Popkultur im Wandel der Zeit

Nie zuvor vollzog sich der Wandel der Alltagskultur so rasant wie heute: Die im Eiltempo aufeinanderfolgenden technischen Errungenschaften tragen viel zu den zügigen Veränderungen unserer Gesellschaft bei, die atemberaubend schnellen Entwicklungen in den Sparten Kommunikation und Medien beschleunigten den weltweiten Informationsfluss.
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«Pokémon-Go» allerorten: Lehrer und Eltern fordern ein temporäres Smartphone-Verbot in Schulen.Foto: Silas Stein/dpa
Epoch Times23. April 2017

Nie zuvor vollzog sich der Wandel der Alltagskultur so rasant wie heute: Die im Eiltempo aufeinanderfolgenden technischen Errungenschaften tragen viel zu den zügigen Veränderungen unserer Gesellschaft bei, die atemberaubend schnellen Entwicklungen in den Sparten Kommunikation und Medien beschleunigten den weltweiten Informationsfluss. Eine Art Globalisierung der Popkultur nimmt ihren Anfang, auch wenn sie noch nicht ganz bis in die hintersten Winkel der Welt dringt.

Rührende Facebook-Posts für Ü40er legen es schonungslos offen: Die Welt war vor wenigen Jahrzehnten noch eine ganz andere! Der markanteste Unterschied liegt wohl in den heute allgegenwärtigen Displays, die uns dazu dienen, Kontakte zu pflegen, Informationen zu beschaffen, unserer Arbeit nachzugehen, aber auch gemütlich bei einem Spielchen abzuhängen. Wer früher per Zettelaushang im Supermarkt eine Wohnung oder neue Möbel suchte, inseriert heute in digitalen Netzwerken – und auch die obligatorischen Brockhausbände im Regal haben ausgedient, dafür gib es schließlich Wikipedia. Alles, was auch nur entfernt mit Daten zu tun hat, scheint immer und überall verfügbar, manche physischen Aktivitäten wie zum Beispiel fröhliches Kicken auf dem Bolzplatz oder der 70er-Jahre-Trend »Gotcha« wurden durch virtuelle Spiele ersetzt. Neben der zweidimensionalen Netzwerkwelt entstehen allmählich dreidimensionale Räume, die aus nichts weiter bestehen als Bits und Bytes: Die Virtual Reality stellt die konsequente Weiterentwicklung einer bereits bestehende Paralleldimension dar, die unser Leben zunehmend bestimmt.

Internet-Cafés gehören zu den neuzeitlichen Erscheinungen, die sich bereits wieder auf dem absteigenden Ast befinden. Wer braucht schon einen Sitzplatz an irgendeinem stationären Rechner mitten in der Stadt, wenn es doch immer mehr Wifi-Hotspots für Smartphones gibt? Auch stationäre Casinos haben in Zeiten der virtuellen Realität zu kämpfen, Glücksspiele lassen sich schließlich viel bequemer auf dem Display zocken. Doch die Spielbanken erwiesen sich im Laufe der Jahrhunderte als derartig beständig, dass sie auch diesen Karriereknick überstehen dürften: Schließlich lassen sich mit Live-Veranstaltungen und einer ansehnlichen Gastronomie noch immer recht viele Menschen anlocken, die dem Abwechslungsreichtum analoger Events nicht abgeneigt sind. Doch was die Zukunft bringt, ist auch hier ungewiss.

Wer früher in einen Plattenladen gehen musste, um dort nach einem bestimmten Lied zu fragen, der googelt heute kurz und zieht sich sein Musikstück innerhalb von Sekunden aus dem Internet. Besonders praktisch: Er kann es immer und überall anhören – auf dem Smartphone, dem Tablet, dem MP3-Player oder, für den klassischen Akustikgenuss, an der stationären Musikanlage im Wohnzimmer. Dasselbe gilt für die große Welt der Bücher: Das eBook hat längst große Marktanteile erobert, wer spät abends noch Lust auf einen bestimmten Schmöker bekommt, klickt einfach auf Download und hält anschließend das digitale Werk in seinen Händen. Einige eher traditionell eingestellte Bücherwürmer schwören allerdings noch auf knisterndes, duftendes Papier, doch diese Spezies wird auf kurz oder lang ein Nischendasein fristen.

Natürlich bringt der Trend zur digitalen Unterhaltung auch Konsequenzen auf Seiten der Künstler mit sich: Verlage und ihre angestammten Qualitätsautoren erhalten plötzlich massenweise Konkurrenz von sogenannten Selfpublishern; die großen Musikproduzenten sehen sich umgeben von einer breiten Masse aus Indie-Interpreten, die sich ihr Publikum per Soundcloud und YouTube selbst suchen bzw. finden lassen. Das kommt zwar der Vielfalt zugute, steigert aber auch die Beliebigkeit vieler Interpreten.

Ändert sich die Kultur, so verschieben sich auch die Werte. Die digitale Revolution fördert den schnellen, bequemen Konsum, oft kostenlos oder für nur wenig Geld. Die Billigmentalität greift allmählich um sich, diesen Trend bekommen zum Beispiel die Zeitungsverlage zu spüren. Wer abonniert sich noch eine Tageszeitung, wenn im Internet alle Informationen gratis und noch dazu viel zeitnaher zur Verfügung stehen? Die Frage, wie viel uns guter Journalismus als Pfeiler einer aufgeklärten, sachlich orientierten Gesellschaft eigentlich noch wert ist, drängt sich dabei geradezu auf. Auch im sozialen Bereich haben sich die Parameter deutlich verschoben, zum Beispiel was Verabredungen betrifft: Kurzfristige Absagen waren nie einfacher, mit einer WhatsApp-Nachricht ist alles erledigt. Wer sich in vor-digitalen Zeiten auch bei Unlustattacken noch gezwungen sah, sein Date einzuhalten, da es keine Möglichkeit gab, die andere Person zu erreichen, kann heute noch im allerletzten Moment aussteigen.

Die Auflösung der Grenzen zwischen Hochkultur und Alltagskultur gilt weitgehend als Phänomen der letzten einhundert Jahre, dieser Prozess macht sich aktuell stärker bemerkbar denn je. Längst wachen nicht mehr die anerkannten Verlage streng darüber, was gedruckt wird; die Literatur verselbständigt sich, die hohe Kunst vermischt sich mit dem Trivialen, die Wertmaßstäbe verschieben sich: insgesamt also eine spannende Zeit, in der die Weichen für die Zukunft neu justiert werden. Hoffentlich zum Guten. (mz)



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