Erste Forderungen nach Entschädigung bei Boeing – Äthiopien kann Flugschreiber nicht auswerten

Nach dem Flugzeugabsturz einer Boeing 737 MAX 8 in Äthiopien und der Sperrung des Luftraums in zahlreichen Ländern für Maschinen des Typs hat eine erste Airline Entschädigungsforderungen angekündigt: der Billigflieger Norwegian Air. 
Titelbild
Eine Boeing 737.Foto: ADEK BERRY/AFP/Getty Images
Epoch Times13. März 2019

Der Absturz von zwei nagelneuen Maschinen des Typs 737 MAX 8 binnen fünf Monaten könnte sich für Boeing zum finanziellen Desaster entwickeln. Am Mittwoch kündigte eine erste Airline, der Billigflieger Norwegian, Entschädigungsforderungen an. Zahlreiche weitere Länder sperrten ihren Luftraum für das Modell, während die US-Luftfahrtbehörde auch weiterhin keinen Anlass für ein Flugverbot sah. Das sorgte in den USA für Kritik.

Am Sonntag war eine 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Erst im Oktober war eine solche Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start verunglückt, 189 Menschen starben bei der Tragödie.

Norwegian Air Shuttle besitzt 18 Maschinen des Typs 737 MAX 8. Die Fluggesellschaft werde Boeing „die Rechnung schicken“, teilte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch mit. Norwegian dürfe nicht finanziell leiden, weil ein komplett neues Flugzeug nicht fliegen könne. Die finanziell angeschlagene Airline musste demnach am Mittwoch 19 Flüge streichen und die Passagiere umbuchen.

Luftraum gesperrt für Boeing 737 Max 8

Eine Reihe von Fluggesellschaften nutzt die Boeing vorerst nicht, darunter Tuifly, Icelandair, Turkish Airlines, die südafrikanische Comair, die Cayman Airways, die brasilianische Gol Airlines oder Aeroméxico. Nach China und Indonesien am Montag sperrte am Dienstag unter anderem die EU ihren Luftraum für die Maschine. Am Mittwoch folgten unter anderem Neuseeland, Vietnam, Serbien und Ägypten.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA dagegen sieht weiter keinen Anlass für ein vorübergehendes Flugverbot. Für einen solchen Schritt gebe es derzeit „keine Grundlage“, erklärte FAA-Chef Daniel Elwell. Die bisherige Überprüfung habe keine „systemischen Probleme“ aufgedeckt. Auch hätten andere Luftfahrtbehörden den USA keine Daten geliefert, die ein solches Vorgehen rechtfertigen würden.

Der Unglücksort in Äthiopien. Foto: MICHAEL TEWELDE/AFP/Getty Images)

Die europäische Luftfahrtbehörde EASA hatte Dienstagabend erklärt, es sei noch zu früh, Schlüsse zur Unfallursache zu ziehen. Flugdatenschreiber und Stimmrekorder waren am Montag am Absturzort geborgen worden, an der Suche waren auch Experten von FAA und Boeing beteiligt. Ein Sprecher von Ethiopian Airlines teilte am Mittwoch mit, Äthiopien habe nicht die nötige Ausrüstung, um die Black Boxes auszuwerten – sie müssten wohl ins Ausland geschickt werden.

„Es könnte sein, dass sie ins Ausland geschickt werden.“ Zuvor hatte bereits Airline-Chef Tewolde GebreMariam dem US-Sender CNN gesagt, infrage kämen möglicherweise die USA oder ein „näher gelegenes Land in Europa“ für eine möglichst schnelle Untersuchung.

Ein solches Vorgehen ist durchaus üblich. Meist werden diese in den USA untersucht.

Maschinen sollen am Boden bleiben

In den USA gab es Kritik an der Entscheidung der Luftfahrtbehörde. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren und der republikanische Senator Ted Cruz forderten, die Boeing 737 MAX 8 vorsichtshalber vorerst am Boden zu lassen. Die Flugbegleitergewerkschaft von American Airlines rief ihre Mitglieder dazu auf, die Maschine nicht zu betreten, wenn sie sich nicht sicher fühlten.

Die Boeing 737 MAX ist erst seit Mai 2017 in Betrieb. Weltweit fliegen rund 370 Maschinen des Typs. Wegen des geringen Spritverbrauchs war das Flugzeug bislang sehr begehrt. Rund 100 Airlines haben bereits mehr als 5000 Maschinen bestellt. An der New Yorker Börse fiel der Kurs von Boeing am Montag um mehr als fünf Prozent und am Dienstag um rund sechs Prozent.

Eine Ethiopian-Airlines-Maschine war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start von Addis Abeba Richtung Nairobi abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Der Pilot hatte nach Angaben der Fluggesellschaft Probleme gemeldet und um die Erlaubnis gebeten, kehrt zu machen. Kurze Zeit später zerschellte die Maschine. Die Blackboxes, also Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder, wurden am Montag gefunden.

Es war bereits das zweite Unglück innerhalb eines halben Jahres mit dem Flugzeugtyp. Im Oktober war eine Boeing 737 MAX 8 der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start verunglückt. Es ist höchst ungewöhnlich, dass binnen kurzer Zeit zwei Flugzeuge eines neuen Modells abstürzen. Maschinen des Typs dürfen inzwischen in zahlreichen Ländern vorerst nicht mehr fliegen. (afp)



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