Studie: Wirtschaft hat Nachholbedarf bei Familienfreundlichkeit

"Die Untersuchung zeigt: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle wenn es darum geht, dass eine bessere Vereinbarkeit auch gelebter Alltag in den Unternehmen wird", sagt Schwesig.
Titelbild
Frauen mit KleinkindernFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times27. Juni 2016

Die deutschen Unternehmen haben bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Nachholbedarf. Häufig kennen Mitarbeiter die Angebote ihres Arbeitgebers nicht und es gibt zu wenige Angebote für Beschäftigte, die Familienangehörige pflegen müssen. Dies geht aus dem "Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit" des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hervor, der am Dienstag auf dem "Wirtschaftstag Familie" vorgestellt wird und der der "Welt" vorab vorliegt.

"Noch besteht zwischen den Angeboten der Unternehmen und den Bedarfen der Beschäftigten eine Lücke. Hier müssen die Unternehmen noch innovativer werden und Väter, Alleinerziehende und pflegende Beschäftigte in den Blick nehmen", fordert Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Rund acht von zehn Unternehmen legen großen Wert auf einen familienfreundlichen Betrieb. Auch sind mehr als zwei Drittel der Beschäftigten sind mit den Angeboten ihres Arbeitgebers zufrieden. Allerdings hakt es an zwei entscheidenden Stellen, wie die Umfrage unter 1400 Personalleitern und 2355 Beschäftigten zeigt. Während junge Eltern gut gefördert werden, gilt dies nicht im gleichen Maße für Beschäftigte, die ihre Eltern pflegen müssen.

"Eine lebensphasenorientierte Personalpolitik, die auch Beschäftigte ohne Kinder einbezieht, findet sich zurzeit erst in 43 Prozent der Unternehmen", heißt es in der Untersuchung. Zweitens kennen viele Beschäftigte die Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gar nicht. So geben in der Unternehmensbefragung nur 33 Prozent der Arbeitnehmer an, regelmäßig über das Angebot an familienfreundlichen Maßnahmen informiert zu werden. Und nur 39 Prozent aller Arbeitnehmer fühlen sich in die familienfreundlichen Maßnahmen überhaupt eingebunden.

"Die Untersuchung zeigt: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle wenn es darum geht, dass eine bessere Vereinbarkeit auch gelebter Alltag in den Unternehmen wird", sagt Schwesig. Auch zeigt der Unternehmensmonitor, dass Unternehmensleitung und Arbeitnehmer eine unterschiedliche Wahrnehmung haben, wie familienfreundlich ihr Betrieb ist. So geben 83 Prozent der Unternehmen an, die Vereinbarkeit von Familie und Berufe sei in ihrem Betrieb selbstverständlich. Glaubt man den Arbeitnehmern, ist dies aber nur in 60 Prozent aller Firmen der Fall.

Auch sehen 89 Prozent der Personalverantwortlichen gleiche Entwicklungs- und Aufstiegschancen für Beschäftigte mit und ohne Familienpflichten – aber nur 68 Prozent der Mitarbeiter teilen diese Einschätzung. Familienfreundlichkeit entfalte sich noch längst nicht überall, lautet daher ein Fazit der Studie.

"Die Geschäftsleitung, die Mitarbeiter und die Führungskräfte haben gemeinsam die Aufgabe, eine familienfreundliche Unternehmenskultur auch zu leben", sagt IW-Direktor Michael Hüther. So sieht es auch Familienministerin Schwesig: Wenn gerade männliche Führungskräfte selbst Elternzeit nehmen oder Teilzeit arbeiten, "hat das eine positive Wirkung", sagt die Ministerin.

(dts Nachrichtenagentur)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion