Milchpulver-Berichte in China während der Olympischen Spiele verboten

Kürzlich brachte der Redakteur einer Wochenzeitung in China ans Tageslicht, dass China wegen seiner Nachrichtenblockade seine Chance verpasst habe, die Gesundheitsbelastung und die Verluste an Menschenleben in seiner Bevölkerung zu vermindern, weil es die Wahrheit nicht zwei Monate zuvor veröffentlichte.
Titelbild
Molkereibetrieb in Chengdu in der Provinz Sichuan, China. 22 von 109 Milchproduktfirmen im ganzen Land bestanden die Prüfungen nicht, die von der Generalverwaltung für Qualitätskontrolle, Inspektion und Quarantäne durchgeführt wurden. (China Photos/Getty Images)
Von 26. September 2008

Nach den jüngsten Berichten über den weit verbreiteten Verzehr von verunreinigtem Milchpulver in China schlossen sich Angestellte einer chinesischen Zeitung der wachsenden Anzahl kritischer Stimmen innerhalb Chinas und im Ausland an, die die chinesischen Behörden verdächtigen, wegen der Olympischen Spiele in Peking bis September Informationen über die verdorbenen Produkte zurückgehalten zu haben.

Ende Juli erhielten die chinesischen Medien Informationen, dass die Möglichkeit bestand, dass Sanlu Milchpulver Nierensteine bei Kleinkindern hervorrufen könne. Während der Olympischen Spiele verbot die zentrale Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) – eine interne Dienststelle für die Durchführung der Medienzensur – alle Berichte, die mit verunreinigten Produkten zu tun hatten. Dies führte dazu, dass die Medienrecherchen über verdorbenes Milchpulver eingestellt wurden.

Kürzlich brachte ein Redakteur von „Der Süden wöchentlich“, einer Wochenzeitung mit Sitz in Guangzhou, China, in seinen Online-Redaktionsnotizen ans Tageslicht, dass China wegen der Nachrichtenblockade seine Chance verpasst habe, die Gesundheitsbelastung und die Verluste an Menschenleben in seiner Bevölkerung zu vermindern, indem es die Wahrheit nicht zwei Monate zuvor veröffentlichte.

Schon Anfang Juli habe He Feng, ein Reporter von „Der Süden wöchentlich“, Informationen erhalten, dass die verdorbenen Milchpulver von Sanlu hinter einem Ausbruch von Nierensteinen in Kleinkindern stecken würden. Damals waren mehr als 20 Babys in das Tongji Krankenhaus in der Stadt Wuhan, Provinz Hubei, eingeliefert worden. Als der Reporter das Krankenhaus besuchte, um diesen Informationen nachzugehen, fand er heraus, dass die Ärzte dort bereits einen Verdacht auf Sanlu Milchpulver hatten und die Angehörigen der gesundheitlich angeschlagenen Kinder anwiesen, dieses Produkt nicht zu verwenden.

Doch mit dem Verbot der Medienberichte über verunreinigte Produkte wurde der Bericht bis zum Ende der Olympischen Spiele zurückgehalten. „Ich sorgte mich“, bemerkte der Redakteur von „Der Süden wöchentlich“. „Ich erkannte, dass es ein riesiges öffentliches Hygienedesaster war und fühlte mich äußerst schuldig und frustriert“. Er fügte hinzu, dass er sein Bestes versucht hatte, um Freunde mit Kleinkindern zu warnen, nicht dieses Milchpulver zu verwenden.

Erneute Nachforschungen

Nach den Spielen nahm die Zeitung die Nachforschungen wieder auf. He Feng fuhr in die Provinzen Hubei, Hunan und Guangdong und nahm Kontakt mit Dutzenden von Eltern auf, tätigte Telefonanrufe mit Krankenhäusern in anderen Regionen Chinas. Am Ende bestätigten seine Berichte, dass die Nierensteine bei Kleinkindern mit dem verunreinigten Sanlu Milchpulver in Zusammenhang standen.

Während der Recherchen von „Der Süden wöchentlich“ verlangten viele Eltern Gerechtigkeit für ihre betroffenen Kinder und einige Ärzte wollten Beweise aus erster Hand an den Reporter liefern.

Am 13. September wurde diese jüngste Nachforschung aus unbekannten Gründen angehalten. Möglicherweise auf Grund von anderen Berichten in der „Orientalischen Morgenpost“ und in Gansu-Medien über die Verseuchung gab die Sanlu Gruppe in der gleichen Nacht schließlich das Problem mit dem verdorbenen Milchpulver zu und verkündete einen öffentlichen Rückruf. Am nächsten Tag veröffentlichte „Der Süden wöchentlich“ auf seinen Webseiten und „Südliche Hauptstadt täglich“ seinen Artikel mit dem Titel „Nierensteine bei Kleinkindern, schwieriger Weg den Killer zu finden“.

Bei den anfänglichen Recherchen von „Der Süden wöchentlich“ zwischen Juni und Juli 2008 wurden alle verdächtigen Milchpulver an die örtliche und nationale Verwaltungsabteilung für Qualitätskontrolle, Inspektion und Quarantäne (AQSIQ) zur Untersuchung geschickt.

In dem Bericht heißt es auch, dass einige Ärzte ihre Vorgesetzten darauf hinwiesen, dass das Nierensteinproblem bei Babys explodieren würde, doch das Gesundheitsministerium führte keine maßgebliche Untersuchung durch. Das chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und Vorsorge führte weder epidemiologische Studien noch weitere Untersuchungen durch.

In der Zwischenzeit wurde der Sanlu Gruppe der Vorwurf gemacht, sie nutze ihre starke wirtschaftliche Macht aus, um die Wahrheit zu vertuschen und Medienuntersuchungen zu unterbinden, die schließlich nach den Pekinger Spielen auftauchten. Außerdem tauchten unbelegte Berichte auf, die behaupteten, dass die zentrale Propagandaabteilung eine Anordnung an alle Zeitungen herausgegeben habe, in Zukunft bei Meldungen über den Sanlu-Fall nur die Berichte der staatlich gelenkten Xinhua Agentur zu verwenden.



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