Venezuela: Inflation macht Einkommen wertlos

In der Not entstand in Venezuela eine reine Goldwährung. Die Inflation macht die Einkommen der Menschen wertlos, das ehemals reiche Land verkommt. Venezuelas Notenpresse läuft auf Hochtouren.
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Im Angebot: Eine aus Bolivar-Scheinen geflochtene Tasche.Foto: ROBAYO/AFP via Getty Images
Von 15. November 2021

Rund 7 Millionen Bolivar kostete ein Laib Brot im September in Venezuela. Am 1. Oktober strich die Regierung auf den Geldscheinen sechs Nullen, der Eine-Million-Bolivar-Geldschein (0,25 Dollar) wurde durch einen Ein-Bolivar-Schein ersetzt. 100 Bolivars sind der neue höchste Wert. Ein Euro entsprach am 8. November 511.062,03 venezolanischen Bolivars. Tendenz steigend.

Die Inflation macht die Einkommen der Menschen wertlos, das ehemals reiche Land verkommt. Venezuelas Notenpresse läuft auf Hochtouren. Im realen Leben hat die nationale Währung Bolivar kaum noch Bedeutung. Die digitale Währung ist unbeliebt, bargeldlose Bezahlsysteme intransparent. Einzelhändler sind dazu übergegangen, Preise in US-Dollar festzulegen.

In Großstädten wird der US-Dollar bevorzugt, an der Grenze zu Kolumbien der dortige kolumbianische Peso. An der Grenze zu Brasilien im Süden regiert der brasilianische Real. Auch Kryptowährungen und Euro werden genutzt.

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Im Südosten des Landes entstand zudem eine reine Goldwährung, schreibt „exxpress.at“. In illegalen Minen graben Verzweifelte, Arbeitslose und Miners nach Nuggets. Die größeren Minen werden vom Militär bewacht und verteidigt.

Aus den geschürften Goldnuggets würden Goldplättchen geschnitten, die zur Bezahlung dienen. Gehandelt werde in Gramm: Ein halbes Gramm Gold werde für eine Übernachtung im Hotel verlangt. Gewogen würden die Goldplättchen fast nie, so vertraut seien die Menschen mit den Plättchen.

Die Goldplättchen sind keine offizielle Währung. Dazu müssten sie in geeignete Formen geprägt und ihr Goldgehalt standardisiert werden.

Hyperinflation

Der Internationale Währungsfonds verglich 2018 die Lage in Venezuela mit „Deutschland 1923“. Das Land hatte die höchste Inflationsrate aller Zeiten, der IWF sprach von 1.370.000 Prozent. Anders gesagt: Für eine Semmel, die am 1. Januar einen Euro-Cent kosten würde, müsste man am 31. Dezember des gleichen Jahres 10.000 Euro bezahlen.

Für das Jahr 2021 rechnet der IWF mit einer jährlichen Inflationsrate von 5.500 Prozent, der Bolivar verlor seit Jahresanfang fast drei Viertel seines Wertes. Die Hyperinflation beruht auf den staatlichen Eingriffen in den Devisenhandel und der sozialistischen Verstaatlichung ganzer Branchen – einer Massenenteignung.

96 Prozent der venezolanischen Haushalte leben in Armut, 64 Prozent in extremer Armut, ergab eine Studie der Andres Bello National University in Chile (UNAB). Nach UN-Angaben verließ bis Ende 2020 jeder Sechste das sozialistische Land – mehr als 5,4 Millionen Menschen (bei geschätzt 28,5 Mill. Einwohnern 2019).

Nur wenige Familien können sich Nahrungsmittel wie Eier, Fisch, Fleisch oder Gemüse leisten. Häuser werden wieder aus Stöcken und Schlamm gebaut, Strom ist Mangelware, Stromausfälle üblich. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, ebenso die Wasserversorgung. Abwasser fließt ungefiltert in Flüsse. Benzin, Erdöl und Erdgas sind Mangelware, wer noch ein fahrbereites Auto hat, kann sich glücklich schätzen. Selbst wenn Lebensmittel in den Supermärkten angeboten werden, sind sie unerschwinglich.

Venezuela, die einst reichste Nation Lateinamerikas, verkommt unter einem diktatorischen kommunistischen Regime unter Machthaber Nicolás Maduro zu einem Armenhaus, wo Gewalt, Kriminalität und der Mangel an dem Notwendigsten das Leben bestimmen. Wer kann, flüchtet ins Ausland.



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