Über 2 Millionen Betroffene: Kinderarmut in Deutschland 2016 weiter gestiegen

Trotz des anhaltenden Wirtschafts-Aufschwungs in Deutschland gibt es immer mehr arme Kinder. 2016 waren es 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Quote der Kinder und Jugendlichen in der Grundsicherung stieg bundesweit von 13,6 auf 14,1 Prozent.
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KinderFoto: Lars Kaletta/Bongarts/Getty Images
Epoch Times12. April 2017

In Deutschland sind mehr als zwei Millionen Minderjährige auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Das geht aus neuen Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor, aus denen die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (Mittwochsausgabe) zitiert. Ende 2016 lebten demnach 2.003.805 Unter-18-Jährige in Bedarfsgemeinschaften, sprich in Familien, die Hartz IV beziehen.

Trotz des anhaltenden Wirtschafts-Aufschwungs waren das 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Quote der Kinder und Jugendlichen in der Grundsicherung stieg bundesweit von 13,6 auf 14,1 Prozent. In NRW fiel der neuerliche Anstieg der Kinderarmut mit 3,8 Prozent auf 564.000 noch deutlicher aus.

Die höchste Hilfe- oder Armutsquote gab es Ende 2016 in Gelsenkirchen, dort leben mittlerweile vier von zehn Kindern (39,6 Prozent) in Hartz-IV-Haushalten. Die jüngste Entwicklung hängt laut Bundesagentur für Arbeit in NRW eng mit der Zuwanderung zusammen, denn für den Anstieg sorgten vor allem mehr ausländische Kinder in der Grundsicherung, darunter viele Flüchtlinge. Doch auch die Langzeitarbeitslosigkeit halte viele Kinder dauerhaft in der Grundsicherung.

Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann kritisierte, dass bisher „fast alle Hilfsprogramme auf die Eltern und nur ganz wenige direkt auf die Kinder“ zielten. „Das ist der große Konstruktionsfehler“, sagte er der Zeitung. Er sprach sich dafür aus, dass der Staat die Kinder außerhalb ihrer Familien fördert, damit der in vielen Hartz-IV-Familien niedrige Bildungsstand der Eltern nicht weitergegeben werde.

Zwar tue man vielen engagierten Eltern damit Unrecht. „Wir wissen aber auch, dass die oberen 20 Prozent der Gesellschaft zu 80 Prozent wollen, dass ihre Kinder Abitur machen, von den unteren 20 Prozent wollen das nur 20 Prozent“, sagte er. Man müsse die Eltern motivieren, ihre Kinder dabei zu unterstützen, einen höheren Bildungsabschluss zu erzielen als sie selbst. Das sei „pädagogisch höchst anspruchsvoll“. (dts)



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