“Unsere Haustiere stellen keine moralischen Ansprüche”

Der britische Philosoph Roger Scruton verriet uns im Interview, warum für ihn mit der sexuellen Befreiung viele Probleme für die Gesellschaft geschaffen wurden, weshalb aus seiner Sicht gleichgeschlechtliche Verbindungen nicht als Ehe bezeichnet werden können und warum in der Musik von Lady Gaga keine Schönheit zu finden ist.
Titelbild
Foto: zVg Roger Scruton
Epoch Times21. Juni 2010

Epoch Times: Bitte erzählen Sie unseren Lesern etwas über sich selbst.

Roger Scruton: Ich bin ein Autor und Philosoph mit einem besonderen Interesse an Kunst, Literatur und Musik. Ich neige zu konservativen Ansichten über Kultur und Gesellschaft. Ich habe eine Zeit lang an einer Universität unterrichtet, in den vergangenen 20 Jahren war ich jedoch selbstständig.

Epoch Times: Was ist Ihnen wichtig? Was berührt Sie?

Scruton: Musik, Literatur, Landschaften und das Leben auf dem Lande.

Epoch Times: Schönheit ist für Sie ein wichtiger Begriff. Sie haben sogar ein Buch mit dem Titel „Beauty“ geschrieben. Kann Schönheit gemessen werden oder liegt sie allein im Auge des Betrachters?

Scruton: Weder noch. Schönheit ist eine tatsächliche Eigenschaft der Welt, allerdings eine, die Menschen unterscheiden können, und die durch Beurteilung unterschieden werden kann.

Epoch Times: Lässt sich Schönheit in unserer heutigen Kunst überhaupt noch finden?

Scruton: Ja, aber nicht in der „offiziellen“ Kunst der postmodernen Kunstgalerien, oder in der Welt von Lady Gaga. Auch nicht in der Architektur der „Starchitekten“.

Epoch Times: Wie wichtig ist die Rolle von Kunst als Trostspender für die Menschen?

Scruton: Sehr wichtig, wie schon Plato erkannte. Wenn die Kunst verkommt und lärmend und selbstverliebt wird, verkommen auch die Menschen.

Epoch Times: Wenn wir über Trost sprechen: Wo kann man als Mensch des 21. Jahrhunderts diesen noch finden?

Scruton: In der Einsamkeit, der Aufopferung und Hingabe, und beim Gebet.

Epoch Times: Wenden wir uns einem anderen Thema zu: Sie sagten einmal in einer Rede, dass Sexualität in der heutigen Zeit als Konsumprodukt gesehen wird – wir wollen eher nehmen als geben und wertschätzen, wodurch die Sexualität degradiert wird. Wohin führt uns diese McSex-Mentalität?

Scruton: Sie führt dazu, dass Menschen für uns zu Objekten verkommen, und Sex zu einer bloßen sinnlichen Wahrnehmung. Dadurch verliert die Liebe ihre zentrale Stellung für unsere körperlichen Beziehungen. Der menschliche Körper wird zu einer Maschine und die Menschen selbst entkörperlicht.

Epoch Times: Sie haben einmal argumentiert, dass gleichgeschlechtliche Ehen nicht als Ehen betrachtet werden können, da sie grundlegend anders sind als das ursprüngliche Konzept der Ehe. Wie lässt sich ihr Konzept der Ehe beschreiben? Und welchen Zweck hat eine Ehe für Sie?

Scruton: Ich sehe die Ehe als einen Akt der Aufopferung, einer Abkehr von egoistischer Sexualität, um an einer gesegneten Verbindung teilzuhaben. Das hat eine Bedeutung für den Einzelnen – man verpflichtet sich zur lebenslangen und existentiellen Hingabe – und auch für die Gesellschaft – man gibt sich selbst hin in einem Prozess, in dem Kinder auf die Welt gebracht und aufgezogen werden. Aus diesem Grund behandeln wir die Ehe als ein Sakrament und nicht als einen Vertrag. Ein gleichgeschlechtlicher Bund kann für die an ihm Beteiligten wertvoll sein, aber vom gesellschaftlichen Blickwinkel aus betrachtet bleiben sie auf der Ebene eines Vertrags.

Epoch Times: Hat die sexuelle Freiheit unserer heutigen Gesellschaft auch negative Einflüsse auf unsere Gesellschaft, also etwa auf unsere Kinder?

Scruton: Offensichtlich. Warum würden wir uns sonst so viele Sorgen deshalb machen?

Epoch Times: Wir haben uns seit den 1960ern von alten Formen des Zusammenlebens entfernt und neue Arten und Gesetze dafür gefunden, die zwar Tiere schützen, aber nicht unbedingt unsere Kinder. Was können Sie dazu sagen?

Scruton: Es ist schwierig, sich gut um Kinder zu kümmern. Sie brauchen ein lebenslanges Bekenntnis zu ihnen, und auch Erziehung in Moral. Unsere Haustiere stellen keine moralischen Ansprüche an uns, und wenn sie krank werden, können wir sie zum Tierarzt bringen und sie loswerden.

Epoch Times: Wir können uns wahrscheinlich darauf einigen, dass wir in schwierigen Zeiten leben, in denen die Gesellschaft sich von vielen ihrer bisherigen Moralvorstellungen und Verhaltensweisen gelöst hat. Was ist die wichtigste Auswirkung davon auf die westliche Gesellschaft?

Scruton: Der Zusammenbruch der Familie und des Bekenntnisses zu Kindern.

Epoch Times: Können Gesetze die Moral der Menschen verändern? Wenn ja, wie?

Scruton: Gesetze können nur die Moral der Menschen unterstützen, sie aber nicht verändern. Sie setzen immer Moralvorstellungen der Gesellschaft voraus, die sie nicht erschaffen kann.

Epoch Times: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Florian Godovits.

 

www.rogerscruton.com

 

Why Beauty Matters: http://www.youtube.com/watch?v=65YpzZrwKI4

Harming Onseself and Harming Others: http://www.youtube.com/watch?v=Zlpl5_LF3e4

On Islam and the West: http://www.youtube.com/watch?v=jWmUXjPXNP4&feature=related

 

 

Foto: zVg Roger Scruton


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion