Zahl antisemitischer Taten in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 gestiegen

"Wir dürfen den Kampf gegen Antisemitismus nicht den jüdischen Verbänden überlassen, sondern müssen es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher leben können", verlangt Volker Beck.
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Kippas (Skullcaps).Foto: THOMAS COEX/AFP/Getty Images
Epoch Times9. September 2017

Die Zahl der antisemitischen und antiisraelischen Straftaten in Deutschland ist in den ersten Monaten des Jahres 2017 gestiegen.

Nach Angaben der Bundesregierung wurden bis zum 28. August 681 derartige Delikte erfasst. Das sind 27 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Gewaltdelikte stieg von 14 auf 15, die Fälle von Volksverhetzung von 425 auf 434.

Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck, der die Zahlen bei der Bundesregierung erfragt hatte, sieht darin jedoch nur „die Spitze des Eisberges“. Denn die in den offiziellen Statistiken erfassten Straftaten seien nur die Fälle, bei denen sich die Betroffenen getraut haben, damit zur Polizei zu gehen, erklärte Beck am Freitag. „Die Dunkelziffer – so steht es zu befürchten – ist wohl deutlich höher.“

Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, verwies auf die nicht gemeldeten Vorfälle und hob hervor: „Die Zahlen sind noch erschreckender, führt man sich die kleine Zahl der jüdischen Bevölkerung in Deutschland vor Augen.“ Sie kritisierte eine „ungeahnte Renaissance antijüdischer Ressentiments und Verschwörungstheorien“.

Als Täter nannte Knobloch Neonazis sowie linke Antisemiten. Schließlich sei der „aggressive Judenhass unter Muslimen“ eine enorme Bedrohung für jüdische Menschen in Deutschland. Nach den von Beck erfragten Zahlen waren 312 von 339 Tatverdächtigen Deutsche. Zuerst hatte die „Welt“ über die Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage des Grünen-Politikers berichtet.

„Wir dürfen den Kampf gegen Antisemitismus nicht den jüdischen Verbänden überlassen, sondern müssen es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher leben können“, verlangte Beck. Er forderte die Bundesregierung auf, den Kampf gegen Antisemitismus mit einem eigens dafür eingerichteten Beauftragten besser zu koordinieren. (afp)



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