Afghane bekommt Arbeitserlaubnis – trotz abgelehnten Asylantrags

Der Afghane Ahmadshah Yousufi darf trotz abgelehntem Asylantrag eine Ausbildung absolvieren. Mehr als zwei Monate musste der 20-Jährige um seinen Ausbildungsplatz bangen – doch nun erhielt er seine Arbeitserlaubnis.
Titelbild
Asylbewerber beim Deutschkurs (Symbolbild).Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times8. August 2017

Am 1. September startet seine Ausbildung. Der Afghane Ahmadshah Yousufi wird dann einer der neun Auszubildenden bei „Controlware“ in Ingolstadt sein – und einer der 370 Asylbewerber, die eine Arbeitserlaubnis im Landkreis haben. Der „Donaukurier“ berichtete am Freitag von dem Fall.

Er wolle sich in seiner Ausbildung Mühe geben und in der Berufsschule „überall eine Eins bekommen“, verkündet der 20-Jährige. Der Weg zur Arbeitserlaubnis war nicht einfach.

2015: Flucht vor den Taliban

2015 floh Yousufi vor den Taliban, weil er in einem Militärlager in Kabul kellnerte. Er reiste über den Iran in die Türkei und von dort aus in einem Plastikboot über das Mittelmeer. Im Januar 2016 erreichte er Deutschland. Zwei Monate später kam er nach Gaimersheim in der Nähe von Ingolstadt.

In seiner Heimat habe er die Schule abgeschlossen, belegte Computerkurse, lernte Englisch und besuchte die Universität. Schon seit seiner Kindheit habe er mit Computern arbeiten wollen, erzählt der 20-Jährige dem „Donaukurier“.

Viel Ehrgeiz

Arbeiten – das sei sein Ziel in Deutschland gewesen, meint der Afghane, der mit 25 anderen Menschen in einem Container lebt. Nach seiner Ankunft in der Bundesrepublik lernte er Deutsch, besuchte die Berufsschule im Landkreis Eichstätt und machte ein Praktikum bei ALDI. Nebenbei arbeitete er in einem Restaurant.

Er bewarb sich am Ingolstädter Standort der hessischen IT-Firma „Controlware“ für ein Praktikum und bekam im März eine Zusage.

Kollegen sind von Yousufi überzeugt

„Das war für uns etwas Neues, er ist unser Pilot“, sagt Teamleiter Christian Unterdorfer dem „Donaukurier“. „Es war aufwendig, den Rahmen für das Praktikum festzulegen.“ Schließlich wurde Yousufi in der Serviceorganisation eingesetzt, die sich mit Kundenproblemen beschäftigt.

Das sei sehr bereichernd für ihn gewesen, erzähl der Afghane. „Ich habe viel von den Kollegen gelernt“, sagt er. „Nach den vier Monaten kann ich nicht alles, aber vieles.“

Schon nach drei Wochen hätte er seine Kollegen überzeugt. Das Unternehmen bot ihm deswegen Mitte April einen Ausbildungsplatz als Fachinformatiker im Bereich Systemintegration an.

Yousufi sei „offen, ehrlich und hat einen guten Eindruck hinterlassen“, erklärt Teamleiter Unterdorfer die Entscheidung.

BAMF lehnt Asylantrag ab

Doch im Mai lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Yousufis Asylantrag ab. Afghanistan sei ein sicheres Herkunftsland, war die Begründung.

Die lokale Ausländerbehörde wollte Yousufis Arbeitsvertrag daraufhin nicht bearbeiten, weil nicht sicher war, ob er in Deutschland bleiben durfte.

So etwas passiere öfter, meint Yousufis Betreuerin. Die Asylanträge aller Afghanen in der Gemeinde seien abgelehnt worden. Wenn die Firmen nicht sicher sein können, ob ihr Auszubildender seinen Arbeitsplatz antreten werde, vergeben viele Unternehmen keine Ausbildungsplätze an Asylbewerber mehr. Das demotiviere die illegalen junge Migranten, die arbeiten wollen, so die Betreuerin.

IT-Firma setzt sich für Yousufi ein

„Controlware“ wollte aber nicht aufgeben. Die Personalabteilung der IT-Firma setzte sich für Yousufi ein, suchte Kontakt zu den Behörden – und konnte schließlich einen Erfolg verbuchen: Der 20-jährige Afghane erhielt eine Arbeitserlaubnis.

Da Yousufi nun seinen Ausbildungsvertrag in der Tasche hat, darf er mindestens fünf Jahre in Deutschland bleiben. Doch er wolle überhaupt nicht mehr weg: „In Afghanistan hatte ich jede Minute Angst“, sagt er. „In Deutschland bin ich frei, hier kann ich leben, hier will ich bleiben.“

(as)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion