Stilikone aus Deutschland – Modedesignerin Jil Sander wird am Montag 80 Jahre alt

In den USA wurde sie als „Queen of less“, Königin des Weglassens, gefeiert – sie selbst findet ihren Stil eher „pure“, also rein: Jil Sander.
Titelbild
Jil Sander im Museum für Angewandte Kunst.Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times23. November 2023

Jil Sander gelang es, als Autodidaktin zu einer unverwechselbaren Modedesignerin zu werden. Ihre Arbeit an neuen Kollektionen beendete sie mittlerweile. Doch die Hanseatin, die am Montag 80 Jahre alt wird, setzte solche Maßstäbe, dass sie als Stilikone nachwirkt.

Trotz der Bekanntheit ihres Namens, und obwohl sie mit dem eigenen Gesicht Werbung für ihr Parfüm machte, drängt sich Sander nicht in die Öffentlichkeit. Seit dem Tod ihrer langjährigen Lebensgefährtin Angelica „Dicky“ Mommsen auf dem gemeinsam bewohnten Gut Ruhleben am Plöner See in Schleswig-Holstein 2014 zog sie sich noch mehr aus der Öffentlichkeit zurück.

Minimalismus und gute Materialien

Als Heidemarie Jiline Sander kam sie am 27. November 1943 in einem Luftwaffenlazarett in Hedwigenkoog im Landkreis Dithmarschen zur Welt. In Hamburg wuchs Sander mit Mutter, Stiefvater und Bruder auf. Nach einer Ausbildung zur Textilingenieurin ging sie schon mit 18 Jahren in die USA. Dort und nach ihrer Rückkehr nach Deutschland arbeitete sie als Modejournalistin, bald fing sie mit dem Design an.

Das brachte Sander erste größere Einnahmen – Geld, mit dem die Heidi gerufene Sander 1967 als Jil in Hamburg ihre erste Boutique eröffnete. „Ich konnte es doch nicht ‚Heidi Sander‘ nennen – das klingt so deutsch, so süß“, soll sie damals gesagt haben.

Genauso stilbildend wie die schlichte Namenswahl wurde ihr Herangehen ans Modedesign. Dem Magazin „Spiegel“ sagte die vom Bauhausstil geprägte Sander: „Als ich anfing, wollte ich Frauen unserer Zeit gemäß kleiden – ich habe mich an ihren Bedürfnissen, nicht an Modediktaten orientiert.“

Seither sei es für sie wichtig gewesen, die Gegenwart ästhetisch und funktional in Mode zu übersetzen. Inspirationen holte sich die Kunstliebhaberin von zeitgenössischen Künstlern. Minimalismus wurde zu einem Kennzeichen Sanders – „vermutlich gibt auch der Verzicht auf Ornamente meinen Kollektionen eine gewisse Zeitlosigkeit“.

Sander zeichnete nicht nur, sie schnitt auch zu und wählte qualitativ hochwertige Materialien aus. Persönlich auf Perfektion zu achten, war die Folge ihrer Anfangsjahre, in denen sie häufig von Fabrikanten mangelnde Qualität geliefert bekommen hatte.

Den Mitarbeitern das Bügeln beibringen

Deshalb fing sie an, ihre Produktion nach Italien zu verlagern, und machte selbst die Qualitätskontrolle in den Fabriken. „Aber ich habe nie aufgegeben, als Autodidaktin die Probleme auf meine Weise zu lösen, mit Produzenten verhandelt, den Mitarbeitern das Bügeln gezeigt.“

In den 70er Jahren stieg Jil Sander zur Weltmarke auf, sie wurde zu den besten Designern der Welt gezählt. Dazu kam Geschäftssinn – Sander fing vor allen anderen an, auch Kosmetik, Parfüm oder Brillen zu verkaufen.

Auf die konsequente Ausrichtung auf den Weltmarkt folgte 1989 der Börsengang. Ihre prägende Funktion gab Sander 1999 ab, als die Prada-Gruppe ihr Unternehmen übernahm. Sander überwarf sich mit deren Verantwortlichen und stieg schnell bei ihrer Firma aus.

Ein Lieblingsstück: Der Mantel

Drei Jahre dauerte die Entzweiung, die der Marke schwer schadete, Sanders Leben aber bereicherte. Sie machte viele Reisen, ließ sich inspirieren. 2003 kehrte sie mit einer gefeierten Kollektion zurück, doch schon 2004 war wieder Schluss. Prada verkaufte bald danach die Marke.

Sander arbeitete fortan für andere Marken als Designerin, bevor sie 2012 noch einmal zu ihrem eigenen Label zurückkehrte. Erneut jubelte die Branche – doch erneut war das Comeback nur kurz. 2013 stieg Sander aus, um sich um ihre sterbenskranke Partnerin kümmern zu können.

Auch wenn von ihr keine neuen Kollektionen mehr kommen, wirkt ihr Stil fort. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ beschrieb diesen Stil einmal so: „Die Jil-Sander-Frau ist tough und gefühlsbetont, hart und zart, emanzipiert und musisch – und niemals overdressed.“ Sander selbst hat ein Lieblingskleidungsstück – „ich bin eine Mantelfrau“. (afp)



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