Terrorwarnstufe erhöht
Taxifahrer verhinderte offenbar Anschlag in Liverpool - Bombenbauer tot

Tatort vor dem Liverpool Women’s Krankenhaus in Liverpool. 15. November 2021.
Foto: Christopher Furlong/Getty Images
Nach der Explosion eines Taxis in Liverpool hat Großbritannien die Terrorwarnstufe auf die zweithöchste Stufe angehoben. Die Terrorgefahr sei am Montag von „erheblich“ auf „schwerwiegend“ gesetzt worden, teilte Innenministerin Priti Patel mit. Am Sonntag war eine selbstgebastelte Bombe in einem Taxi vor einem Krankenhaus in Liverpool explodiert.
Am Montag sind weitere Details zu dem Vorfall bekannt geworden. Berichten zufolge soll der Taxifahrer einen geplanten Bombenanschlag in einer vollbesetzten Kirche bei einem Gedenken an die Kriegstoten des Landes vereitelt haben.
Wie die britische Anti-Terror-Polizei am Montag mitteilte, geht sie bei der Explosion eines Taxis am Vortag vom einem terroristischen Hintergrund aus. Bei dem toten Fahrgast handele es sich vermutlich um den Bombenbauer. Die Anti-Terror-Polizei befragte zunächst drei Männer, die am Sonntag festgenommen worden waren. Am Montag gab es eine weitere Festnahme.
Das Taxi war am Sonntag kurz vor 11.00 Uhr (Ortszeit, 12.00 MEZ) vor der Frauenklinik von Liverpool explodiert. Die Explosion ereignete sich damit Sekunden vor dem landesweiten Gedenken an die Kriegstoten. Ein Fahrgast in dem Taxi wurde getötet, der Fahrer konnte sich leicht verletzt retten.
Nach Angaben der städtischen Behörden und Medienberichten zufolge hatte der Fahrer den Passagier im Taxi eingesperrt, nachdem dieser ihm verdächtig vorgekommen war.
Wie britische Medien unter Verweis auf Ermittler und Freunde des Taxifahrers berichteten, wollte der Passagier zu dem alljährlich in der anglikanischen Kathedrale im Nordwesten der Stadt stattfindenden Gedenkgottesdienst fahren. Wegen Straßensperren musste das Taxi Umwege fahren, wodurch es am nahegelegenen Krankenhaus vorbeifuhr. Dort ging die Bombe hoch – unmittelbar nachdem der Fahrer aus dem Wagen entkommen war, wie die „Daily Mail“ berichtete.
Das Taxi ging in einem Feuerball auf, dicker schwarzer Rauch stieg auf. Die Polizei riegelte das Krankenhaus umgehend ab, Patienten wurden aufgefordert, andere Kliniken aufzusuchen. Der getötete Passagier wurde laut Polizei noch nicht „formell identifiziert“.
„Ein weiteres Beispiel für echten Mut“
„Mit seinem heldenhaften Verhalten hat der Taxifahrer es geschafft, eine mögliche Katastrophe in dem Krankenhaus abzuwenden, die absolut grauenhaft hätte werden können“, sagte Liverpools Bürgermeisterin Joanne Anderson am Montag im BBC-Radio. Die Behörden hätten schon früh gewusst, dass der Fahrer ausgestiegen sei und die Türen verriegelt habe. Sie warnte vor weiteren Spekulationen über den Vorfall.
Der Zeitung „Liverpool Echo“ zufolge nahmen an dem Gedenkgottesdienst rund 2.000 Menschen teil. Im Anschluss gab es auf den gesperrten Straßen rund um die Kathedrale eine Militärparade. Der Weltkriegsgedenktag erinnert an den Moment im November 1918, als um 11.00 Uhr die Waffen nach dem Ersten Weltkrieg schwiegen. Die Gedenkveranstaltung in Liverpool war eine der größten in Großbritannien außerhalb Londons.
Der Politiker Oliver Dowden sagte dem Sender Sky News, zunächst müssten alle Umstände der Tat aufgeklärt werden. Sollte sich das Verhalten des Taxifahrers bestätigen, wäre dies „ein weiteres Beispiel für echten Mut“. Dessen Handeln stehe im Gegensatz zur „Feigheit von Terroranschlägen“.
Der britische Premierminister Boris Johnson sagte kurz vor der Pressekonferenz der Anti-Terror-Polizei, es sei verfrüht, sich im Detail zu dem Vorfall zu äußern, da die Ermittlungen noch andauerten. „Aber es sieht so aus, als hätte sich der betreffende Taxifahrer mit unglaublicher Geistesgegenwart und Tapferkeit verhalten“, sagte Johnson in London.
Nach dem Vorfall hatte die Anti-Terror-Polizei in einem Haus im Stadtteil Kensington drei Männer im Alter von 21, 26 und 29 Jahren festgenommen. Am Montag wurde zudem ein 20-Jähriger festgenommen.
Teile der Straße waren am Montag noch abgesperrt, es war ein großes Polizeiaufgebot vor Ort. Laut Jackson wurden an einer zweiten Adresse in Sefton Park, in der Nähe von Kensington, „bedeutende Gegenstände“ gefunden. Dort soll auch der Fahrgast in das Taxi gestiegen sein.
Der Tatort vor dem Krankenhaus blieb am Montag abgesperrt, ebenso wie die Straßen rund um die beiden untersuchten Grundstücke, auf denen Forensiker in weißen Anzügen zu sehen waren. Auch der Inlandsgeheimdienst MI5 unterstützt die Ermittlungen, wie die Zeitung „The Guardian“ und die BBC berichteten. (afp/dl)
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