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3.000 „Querfront“-Teilnehmer in Dresden

Ostermärsche 2025: Friedensbewegung zwischen Tradition, Spaltung und neuem Protest

Auch 2025 riefen Friedensaktivisten über die Osterfeiertage wieder zu Kundgebungen, Märschen und Mahnwachen auf. Obwohl die Veranstaltungszahlen stabil blieben, stagnierten die Teilnehmerzahlen auf niedrigem Niveau. Woran liegt das?

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Zum Ostermarsch Rhein-Ruhr werden an drei Tagen insgesamt etwa 2.000 Teilnehmer erwartet.

Foto: Thomas Banneyer/dpa

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Lesedauer: 6 Min.

Das Osterwochenende steht in Deutschland erneut im Zeichen der Ostermärsche der Friedensbewegung. Ihren Anfang nahmen diese in den späten 1950er Jahren – inspiriert von den „Aldermaston Marches“ britischer Atomwaffengegner. Für dieses Jahr wurden bundesweit mehr als 110 dezentrale Märsche, Kundgebungen, Fahrraddemos und Mahnwachen für den Frieden angekündigt.
Der Karsamstag ist dabei traditionell der Schwerpunkt der Veranstaltungen. Einige größere Aktionen stehen jedoch auch am Ostersonntag und Ostermontag auf dem Programm.
So wird der Ostermarsch in Hamburg erst am Montag, 21. April, stattfinden. Zu diesem wird auch eine gemeinsame Anreise aus Lüneburg organisiert. Im österreichischen Bregenz findet ebenfalls am Montag der Internationale Bodensee Friedensweg statt.

Ostermärsche vor allem in den größeren Städten

In Niedersachsen gab es bislang elf größere Ostermärsche, wobei sich in Hannover etwa 1.000 Menschen daran beteiligten. Weitere Veranstaltungen gab es unter anderem in Braunschweig, Wolfsburg, Göttingen oder Osnabrück. In Thüringen fand bereits am Gründonnerstag eine Friedenskundgebung in Erfurt mit etwa 400 Teilnehmern statt. Auch in Weimar, Suhl und Gera gab es kleinere Kundgebungen.
Im Rhein-Ruhr-Gebiet erstrecken sich die Ostermarsch-Veranstaltungen dortiger Friedenskooperativen über mehrere Tage. Sie finden vor allem in den größeren Städten wie Duisburg, Essen, Dortmund, Gelsenkirchen, Bochum oder Herne statt.
Friedenstauben sind auf Fahnen bei einem Ostermarsch zu sehen.

Friedenstauben sind auf Fahnen bei einem Ostermarsch zu sehen.

Foto: Jens Kalaene/dpa

Auch in Berlin, Bremen, München, Leipzig oder Stuttgart fanden Märsche oder Kundgebungen statt, die zwischen mehreren hundert und über tausend Teilnehmer fanden. Ein wiederkehrendes Motto lautete dabei „Friedensfähig statt kriegstüchtig“. Auch vor Produktionsstätten des Rüstungskonzerns Rheinmetall wurde demonstriert.

„Taurus“-Äußerungen von Merz bewirkten keine stärkere Mobilisierung

Die Zahl der Teilnehmer an den einzelnen Veranstaltungen war etwas höher als in den Jahren der Corona-Pandemie und 2023. Dass der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz jüngst eine Lieferung deutscher „Taurus“-Marschflugkörper an die Ukraine in Aussicht stellte, hat keine substanzielle Mobilisierung bewirkt.
Im Jahr 1968 hatten die Ostermärsche mit etwa 300.000 Teilnehmern einen ersten Höhepunkt erreicht. Über die Gegnerschaft zur Rüstung hinaus ging es damals auch um die Notstandgesetze. Die Debatte um den NATO-Doppelbeschluss hatte 1983 sogar eine Mobilisierung von bundesweit rund 700.000 Menschen ausgelöst.
Nach dem Ende des Kalten Krieges ging die Zahl der Teilnehmer an den Ostermärschen deutlich zurück. Eine Ausnahme bildeten die Jahre 1991 und 2003, als der Erste Golfkrieg sowie der Krieg im Irak noch einmal für einen Ausschlag nach oben sorgten.
Ein häufiges Mobilisierungsthema war das Eintreten für eine „atomwaffenfreie Welt“. In den Jahren vor der Corona-Pandemie erweiterte sich das Themenspektrum auch auf klimapolitische Anliegen.

Warum waren in der Zeit des Kalten Krieges die Teilnehmerzahlen höher?

Unklar ist, warum der anhaltende Krieg in der Ukraine zu keiner stärkeren Mobilisierung bei den Ostermärschen beitragen. Zu den Faktoren, die in der Zeit des Kalten Krieges zu verhältnismäßig hohen Teilnehmerzahlen beitrugen, gehört beispielsweise, dass damals regelmäßig auch Gewerkschaften und Kirchen zur Teilnahme aufriefen.
Außerdem lebten zu jenem Zeitpunkt noch mehr Menschen aus der Kriegsgeneration, die aufgrund eigener Erfahrungen durch das Engagement in der Friedensbewegung ein Zeichen setzen wollten. Dazu kamen Kreise innerhalb der SPD, die sich gegen Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung stellten. Heute fehlt es an der gesellschaftlichen Breite, die noch in der Zeit des Kalten Krieges die organisierte Friedensbewegung trug.

Ostermärsche von ideologischer Polarisierung überschattet

Nur noch wenige Angehörige der Weltkriegsgeneration sind am Leben, Kirchen und Gewerkschaften haben an Bedeutung eingebüßt. Zudem rufen der DGB oder kirchliche Organisationen nur noch punktuell statt flächendeckend zur Teilnahme an Ostermarsch-Veranstaltungen auf. Teile der früheren Außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Grünen, die später als deren parteipolitischer Schwerpunkt galten, weisen heute keine pazifistische Grundhaltung mehr auf.
Ein weiterer Faktor für die geringe Beteiligung an den Ostermärschen ist die starke Polarisierung und ideologische Aufladung des politischen Klimas in Deutschland. Diese führt auch in der Friedensbewegung selbst zu Spaltungserscheinungen.
Die Konflikte entzünden sich insbesondere an teils deutlich divergierenden politischen Bewertungen der Kriege in der Ukraine und in Gaza. Dazu kommt Uneinigkeit darüber, wie mit unterschiedlichen weltanschaulichen Ausrichtungen von Teilnehmern umzugehen sei.
In München distanzierten sich die Organisatoren vom Münchner Friedensbündnis schon in ihrem Aufruf deutlich von Personen, die der „politischen Rechten“ oder dem BSW zuzuordnen seien. Demgegenüber fand am Karfreitag in Dresden eine „Friedensprozession“ statt, die unter der Überschrift „Frieden kennt keine Brandmauern“ stand.

Justus Frantz: Es geht um „Leben und Tod“ statt um links und rechts

Zu der Kundgebung hatte der frühere Initiator der „Querdenken 351“-Bewegung, Marcus Fuchs, aufgerufen. Als Redner haben sich bekannte Persönlichkeiten wie der Kabarettist Uwe Steimle, die Politologin Ulrike Guérot und der frühere TV-Talkmaster Jürgen Fliege zur Verfügung gestellt.
Unter den Teilnehmern fanden sich AfD-Politiker wie Bundessprecher Tino Chrupalla und Landeschef Jörg Urban. Vertreten waren der „Sächsischen Zeitung“ zufolge auch der frühere Linke-Politiker Dieter Dehm, Mitglieder des BSW sowie von den vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuften Parteien Freie Sachsen und „Die Heimat“, ehemals NPD.
Der in St. Petersburg tätige Dirigent Justus Frantz ließ ein Statement übertragen, in dem er äußerte, es sei ihm „sch***egal“, ob zusammen mit Rechten demonstriert werde. Wenn es um „Leben und Tod“ gehe, hätten rechts und links keine Bedeutung mehr. Der Polizei zufolge nahmen 3.000 Menschen an der Kundgebung teil.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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