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Elektronische Störungen gemeldet

Sicherheitslage im Golf erneut im Fokus: Zwei Öltanker kollidieren nahe der Straße von Hormus

Ein Zusammenstoß zweier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate hat internationale Aufmerksamkeit erregt. Obwohl es keine Todesopfer gab und das Feuer rasch gelöscht werden konnte, wirft der Zwischenfall Fragen zur Sicherheit der global bedeutenden Schifffahrtsroute Straße von Hormus auf – insbesondere angesichts jüngster Berichte über elektronische Störungen in Navigationssystemen.

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Hohes Konfliktpotenzial auf der Straße von Hormus.

Foto: ATTA KENARE/AFP/Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Ein Zwischenfall nahe der Straße von Hormus hat vor dem Hintergrund der aktuellen militärischen Eskalation in der Golfregion Besorgnis ausgelöst. Am Montag, 16. Juni, kollidierten um 21:15 Uhr UTC (23:15 MESZ) nahe der Einfahrt zu der wichtigen internationalen Schifffahrtsroute zwei Rohöltanker.
Beteiligt an der Kollision vor der Küste von Fudschaira, einem der sieben Emirate der VAE, waren die Front Eagle und die Adalynn. Der erstgenannte Frachter steht unter dem Management der griechischen Reederei Anglo-Eastern Ship MGMT Hellas und ist fünf Jahre alt. Die 2002 gebaute Adalynn wird von der indischen Reederei Oceanpack Ship Management geführt.

Emirate sprechen von „nautischer Fehleinschätzung“ nahe der Straße von Hormus

Der Zusammenstoß hatte auf beiden Frachtern einen Brand zur Folge. Aufnahmen davon fanden schnell ihren Weg in die sozialen Medien – und zu Nachrichtenagenturen wie der türkischen Anadolu. Diese meldete die Rettung von 24 Crewmitgliedern auf X.

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🛟 The UAE Coast Guard rescued 24 crew members from the oil tanker ADALYNN
🚢 No details provided on the status of the second vessel https://t.co/dBpxmOixvV pic.twitter.com/UIlDHJ6RYK
— Anadolu English (@anadoluagency) June 18, 2025
Todesopfer oder Verletzte gab es nicht. Die Besatzungen konnten zeitnah in Sicherheit gebracht werden, die Brände waren schnell unter Kontrolle. Bisherigen Erkenntnissen zufolge kam es auch zu keinem umfangreichen Ölaustritt oder größeren Umweltschäden.
Wie die in Abu Dhabi erscheinende Zeitung „The National“ berichtet, hat sich das Ministerium für Energie und Infrastruktur der Vereinigten Arabischen Emirate mittlerweile zu dem Vorfall geäußert. Von dort hieß es, erste Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass eine „nautische Fehleinschätzung“ die wahrscheinliche Ursache für den Vorfall sei.

Untersuchung mit internationaler Beteiligung bereits im Gange

Die Küstenwache der Emirate war ausgerückt, um nach der Kollision 44 Kilometer vor der Küste nahe Khor Fakkan einem Alarm nachzugehen. Diesen habe die Adalynn um 01:30 Uhr Ortszeit ausgelöst. Das Ministerium bestätigte den folgenden Sachverhalt:
„An dem Vorfall waren der Öltanker Adalynn, der unter der Flagge von Antigua und Barbuda registriert ist, und ein Frachtschiff namens Front Eagle, das unter liberianischer Flagge fährt, beteiligt.“
Die Kollision habe zu leichten äußeren Schäden an beiden Schiffen geführt. Zudem war die Rede von einem kleinen Ölleck und einem Feuer, das im Treibstofftank eines der Schiffe ausgebrochen sei.
Auch das emiratische Ministerium bestätigte, dass es keine Verletzten gegeben habe und die Einsatzkräfte das Feuer schnell unter Kontrolle bringen konnten. In Abstimmung mit den zuständigen internationalen Gremien werde man jedoch nun eine Untersuchung des Vorfalls in die Wege leiten. Diese solle „die volle Transparenz und die Einhaltung der höchsten internationalen maritimen Standards“ gewährleisten.

Informationszentrum meldete „extreme Signalstörungen“ in den vergangenen Tagen

Derzeit bestehen keine Anhaltspunkte für einen möglichen Zusammenhang des Vorfalls mit der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran. Der Seeweg ist stark befahren, das Risiko von Zusammenstößen dadurch grundsätzlich erhöht.
Dennoch hat die Kollision das Thema der Sicherheit der Schifffahrtsrouten wieder in den öffentlichen Fokus gerückt. Immerhin hatte auch Reuters über elektronische Eingriffe in die Navigationssysteme von Handelsschiffen berichtet. Diese sollen sich vermehrt rund um die Straße von Hormus ereignet haben. Über die Vorfälle hätten sich Schiffsbesatzungen geäußert. Weitergehende Angaben machte die Nachrichtenagentur nicht.
Aber auch „Euronews“ hatte mitgeteilt, dass in den Tagen vor dem Unfall bereits mehrere Schiffsbesatzungen vor „extremen Signalstörungen“ gewarnt hätten. Davon sprach am Sonntag auch das Joint Maritime Information Center (JMIC). Diese internationale Beobachtergruppe war in Reaktion auf Angriffe der Huthi-Milizen auf Handelsschiffe in den vergangenen Jahren gebildet worden.

Ein Fünftel weltweiter Öllieferungen geht durch die Straße von Hormus

Das JMIC wollte den iranischen Hafen Bandar Abbas als Ursprung der Störung ausgemacht haben. Mehr als 900 Schiffe seien dadurch vom Kurs abgekommen, hätten in Zickzacklinien navigiert und seien der Küste gefährlich nahegekommen.
Die Straße von Hormus liegt zwischen Oman und dem Iran. Die Meerenge verbindet den Arabischen Golf mit dem Golf von Oman im Süden und dem Arabischen Meer dahinter. Etwa ein Fünftel des gesamten weltweiten Ölverbrauchs wird durch die Meerenge transportiert. Zwischen Anfang 2022 und dem Vormonat flossen nach Angaben von Vortexa täglich etwa 17,8 bis 20,8 Millionen Barrel Rohöl, Kondensat und Kraftstoffe durch die Straße von Hormus.
Wie „IT-Boltwise“ meldet, haben die Märkte kurzfristig auf den Vorfall und die Berichte von Reuters reagiert. Der Index für die sogenannten Forward Freight Agreements, die als Absicherung gegen steigende Schiffskosten dienen, stieg von 65 bis 70 auf 70 bis 74 Worldscale-Punkte. Kollisionen seien in der Region zwar selten – wenn sie jedoch vorkommen, seien die Auswirkungen gravierend.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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