zu erzeugen. Aber Teheran hat Pläne bekannt gegeben, seinen kompletten Vorrat an 3,5-Prozent-Material auf das 19,75-Prozent-Niveau anzureichern – mehr als 2.000 Kilogramm. Der Plan weckt Argwohn, weil das viel mehr ist, als für den Reaktor in den nächsten mehreren Jahren tatsächlich erforderlich sein könnte, was den Iran mit einem Überschuss an 19,75-Prozent-Material versorgen würde, das schnell aufbereitet werden könnte, um für mindestens eine Kernwaffe brauchbar zu sein. Der Iran erhielt das Design eines hoch angereicherten Uran-Atomsprengkopfs wahrscheinlich von dem pakistanischen Kernwissenschaftler A.Q. Khan, der die Notwendigkeit eines Nukleartests abwenden konnte.

Die zusätzliche Arbeit, um aus dem angereicherten Uran von 19,75 Prozent, das der Iran jetzt herstellt, Material zu produzieren, das zum Bau einer Bombe taugt, kann in einer sehr kleinen Anlage durchgeführt werden, die der Entdeckung durch Überwachungsgeräte der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) und ausländischen Geheimdiensten leicht entgehen könnte. Gegen Ende 2009 offenbarte der Iran die Existenz einer beträchtlich größeren Anreicherungsanlage in Qom, die mehrere Jahre unentdeckt geblieben war. Und er hat Planungen bekannt gegeben, noch zehn weitere Werke an bis jetzt geheim gehaltenen Orten zu bauen.

Zu den bisherigen Verdachtsmomenten kommt hinzu, dass nicht bekannt ist, ob der Iran die Technologie besitzt, um die Endbrennstoffelemente für den Forschungsreaktor von Teheran zu verfertigen, die anspruchsvollen Sicherheitsspezifizierungen entsprechen muss. Heute haben nur Frankreich, Argentinien und Chile Brennstofffertigungsanlagen, die solche Brennelemente produzieren können. Teheran hat ein von der IAEA vermitteltes Angebot des Westens ausgeschlagen, das ermöglicht hätte, dass es sein auf 3,5 Prozent angereichertes Material für die weitere Anreicherung nach Russland verlädt und dann weiter nach Frankreich, um dort daraus die Brennstoffelemente zu fertigen. Wenn Teheran wirklich dringend medizinische Isotope produzieren muss und das nicht einfach als Argument verwendet, um die weitere Anreicherung von Uran zu rechtfertigen, hätte man annehmen müssen, dass die iranischen Beamten das Angebot ernsthafter verfolgt hätten.

Im Laufe dieser Ereignisse schienen die IAEA und die Vereinigten Staaten zunehmend besorgt, dass der Iran weiterhin am Design eines Atomsprengkopfs arbeite, eine Ansicht, die schon lange von mehreren westeuropäischen Ländern und Israel gehegt wurde. In Abweichung von den vorsichtigeren Äußerungen seines Vorgängers stellte Yukiya Amano, der neue Generaldirektor der IAEA, im Februar fest, dass das iranische Atomprogramm „Anlass zur Sorge gibt über die mögliche Existenz von vergangenen oder gegenwärtigen geheim gehaltenen Tätigkeiten im Iran im Zusammenhang mit der Entwicklung einer Kernnutzlast für eine Rakete.“ In Washington stellten Pressemeldungen fest, dass Beamte der Regierung Obama eine Mitte 2007 geäußerte Einschätzung durch den US-amerikanischen Nachrichtendienst revidierten, die besagt hatte, dass diese Aktivitäten gegen Ende 2003 auf Eis gelegt waren. Jetzt werde vermutet, dass sie weitergehen.

Absicht: Kernwaffen

Was sind die Absichten der iranischen Regierung? Mit jedem weiteren Monat rückt für sie ein nukleares Waffenarsenal näher und sie festigt ihre Macht trotz der Unruhen nach den Wahlen im letzten Juni. Es ist kaum vorstellbar, dass Teheran seine Bestrebungen kurz vor dem Erwerb von Kernwaffen zügeln wird. Die neue politische Unterstützung von Brasilien, Libanon und Venezuela, zwar alle vorsichtig wegen des Drucks des Westens, kann den Iran in dem Glauben wiegen, dass er jede Sanktion abschmettern kann, die die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten bringen könnten.

Bei dem Versuch, eine Reihe wirksamer neuer Sanktionen durchzuführen, mit denen Teheran unter Druck gesetzt werden soll, wird die Obama Regierung von iranischen Revolutionsgarden geführte Unternehmen ins Visier nehmen, von denen gesagt wird, dass sie das Atomprogramm des Landes voran treiben und vielleicht auch die iranische Zentralbank. Aber zu harte Sanktionen könnten die iranische Wirtschaft als Ganzes treffen und potenziell eine Gegenbewegung verursachen, die die Ahmadinejad Regierung und ihre offenbaren Sehnsüchte für einen Atom-bewaffneten Iran stützen könnte. Die russische und chinesische Unterstützung für wirkungsvolle Sanktionen könnte auch über Voraussetzungen des Sicherheitsrats untergraben werden. Der erste Schritt wäre, Irans Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, das ihre Führer als Gefährdung einschätzen.

Um ein außer Kontrolle geratenes Atomprogramm zu beenden, muss die internationale Gemeinschaft mit beiden Füßen auf das Bremspedal steigen. So engagiert wie die Obama Regierung bei diesem Versuch auch sein kann, ohne breitere internationale Unterstützung ist es schwer, mit Zuversicht auf ihre Erfolgschancen zu schauen.

Leonard S. Spector ist der stellvertretende Direktor des Monterey Institute’s James Martin Center für Studien zur Nichtweitergabe von Atomwaffen und leitet deren Büro in Washington, D.C. Mit der Erlaubnis von YaleGlobal Online. Copyright © 2010, Yale Center for the Study of Globalization, Yale University.

Originalartikel auf Englisch: Can Iran’s Accelerating Nuclear Program Be Stopped?

 

 



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