Messerangreifer von Rambouillet bat vor der Tat um psychische Beratung

Titelbild
Französische Polizeibeamte sperren am 23. April 2021 eine Straße in der Nähe einer Polizeistation in Rambouillet südwestlich von Paris ab, nachdem eine Frau in der Stadt eine Polizeimitarbeiterin erstochen worden war.Foto: BERTRAND GUAY / AFP über Getty Images
Epoch Times25. April 2021

Nach der mutmaßlich islamistisch motivierten Messerattacke auf eine Polizeimitarbeiterin in Frankreich haben die Ermittler weitere Details zu dem Täter veröffentlicht.

Der 36-jährige Tunesier habe sich offensichtlich seit dem vergangenen Herbst zunehmend radikalisiert, gleichzeitig aber auch Persönlichkeitsstörungen gezeigt, berichtete Antiterror-Staatsanwalt Jean-François Ricard am Sonntag.

Eine erste Auswertung der Handydaten ergab demnach, dass Jamel Gorchene kurz vor dem Angriff in der Kleinstadt Rambouillet bei Paris ein radikalislamisches Propaganda-Video angeschaut hatte. In seinem in der Nähe des Tatorts abgestellten Motorroller entdeckten die Ermittler einen Koran und in seiner Tragetasche einen Gebetsteppich.

Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen zudem, wie er wenige Stunden zuvor auf einen provisorischen Gebetsraum in Rambouillet zusteuert – auch wenn nicht klar war, ob er das Gebäude tatsächlich betrat.

Nach Angaben seiner Familie litt Gorchene auch unter Depressionen. Sein Vater habe von deutlichen „Verhaltensstörungen“ seit Jahresbeginn berichtet, sagte Ricard.

Laut dem Staatsanwalt hatte der 36-Jährige im Februar im Krankenhaus von Rambouillet um psychische Beratung gebeten. Doch habe er nach einem zweiten Termin nicht den Eindruck erweckt, dass „eine Krankenhauseinweisung oder Behandlung“ notwendig sei.

Gorchene hatte die Verwaltungsmitarbeiterin am frühen Freitagnachmittag angegriffen, als sie aus ihrer Mittagspause in das Polizeirevier zurückkehrte. Laut Zeugenaussagen rief er dabei „Allahu Akbar“ (Gott ist groß).

Er verletzte die 49-Jährige mit Stichen in den Hals und den Unterleib so schwer, dass sie kurze Zeit später starb. Der Angreifer wurde von der Polizei erschossen.

Gorchene war laut dem Staatsanwalt 2009 zunächst ohne Papiere nach Frankreich gekommen. Im vergangenen Dezember wurde ihm dann eine für ein Jahr gültige Aufenthaltserlaubnis erteilt. Er war demnach nicht vorbestraft und auch den Geheimdiensten nicht aufgefallen.

Bis Sonntag nahmen die Ermittler im Rahmen ihrer Untersuchungen fünf Menschen in Gewahrsam, darunter neben Gorchenes Vater zwei seiner Cousins.

Innenminister Gérald Darmanin kündigte für diese Woche einen neuen Gesetzentwurf zur Verschärfung der Antiterror-Maßnahmen an. Geplant sei unter anderem, den Einsatz von Computer-Algorithmen zu verstärken, um potenzielle Terrorbedrohungen durch Internetnutzer zu erkennen, sagte Darmanin dem „Journal du Dimanche“.

Frankreichs Polizisten werden seit einigen Jahren zunehmend zum Ziel islamistisch motivierter Angriffe. Nach den Worten von Ricard war die Attacke am Freitag „die 17. islamistische Terrortat gegen Ordnungshüter seit 2014“. (afp)



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